Münchner Amok löschte neun Leben aus - Arbnor S. trauert um seine Schwester
«Wir lieben dich, Engel»

Neun Menschen kamen beim Amoklauf in München ums Leben, darunter drei Türken, ein Grieche und drei kosovarische Staatsbürger. Letztere kannten sich gut. Für ihre Familien ist bereits ein Spendenkonto eröffnet worden.
Publiziert: 23.07.2016 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:31 Uhr
«Sein Freund konnte weglaufen - mein Sohn wurde getötet»
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Vater von Amok-Opfer Dijamant Zabergja (†21):«Sein Freund konnte weglaufen - mein Sohn wurde getötet»

Dutzende Blumen und Kerzen erinnern an die Tragödie, die sich gestern Abend im Olympia-Einkaufszentrum und auf der Strasse davor abgespielt haben. Neun Menschen hat Amokschütze David Ali Sonboly (†18) erschossen, bevor er sich selbst richtete.

Bei den Opfern handelt es sich laut der Polizei um sechs Männer und drei Frauen. Acht der neun Getöteten sind zwischen 14 und 20 Jahre alt, das älteste Opfer ist eine 45-jährige Frau. 

Aus Gründen des Opferschutzes gibt die Polizei nicht bekannt, welche Nationalität die Opfer haben, die allesamt in München und Umgebung wohnten. Angaben der jeweiligen Aussenministerien zufolge sind unter den Toten drei Kosovaren, drei Türken sowie ein griechischen Staatsbürger.

Zufall? Wohl kaum. Auf dem mittlerweile bekannten Video von gestern Abend hört man Sonboly, wie er gegen Ausländer wetterte.

Junger Türke stirbt bei Versuch, Schwester zu schützen

Bei den Opfern mit türkischem Pass handelt es sich um die Jugendlichen Sevda D., Can L. und Selcuk K., wie der türkische Aussenminister bekannt gab. Selcuk, ein junger Mann, ist Medienberichten zufolge beim Versuch gestorben, seine Schwester vor dem Kugelhagel zu schützen.

Als der Vater vom Tod seines Sohnes erfahren hat, soll er einen Herzinfarkt erlitten haben und ins Spital eingeliefert worden sein, heisst es.

Spendenkonto für kosovarische Familien eröffnet

Auf Facebook trauert Arbnor S. um seine Schwester.
Foto: Screenshot Facebook

Laut dem Bayrischen Roten Kreuz handelt es sich bei den kosovarischen Landsleuten um drei Personen, die aus gut befreundeten Familien stammten: Sabina S. (†14), Dijamant Z. (†20) und Armela S (†14). Deren Bruder Arbnor suchte auf Facebook gestern verzweifelt nach einem Lebenszeichen seiner Schwester, die sich zur Tatzeit im Einkaufszentrum befunden hatte. Wenige Stunden später meldete er auf gleichem Kanal den Tod Armelas. «Wir lieben dich Engel», schrieb er. 

Naim Z. zeigt ein Bild seines getöteten Sohnes Dijamant (†20).
Foto: AP

Auch Naim Z., der Vater von Dijamant, versucht seine Trauer zu verarbeiten, indem er sie mit anderen teilt. Mit einem Foto seines getöteten Sohnes in der Hand besuchte er heute den Tatort. «Das war mein Sohn», sagt Naim Z. zu Der Freund Dijamants habe vor dem Amokläufer fliehen können – «meinen Sohn hat er getötet». 

Arbnor mit seiner der Getöteten Armela S.
Foto: Facebook

Die drei Kosovaren sollen nach Angaben des Roten Kreuzes in ihrer Heimat Kosovo bestattet werden – ein Wunsch der Familie, der allerdings daran scheitere, «da die Überführungskosten die finanziellen Möglichkeiten der Familie bei Weitem überfordern». Das Hilfswerk hat deshalb im Verlauf des Tages ein Spendenkonto für die befreundeten Familien eingerichtet. (lha)

Verfolgen Sie die neusten Entwicklungen zum Amoklauf in München in unserem Live-Ticker.

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