Ihr Mann musste der Vergewaltigung hilflos zuschauen
Mit Stöcken fielen sie über die Frau her

Albtraum in Indien. Nach Einbruch der Dunkelheit attackierte eine Bande ein Schweizer Paar. Den Mann haben sie verprügelt und gefesselt, die Frau vergewaltigt und brutal geschlagen.
Publiziert: 17.03.2013 um 00:01 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:30 Uhr
1/6
Polizistinnen eskortieren die Schweizer Touristin ins Spital von Gwalior.
Foto: Keystone
Von Sarah Weber und Leo Ferraro

Seit Monaten sorgen Gruppenvergewaltigungen in Indien für Schlagzeilen – jetzt hat es eine Schweizer Touristin (39) getroffen. Machtlos musste ihr Ehemann dabei zusehen, wie eine Räuberbande seine Frau vergewaltigte.

Der Albtraum hatte als Abenteuerreise begonnen: Am 3. Februar landet das Paar in Mumbai. Per Velo wollen die Schweizer nach Neu-Delhi fahren. Der Plan ist, in der freien Natur im Zelt zu übernachten. Eine verhängnisvolle Entscheidung. Am Freitagmorgen machen sie sich in der Tempelstadt

Orchha im Bundesstaat Madhya Pradesh auf zur nächsten Etappe. Ziel ist die Stadt Agra, Standort des berühmten Taj Mahal. «Vor der Abfahrt haben sie bei mir noch gefrühstückt» sagt Dinal Deendayal zu SonntagsBlick. Er ist Besitzer eines kleinen Gästehauses mit einem Café. «Die beiden haben Chai-Tee getrunken und Samosas gegessen, bevor sie aufbrachen.»

Bei Anbruch der Dunkelheit sucht sich das Paar in ­einem abgelegenen Waldstück ausserhalb der Ortschaft Datia einen Platz, um neben der Strasse sein Zelt aufzuschlagen. Gegen 20.30 Uhr kommt es zum Drama.

Sieben oder acht Männer fallen über die Schweizer her. Sie sind mit Schlagstöcken bewaffnet. Erst prügeln sie auf den Mann ein, dann fesseln sie ihn. Während ­einige Täter den Mann festhalten, machen sich die übrigen über seine wehrlose Frau her, vergewaltigen und schlagen sie brutal.

Das Paar ist später mit Blutergüssen übersät. Als die Räuber zu Ende gewütet haben, nehmen sie dem Paar den Laptop, die Handys, Taschenlampen und 10000 Rupien (174 Franken) ab und machen sich aus dem Staub.

Verletzt können die Touristen ­einen Motorradfahrer stoppen, der sie um 22.45 Uhr bei der nächsten Polizeistation abliefert. Die Beamten bringen die zu ihrem Schutz maskierte Frau ins Spital von Gwalior. Dort bestätigen die Ärzte die Vergewaltigungen.

Gegenüberstellung auf dem Polizeiposten

Später soll die Schweizerin offenbar auf der Polizeistation mehrere Männer identifizieren, die von den Behörden verhaftet wurden. Laut Nachrichtenagentur Inas waren bis gestern sieben Täter identifiziert. Das Paar soll vorerst in einem Gästehaus untergekommen sein. Die Frau steht unter Schock.

Die Schweizer Botschaft in Neu-Delhi bestätigte gestern den Vorfall und zeigt sich bestürzt. «Wir konnten mit dem Opfer und ihrem Partner sprechen», sagte Botschafter Linus von Castelmur.

Die Botschaft sicherte dem Ehepaar jede mögliche Unterstützung zu. Dessen Gesundheit stehe nun «im Vordergrund». Die Botschaft halte engen  Kontakt mit den lokalen Behörden, damit sich die Täter rasch vor einem Gericht verantworten müssten.

Gestern Abend protestierten Dutzende Menschen vor dem Spital in Gwalior gegen Gruppenvergewaltigungen. Vor kurzem soll in derselben Region eine Nordkoreanerin vergewaltig worden sein. Die Wut in Indien über sexuelle Gewalt gegen Frauen wächst.

Alle 20 Minuten eine Vergewaltigung

Der Vorfall war die hundertste Vergewaltigung seit der brutalen Gruppenvergewaltigung in Neu-Delhi vom Dezember. Laut indischer Kriminalstatistik wird alle 20 Minuten eine Frau vergewaltigt. Die Dunkelziffer ist hoch. 24200 gemeldete Fälle zählten die Behörden 2011.

Mamta Sharma von der Nationalen Kommission für Frauenrechte wirft der Regierung des Bundesstaats Madhya Pradesh zu zögerliche Ermittlungen vor. «Wir verlangen, dass der Vorfall sehr ernst genommen wird und die Täter mit der grössten Härte bestraft werden», sagte sie zu indischen Medien.

Der regionale Oppositionsführer Ajay Singh spricht von einer «grossen Schande» für das Land, welche den Ruf Indiens beschädige. Sonia Gandhi, Chefin der Regierungspartei, versprach härtere Strafen bei Gewalt gegen Frauen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?