Wie die Behörden heute Nachmittag in einer Pressekonferenz bestätigten, hat der Täter Paul H. aus Giessen (Bundesland Hessen) vor seiner Messerattacke am Bahnhof Grafing bei München «Allahu-Akbar» und «ihr Ungläubigen müsst sterben!» gerufen. Die Polizei spricht daher von einer «politisch motivierten Tat».
Im Anschluss ging der Täter in der S-Bahn auf einen Mann los. Am Bahnhof griff er einen zweiten Mann an, dann zwei Velofahrer auf dem Vorplatz, unter ihnen ein Zeitungsverträger.
Eines der Opfer, ein 56-Jährigen aus Wasserburg, ist kurz darauf im Spital an den Verletzungen gestorben. Der Messerstecher wurde nach dem Angriff in der Nähe des Tatorts verhaftet. Seine Aussagen waren oft unschlüssig und schwer nachzuvollziehen. Die Polizei prüft daher eine psychische Behandlung.
Besteht eine Verbindung zu islamistischen Kreisen?
Der Tatort soll laut dem LKA zufällig gewählt worden sein. Einen Bezug von Paul H. zur Region Grafing oder zu München konnte nicht festgestellt werden. Wie die Polizei weiss, soll der arbeitslose Täter aber Pläne gehabt haben, nach Österreich oder Portugal reisen zu wollen.
Der Messerstecher war bereits am Vorabend nach München gereist. Dort hat er sich nach einem Hotelzimmer umgeschaut. Da er kein Geld hatte, deponierte er nur seinen Rucksack in München. Bereits gegen 1.38 Uhr in der Nach kam er dann mit einer S-Bahn beim Bahnhof in Grafing an, dies würden laut der Polizei Bilder von Überwachungskameras zeigen. Die Nacht verbrachte H. dann am Bahnhof – bis er dann um fünf Uhr morgens wahllos zustach.
Laut der Polizei war die Person in Bayern noch unbekannt. Bis jetzt soll es keine Hinweise zu islamistischen Kreisen geben. Dass es definitiv keinen Bezug gibt, konnte die Polizei aber noch nicht bestätigen, dafür wären noch weitere Ermittlungen nötig.
Paul H. war in psychischer Behandlung
Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann nannte auf N-TV «Verwirrung» und «Drogen» als Motivation für die Tat. Die Ermittler fanden am Tatort einen Behälter mit Spuren von Rauschgift. Aber: «Wir wissen nicht, ob er zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluss stand», sagte die Polizei an der Pressekonferenz weiter.
Wie die «Giessener Allgemeine» schreibt, war Paul H. bis zuletzt in psychiatrischer Behandlung in einer Klinik in Giessen. Bei der Durchsuchung der Wohnung in Grünberg stellte die Polizei weitere Beweisstücke sicher.
Paul H. habe seine Tat bereits gestanden. Nun werden die genaueren Hintergründe abgeklärt. Der Bahnhof ist mittlerweile wieder frei.
Täter stach mit zehn Zentimeter langer Klinge zu
Bei den drei weiteren schwer verletzten Opfern soll es sich um Männer im Alter von 43, 55 und 58 Jahren handeln. Einer von ihnen soll lebensgefährlich verletzt sein. Die Tatwaffe soll laut Polizeiangaben eine zehn Zentimeter lange Klinge haben. Das «Survival-Messer» verstaute er in einem Näh-Etui.