Ukraine-Krise
Jetzt spricht der Schweizer Kaffeekönig von der Krim

In der Ukraine sind die Kaffeehäuser von Peter Wermuth bekannter als Starbucks. Wie er die Krise erlebt, erzählt
Publiziert: 17.03.2014 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:41 Uhr
Peter Wermuth betreibt auf der Krim zwei Kaffeeläden.
Foto: Berner Zeitung
Von Claudia Stahel

Er gilt als der Kaffeekönig der Ukraine: Der Berner Peter Wermuth (64). Doch obwohl er dort selber Erfolg hat, rät er allen Schweizern, «vorerst die Finger von der Ukraine zu lassen» – viel zu unsicher sei die Zukunft.

Vor 15 Jahren hat Wermuth in Kiew und Charkiw die ersten Läden eröffnet. Heute umfasst seine Kaffeehauskette Dom Kofe über 100 Filialen und ist in der Ukraine bekannter als Starbucks. Die meisten der Läden funktionieren im Franchise-System und verkaufen den von ihm importieren Kaffee von Blaser Café aus Bern.

Wie wird der Sommer?

Von der Krise spürt Wermuth, der grösstenteils in der Ukraine lebt, bisher wenig. Auch seine zwei Partnerläden auf der Krim in Jalta und Sewastopol meldeten keinen Umsatzeinbruch. «Das kann sich aber noch ändern», fürchtet der Kaffeekönig. «Im Winter ist die Krim ausgestorben. Geld verdienen lässt sich erst im Sommer – sofern die Touristen dieses Jahr kommen.»

Erste Auswirkungen der Krimkrise spürt hingegen der Glashersteller und -verarbeiter Trösch. Der Familienbetrieb aus Bützberg BE hat in der ­Ukraine zehn Werke. Eines mit 75 Angestellten steht auf der Krim. «In Simferopol sind die Auftragseingänge in den letzten zwei Wochen um die Hälfte eingebrochen», sagt Sprecher Bruno Gygax. «Im Rest des Landes läuft das Geschäft normal.»

Weitere Abschottung der Krim

Nach dem Ja zum Russland-Beitritt rechnet Gygax mit einer weiteren Abschottung der Krim: «Es dürfte schwierig werden, Simferopol weiter mit Verbund­sicherheitsglas und gehärtetem Glas aus unseren Werken in der Ukraine zu beliefern.» In diesem Fall müsse Trösch die Ware in Russland beziehen.

Neben Wermuth und Trösch liessen sich bislang nur wenige  Schweizer Unternehmer und Firmen auf das Abenteuer Ukraine ein. Laut Nationalbank betrugen die Schweizer Direktinvestitionen Ende 2012 rund 2,1 Milliarden Franken. Das ist angesichts der Grösse das Landes nicht viel. Zu gross ist die Angst vor der weitverbreiteten Korruption, vor Behördenwillkür und der überbordenden Bürokratie.

Dass sich mit dem Krim-Referendum und den Präsidentschaftswahlen im Mai bald vieles zum Guten ändert, glaubt der Kaffee-Unternehmer Wermuth nicht: «Die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass neue Machthaber – sassen sie erst einmal am Schaltpult der Macht – genauso wie ihre Vorgänger in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.»

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