Schweizer Bergsteiger verschollen
Jetzt redet Ueli Steck

Er hat mit Cedric Hählen bereits den Gasherbrum II bezwungen: Extrembergsteiger Ueli Steck über seinen verschollenen Kollegen.
Publiziert: 13.03.2012 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 08:05 Uhr
Ueli Steck glaubt an ein gutes Ende von Hählens Expedition.
Foto: ZVG
Von Roman Neumann

Irgendwo am Gasherbrum I (8080 m ü. M) stecken die drei Extrem-Bergsteiger seit Freitagmittag fest: Der Aargauer Cedric Hählen (30), der Österreicher Gerfried Göschl (39) und der Pakistani Nisar Hussain. Das Wetter ist denkbar schlecht, ihre Kommunikationgeräte ausgefallen. Vermutet wird im Basislager, dass der Sonnensturm dafür verantwortlich ist.

Extrembergsteiger Ueli Steck (35) kennt Cedric Hählen, hat mit ihm bereits 2006 den Gasherbrum II (8035 m ü. M) bezwungen.

Die Bergsteiger seien am Gasherbrum I etwas zu spät unterwegs gewesen, sagt er. Ueli Steck zu Blick.ch: «Ihnen fehlte genau ein halber Tag, deshalb kamen sie in schlechtes Wetter.» Die beiden Polen, die kurz vorher unterwegs waren, hätten das Schönwetterfenster optimal genutzt. Sie hätten es gut auf den Gipfel geschafft.

Sind Hählen und seine Mitstreiter zu viel Risiko eingegangen? Steck: «Das kann man von hier aus nicht beantworten. Jeder muss selber entscheiden, was er riskieren will.» Er rechnet nicht mit dem Schlimmsten: «Es kann gut sein, dass die drei bald gesund wieder runterkommen.»

Zwei bis drei Wochen überleben

Zuletzt wurden Hählen und sein Team rund 200 Meter unter dem Gipfel gesehen. Steck beschreibt ein mögliches Szenario: «Vielleicht haben sie den Gipfel erreicht, sind dann aber weiter runter, sitzen jetzt irgendwo bei 7500 Meter und warten auf besseres Wetter.»

In dieser Höhe könne man problemlos zwei bis drei Wochen überleben, so der Extrembergsteiger. An Ausrüstung mangle es ihnen schliesslich nicht. «Sie werden ihr Zelt aufgestellt haben, in ihren Schlafsäcken liegen. Das ist zwar etwas mühsam, aber Hählen ist ein Kämpfer.» Solange Gas und Essen vorhanden sind, könne man die Situation gut aushalten.

An gutes Ende glauben

Steck gibt noch zu bedenken: «Heute ist man durch die modernen Kommunikationsmittel gewöhnt, ständig in Kontakt miteinander zu sein. Früher war es völlig normal, ein paar Tage nichts von den Leuten am Berg zu hören.» Auch an den Sonnensturm mag er nicht recht glauben. «Diese Geräte können sehr anfällig sein. Vielleicht war das GPS eine Stunde draussen in der Kälte und schon funktionierts nicht mehr.»

Steck bleibt optimistisch: «Man muss jetzt einfach an ein gutes Ende glauben.»

Etwas anderes bleibt den Angehörigen zuhause nicht übrig. Bisher waren Suchflüge per Heli nicht möglich. «Explorersweb.com» berichtet, dass auch die beiden Polen, die sich noch am Berg befinden, wegen schlechten Wetters umkehren mussten.

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