Immer mehr infizierte Teenager in Asien
HIV-Epidemie wegen Dating-Apps

In Asien steigt die Rate von HIV-infizierten Jugendlichen. Eine neue Studie bringt diese Epidemie mit der Verbreitung von Dating-Apps in Verbindung. Doch auch die Rolle der Gesellschaft ist nicht zu unterschätzen.
Publiziert: 05.12.2015 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:36 Uhr
Auch bei Dating-Apps ist an Verhütung zu denken.
Foto: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Eine neue Uno-Studie fand heraus, dass zwischen der steigenden HIV-Rate von jugendlichen Homosexuellen in Asien und der wachsenden Beliebtheit von Dating-Apps ein Zusammenhang besteht.

In der zweijährigen Studie wurde ein Anstieg von HIV-infizierten Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren im Asien-Pazifik-Raum beobachtet. Über die Hälfte der weltweiten Jugendlichen leben dort.

Mehr Sex, mehr Männer

Dadurch ergibt sich ein kausaler Zusammenhang zu HIV-Infektionen, wie Wing-Sie Cheng, Uno-Beraterin für HIV und Aids, «The Guardian» erzählt: «Junge schwule Männer haben uns immer wieder davon erzählt, dass sie Handy-Dating-Apps dazu nutzen, um sich mit anderen zum Sex zu treffen. Dadurch haben sie viel mehr Gelegenheitssex mit viel mehr Männern als früher. Wir wissen dass durch dieses riskante Verhalten die Verbreitung von HIV gefördert wird.»

Die Technologie hat Sex revolutioniert: Durch Internet-Seiten und Smartphone-Apps wie «Tinder» oder «Grindr» ist es für Junge einfacher und damit häufiger geworden, zu Gelegenheits-Sex zu kommen. Bei diesem spontanen, impulsiven Sex ist dabei ein unverlässlicher Gebrauch von Kondomen zu beobachten.

Stigmatisierung von HIV und Homosexualität

Doch die Schuld liegt nicht zwingend an den Apps. Die Jungen suchen selten ärztliche Hilfe auf, da sie in Gesellschaften leben, in denen die Krankheit stark stigmatisiert wird. Zusätzlich würden sie sich gezwungermassen outen. In vielen Ländern dieser Region ist es Minderjährigen zudem nicht erlaubt, ohne die elterliche Erlaubnis einen HIV-Test zu machen.

Dieses Stigma ist auch der Grund, wieso Apps immer beliebter werden. Für junge Schwule ist es fast unmöglich, Sex zu haben. Wenn ihre Sexualität offengelegt wird, droht ihnen alles zwischen Mobbing und Misshandlung. Dies kann durch die Online-Suche nach gleichgesinnigen Sexpartnern ausgehebelt werden.

Auch global ist die Seuche immer noch ein Problem bei jungen Menschen. Obwohl die HIV-Rate weltweit insgesamt gesunken ist, ist Aids immer noch die häufigste Todesursache bei afrikanischen Teenagern und die zweithäufigste bei Jugendlichen weltweit. Diese Entwicklungen gefährden den Plan der Uno, bis 2030 Aids bekämpft zu haben.

Uno reagiert auf Studienergebnis

Versuche, auf die Wichtigkeit von HIV-Tests in den Apps selber hinzuweisen, scheiterten. Die User klickten die Werbungen grad wieder weg. Zugegeben, daran will keiner bei der Suche nach dem nächsten Gelegenheitssex denken müssen.

Die Uno will einen Sexualkunde-Unterricht fördern, der weiter als die Erklärung verschiedener Organe geht. Ausserdem sollen Jugendliche einen HIV-Test ohne die Unterschrift der Eltern machen können.

Es müssen Wege zur Einschränkung dieser Epidemie gefunden werden, denn was sich momentan in Asien abspielt, könnte sich überall in der Welt wiederholen. Andere Studien zeigten bereits ähnliche Entwicklungen in Florida durch den Start der Webseite «Craigslist». (sep)

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