Es ist die wohl imposanteste, teuerste und mysteriöseste Bauruine der Welt: das Ryugyong-Hotel in Pjöngjang.
Spektakulär thront die 330 Meter und 105 Stockwerke hohe Glas-Pyramide über der Skyline der nordkoreanischen Hauptstadt. Doch auch rund 30 Jahre nach Baubeginn und geschätzten Kosten von rund 750 Millionen Dollar hat noch kein einziger Gast in dem Gebäude logiert.
Das Hotel Ryugyong ist ein Geisterhaus, dessen Aussenansicht fast jeder kennt, von dem aber kaum einer weiss, wie es im Innern aussieht.
Initiiert hat das Projekt noch Kim Il Sung, der 1994 verstorbene Grossvater des heutigen Diktators Kim Jong Un. Kim der Ältere wollte der Welt mit dem Monster-Bau offensichtlich die vermeintliche wirtschaftliche Stärke seines Landes demonstrieren. Für viele Kritiker war es hingegen ein Ausdruck des Grössenwahns des Regimes.
Wie das Online-Magazin «The Daily Beast» schreibt, waren die Pläne durchaus ambitioniert: 3000 Gästezimmer hätte das Hotel umfassen sollen, dazu ein Casino sowie nicht weniger als fünf Drehrestaurants. Es wäre eines der zehn höchsten Gebäude der Welt geworden, das erste ausserhalb der USA mit mehr als 100 Stockwerken - und das höchste Hotel der Welt.
Doch so weit sollte es nie kommen. Zumindest nicht ganz.
Zum geplanten Eröffnungszeitpunkt 1989, zwei Jahre nach Baustart, stand zwar die Aussenhülle. Mehr aber auch nicht. 1992 wurde das Projekt definitiv gestoppt. Auch weil Nordkorea nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, seines grössten Gönners, in eine massive Krise schlitterte.
Seither gab es mehrere Versuche, dem Mega-Hotel doch noch Leben einzuhauchen.
2008 versprach die ägyptische Orascom Telecom Holding von Samih Sawiris' Bruder Naguib Sawiris die Monster-Pramide fertigzustellen. Im Gegenzug sollte das Unternehmen den Auftrag für den Aufbau eines Mobilfunknetzes in Nordkorea erhalten.
In der Tat trieben die Ägypter die Fertigstellung der Fassade des Hotels voran – und nutzten die imposante Höhe des Gebäudes zur Montage von Telekommunikations-Antennen. Zum angekündigten Innenausbau ab dem Jahr 2010 kam es aber nie. Und damit auch nicht zur geplanten Hotel-Eröffnung im Jahr 2012.
Dafür übernahm zu dem Zeitpunkt ein weiterer Akteur: Die Hotelkette Kempinski wollte das Hotel fertigbauen. Wenn auch in deutlich redimensioniertem Ausmass.
Der Schweizer Kempinski-Chef Reto Wittwer sagte damals der Nachrichtenagentur Bloomberg: «Ich habe mir gesagt, wir müssen dieses Hotel haben, denn wenn sich Nordkorea eines Tages öffnet, wird das Hotel zur Geldmaschine».
Doch nur ein halbes Jahr später wurde das Projekt vor dem Hintergrund der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beerdigt. Und das blieb auch.
«The Daily Beast» kommt zum Schluss, die Pyramide sei nichts anderes als «eine unvermeidliche Erinnerung an den Ehrgeiz und die Selbstüberschätzung einer Regierung», die mehr besorgt über ihr Ansehen sei als am Wohlergehen des Volkes.
Der einzige Vorteil, den das Gebäude den Bewohnern von Pjöngjang zu bieten habe, sei ein «etwas besserer Handy-Empfang» - sofern diese denn überhaupt ein Mobiltelefon besitzen.