Der Khan Younis Zoo im Gazastreifen erlangte traurige Berühmtheit: Nachdem bekannt wurde, dass Dutzende Tiere in den Käfigen qualvoll verendet sind und danach auch noch ausgestopft wurden, erhielt er den Titel «schlimmster Zoo der Welt». Mit dem bizarren Schauspiel ist jetzt Schluss: Ein Rettungsteam der Tierschutzorganisation Vier Pfoten holte die letzten Tiere aus den Gehegen – sie alle bekommen ein neues Zuhause.
Tiger Laziz fand in Südafrika ein neues Zuhause
Unter ihnen ein stolzes Wesen, das besonders unter der Verwahrlosung gelitten hat: Laziz, der letzte Königstiger von Gaza. Er wird in Lionsrock in Südafrika weiterleben, einem Grosskatzen-Refugium von Vier Pfoten. Dort kann er auf Gras und Erde liegen statt Beton. In einem Lebensraum, der ein Hektar gross ist – bisher war es ein Käfig von drei auf drei Metern.
Jordanien nimmt mehrere Tiere auf
Auch die anderen Tiere bekommen eine neue Heimat: Fünf Affen gehen nach Israel, Stachelschweine, Schildkröten, Bussarde, jeweils ein Pelikan, Eumu und Reh kommen in ein Schutzzentrum in Jordanien. Ein Dammhirsch-Baby ist leider kurz vor der Ankunft der Retter an einer entzündeten Wunde gestorben.
Indra Kley vom Vier-Pfoten-Rettungsteam ist glücklich über die erfolgreiche Rettung, die am Dienstag begann. «Wir wussten, dass das unsere schwierigste Mission werden würde», sagt sie zu BLICK. Tatsächlich lief nicht alles wie geplant: Israelische Luftangriffe und ein Raketenangriff auf eine grenznahe Israelische Stadt zwang das Team, die Pläne völlig über den Haufen zu werfen. Sie bekamen von den Behörden plötzlich viel weniger Zeit als vorgesehen.
Freiwillig in die Box – wie durch ein Wunder
So entstand die Sorge, dass der stolze Laziz nicht einfach freiwillig eine Transportbox betreten würde. «Wir wollten ihn nicht unnötig betäuben», sagt Indra Kley. Doch der Tiger sei sofort hineinmarschiert. «Als ob er genau wusste, dass ein schöneres Zuhause auf ihn wartet», sagt Kley. Dass die Stachelschweine aus ihrem Käfig türmten, sorgte für zusätzliche Beunruhigung – zur Erleichterung aller tauchten sie später wieder auf.
Der Konflikt zwischen der Hamas und Israel erschwert die Lebensbedingungen in dem Gebiet extrem. Das wirkte sich auch auf den Khan-Younis-Zoo aus, der 2007 eröffnet wurde. Der Besitzer hatte kaum Geld für Essen und medizinische Versorgung der Tiere. Ausserdem ist der Zugang zum Zoo während israelischen Grossoffensiven mehrere Wochen gänzlich abgeschnitten – ein Todesurteil für viele Tiere.
Besitzer zeigt sich erleichtert
Um seinen Besuchern doch noch etwas zu bieten, begann der Besitzer, einige der Leichen zu mumifizieren. So lebten die hungernden Tiere Seite an Seite mit den Toten, die irgendwann in der Mehrzahl waren. Jetzt zeigt sich der Besitzer erleichtert, das die letzten 15 Tiere ein neues Zuhause bekommen: «Ich konnte es kaum ertragen, dass Khan Younis von vielen als schlimmster Zoo der Welt bezeichnet wurde», sagt er.