Ex-Geisel über Schein-Hinrichtungen und Folter-Videos
So brutal quält Jihadi John die Gefangenen

Der spanische Journalist Javier Espinosa war monatelang in der Gewalt des Islamischen Staats (IS) in Syrien. Jetzt berichtet er über die sadistischen Folter-Methoden der Terror-Miliz.
Publiziert: 16.03.2015 um 08:55 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:52 Uhr
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Endlich Frei: Javier Espinosa wird in Madrid von seinem Sohn begrüsst.
Foto: AP

Die Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben einer ihrer ehemaligen Geiseln ein Guantanamo-ähnliches Gefangenenlager eingerichtet. Das schrieb der spanische Journalist Javier Espinosa von der Zeitung «El Mundo» in einem gestern veröffentlichten Artikel. 

Er sei mit mehr als 20 weiteren Geiseln - Journalisten und humanitäre Helfer aus Europa, den USA und Lateinamerika - in einem Haus nördlich der syrischen Grossstadt Aleppo festgehalten worden. Die Geiselnehmer hätten dort das Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba nachbilden wollen, wo die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 «feindliche Kämpfer» einsperrten. 

Pistole an Kopf gehalten, abgedrückt

«Sie sagten uns, wir müssten dort lange bleiben, weil wir die ersten waren, die sie gefangen genommen haben», schrieb Espinosa in dem Artikel in «El Mundo». Drei besonders brutale Wachen hätten wiederholt Exekutionen vorgetäuscht.

Die Geiseln seien vom «Jihadi John» genannten IS-Kämpfer Mohammed Emwazi (26) und weiteren Extremisten festgehalten worden. Laut Espinosa hatte Jihadi John grosses Vergnügen daran, die Gefangenen mit Schein-Exekutionen psychisch zu foltern. Der IS-Terrorist habe sowohl mit einem antiken Schwert wie auch mit einer Pistole Hinrichtungen vorgetäuscht. 

So habe er etwa mit der Klinge die Halsschlagader der Geiseln berührt und gefragt: «Spürst du das? Kalt, nicht war? Kannst du dir den Schmerz vorstellen wenn die Klinge in deinen Hals schneidet?» Zudem habe er den Gefangenen die nicht oder nur teilweise geladene Pistole an den Kopf gehalten und mehrmals abgedrückt.

Zum Schauen von Hinrichtungs-Videos gezwungen

Manchmal seien Geiseln gezwungen worden, ein Video von der Tötung eines russischen Ingenieurs anzuschauen. Die Wächter hätten gedroht, dass ihnen dasselbe Schicksal drohe. 

Espinosa schrieb, der US-Journalist James Foley, der im vergangenen Jahr vom IS getötet wurde, habe ihm vom Vorhaben der Dschihadistengruppe berichtet, ein Lager wie Guantanamo für westliche Geiseln zu schaffen: Sie hätten «ein Hochsicherheitsgefängnis mit Kameras und vielen Wachen» geplant.

Espinosa war am 16. September 2013 entführt und am 29. März 2014 freigelassen worden. Er wartete nach eigenen Angaben bis jetzt mit der Veröffentlichung von Details aus dieser Zeit, weil der IS gedroht habe, Mitgefangene hinzurichten, wenn er von seiner Gefangenschaft berichte.

Von den insgesamt 23 Gefangenen aus Espinosas Gruppe wurden 15 freigelassen, sechs vom IS hingerichtet und eine bei einem US-Bombenangriff getötet. Das Schicksal des britischen Fotografen John Cantlie ist ungewiss, in einem IS-Video war er kürzlich lebend zu sehen. (SDA/noo)

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