Die Anschlagsgefahr in Europa ist wegen zurückkehrender Syrien-Kämpfer nach Einschätzung der Polizeibehörde Europol so hoch wie seit dem 11. September 2001 nicht mehr. Es könnten zwischen 3000 und 5000 Extremisten wieder in ihre Heimatländer reisen und ähnliche Anschläge wie in Paris verüben, sagte Europol-Chef Rob Wainwright gestern vor einem Ausschuss des britischen Parlaments.
Seine Behörde habe eine Datenbank mit 2500 Verdächtigen angelegt. Neben Syrien und dem Irak stellten auch Terrornetze in Afrika und auf der arabischen Halbinsel eine Gefahr dar, sagte der Behördenchef.
Bessere Kooperation mit Technologiekonzernen
Da soziale Medien als ein Mittel zur Rekrutierung und für Propaganda dienten, müssten die Sicherheitsdienste enger mit den Technologiekonzernen zusammenarbeiten. Zudem brauche es Gesetzgebung, die es den Behörden erlaube, die Aktivitäten von Terror-Verdächtigen zu beobachten.
Zu «BBC» sagte Wainwright, ein wichtiger Teil der Strategie zur Terrorvorbeugung seien ausserdem Programme zur Entradikalisierung für Rückkehrer. Zu ihnen gehört unter anderem Saïd Kouachi, der ältere der beiden Attentäter von Paris. 2011 soll er im Jemen für Al Kaida gekämpft haben, bevor er nach Frankreich zurückkehrte.
Terroristen ändern ihre Taktik
Europol warnte zudem vor immer engeren Verbindungen zwischen Terroristenzellen und organisierter Kriminalität. Diese «arbeiten oft Hand in Hand – zum Beispiel bei Geldwäsche, Schleuserkriminalität oder bei der Fälschung von Pässen», sagt der stellvertretende Europol-Direktor Wilhelmus van Gemert in der «Bild».
Einiges deute auch darauf hin, dass die islamistischen Extremisten ihre Anschlags-Taktik geändert haben. «Es gibt zwar immer noch Bombenanschläge, wie sie vor allem Al-Kaida verübt», sagte der Europol-Vizechef. «Aber gezielte Attacken meist von Einzeltätern auf sogenannte weiche Ziele wie Restaurants, Supermärkte oder jetzt die Zeitungsredaktion nehmen zu.» Nicht sämtliche öffentlichen Einrichtungen könnten geschützt werden. «Das nutzen sie aus.» (SDA/lha)