Rollt bald der Kopf von Jean-Claude Juncker als EU-Kommissionspräsident? Wie mehrere konservative Zeitungen in Grossbritannien schreiben, versucht Berlin Druck gegen Juncker aufzubauen. Streitpunkt soll die Position zur Frage sein, wie sich die Europäische Union nach dem Brexit neu ausrichten soll.
Die «Sunday Times» zitierte einen namentlich nicht genannten deutschen Minister: «Der Druck auf Juncker, zurückzutreten, wird immer grösser werden. Kanzlerin Merkel wird sich nächstes Jahr darum kümmern müssen.» In Berlin soll man sauer auf Juncker sein, weil er sich über den Brexit gefreut und ihn als Gelegenheit für eine engere EU-Zusammenarbeit gepriesen haben soll.
Junckers unerschütterliche Aufrufe für «mehr EU» könne andere Wackelkandidaten wie Polen, Ungarn oder Tschechien verärgern.
Alkoholismus-Vorwürfe an Juncker
Andere Kritiker vermuten, Juncker habe Probleme mit dem Alkoholkonsum. So berichtet der britische «Telegraph», Juncker nehme jeweils einen «Cognac zum Frühstück». Brexit-Befürworter verbreiteten in diesem Zusammenhang Videos, die Juncker wegen der eigenwillige Begrüssungszeremonie angeschwipst darstellen sollen, wie «Focus» berichtet.
Im Internet kursiert ein Video eines EU-Gipfels in der lettischen Hauptstadt Riga, das Juncker betrunken zeigen soll. Man sieht darin, wie er Staatsführer ohrfeigt. Den ungarischen Präsidenten Viktor Orban begrüsst er vor laufenden Kameras mit: «Hier kommt der Diktator».
Im Machtkampf geht es auch um die Frage, wer die britischen Austrittsverhandlungen leiten soll. Verschiedene Stimmen innerhalb des EU-Parlaments wünschen, dass diese unter der Führung der EU-Kommission – und damit unter Juncker – stattfinden.
Mehrere EU-Staaten hoffen aber, dass der EU-Rat diese Rolle einnimmt, unter dem Vorsitz von Ratspräsident Donald Tusk. Im Rat der Europäischen Union sind im Gegensatz zur EU-Kommission sämtliche Regierungspräsidenten der Mitgliedsstaaten vertreten und hat damit eine wichtigere Bedeutung für die Legitimation von Entscheiden. (mje)