Dschihad-Experte Steinbach zur Europol-Warnung vor IS
«Terroristen könnten in Kindergärten zuschlagen!»

Islamisten werden vermehrt weiche Ziele ins Visier nehmen. Ein Experte schliesst nicht aus, dass sogar gezielt Kinder angegriffen werden.
Publiziert: 26.01.2016 um 15:57 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:37 Uhr
Jugendliche als Ziel: Am 13. November 2015 attackierten Terroristen in Paris den Club Bataclan.
Foto: Keystone
Guido Felder

Die neue Warnung der europäischen Polizeibehörde Europol macht Angst: Direktor Rob Wainwright geht davon aus, dass der IS weltweit gross angelegte Terroranschläge mit neuen «gefechtsmässigen Möglichkeiten» verüben könnte. Was damit konkret gemeint ist, sagte er nicht. 

Udo Steinbach
Foto: zvg

Für den deutschen Terror-Experten Udo Steinbach ist aber klar: Vermehrt werden weiche Ziele ins Visier genommen. Steinbach zu BLICK: «Die Anschläge in Frankreich haben gezeigt, dass auch Jugendliche angegriffen werden. Ich könnte mir daher vorstellen, dass Islamisten auch in Kindergärten zuschlagen könnten.» Vor allem befürchtet er aber Anschläge auf den bevorstehenden Karneval im Rheinland. Steinbach: «Solche Veranstaltungen sind schwer zu kontrollieren und werden zu neuen Spielwiesen der Islamisten.»

Steinbach geht bei weiteren Angriffen davon aus, dass mit herkömmlichen Waffen zugeschlagen wird. «Atombomben kann man ausschliessen, und über Giftgas wird nur spekuliert.» 

Terroristen werden in der Regel vom IS direkt ausgebildet. An den Aufbau von Ausbildungscamps in Europa glaubt Udo Steinbach nicht, weil die Kontrolle gross ist. Steinbach: «Aber es ist nicht auszuschliessen, dass am Rande Europas Terror-Schulen entstehen. Zum Beispiel im chaotischen Libyen, das zurzeit weniger kontrollierbar ist als Syrien.»

Daniel Thesklaf.
Foto: zvg

Im Kampf gegen den IS gibt es einen Lichtblick. Das Vermögen der Terroristen wächst nicht mehr so schnell wie bisher. Der Schweizer Daniel Thelesklaf, Experte Terrorismus-Finanzierung, sagt zu BLICK: «Bisher haben die Dschihadisten bei Eroberungen von Städten ganze Banken plündern können. Zudem verdienten sie viel Geld am Handel mit Öl.»

Inzwischen konnte die Expansion des IS mehr oder weniger gestoppt werden. Es gibt keine prall gefüllten Banktresore mehr. Mehrere vom IS eroberte Ölquellen konnten zerstört werden. Zudem ist der Ölpreis am Boden.

Daniel Thelesklaf: «Die Dschihadisten müssen neue Einnahmemöglichkeiten suchen.» Dazu gehören Entführungen von westlichen Industrie-Mitarbeitern sowie der Verkauf von Raubkunst. In der Regel bringen auch neue Dschihadisten Geld mit, das sie von Verwandten gesammelt oder per Kredit aufgenommen haben. Schliesslich sind auch die Steuern innerhalb des Islamischen Staats wichtig. Thelesklaf: «Wer bei der Bank Geld abhebt, gibt vier bis fünf Prozent ab – Christen etwas mehr.»

Für Thelesklaf ist klar: «Der IS hat wegen des Öls langsam ein Geldproblem. Dennoch hat er immer noch zuviel Vermögen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?