Für das grosse Forschungsprojekt haben sich zwei Experten aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengeschlossen: George Busby ist Genetik-Spezialist an der Uni Oxford (Grossbritannien), Joe Basile ist Priester und Bibelforscher im kalifornischen Fresno (USA).
Die beiden wollen eine Frage klären, welche die Menschheit schon lange beschäftigt. Wer war Jesus? Wer war seine Familie? Gibt es Nachkommen?
Spurensuche auf Knochen und Tüchern
Die Aufgabe ist nicht einfach. Spuren des vor rund 2000 Jahren lebenden Messias gibt es kaum. Die Forscher können sich nur auf drei Gegenstände stützen, die mit Jesus in Verbindung gebracht werden und die von ihm DNA-Spuren enthalten könnten.
♦ Das Grabtuch von Turin: Das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter breite Leinentuch zeigt ein Ganzkörper-Bildnis eines Menschen. Es sollen die Abdrücke Jesu sein, nachdem er vom Kreuz genommen wurde. Das Tuch wird im Turiner Dom aufbewahrt.
♦ Das Schweisstuch von Oviedo: Das möglicherweise mit Blut beschmutzte Leinentuch soll um den Kopf des toten Jesus gewickelt worden sein. Die Abdrücke sollen mit jenen des Turiner Grabtuchs übereinstimmen. Es wird in einem Schrein in der Kathedrale San Salvador im spanischen Oviedo aufbewahrt.
♦ Die Knochen von Johannes dem Täufer: 2010 wurden bei Ausgrabungen im Bulgarien in einem Kirchenaltar Knochen gefunden, die mit «Johannes der Täufer» bezeichnet waren. DNA-Proben ergaben: Die Reliquien müssen aus dem ersten Jahrhundert stammen, also aus jener Zeit, in der Jesus gelebt hatte. Es gibt Vermutungen, nach denen Johannes und Jesus Cou-Cousins waren, also gleiche Gene trugen. Ihre Mütter sollen Cousinen gewesen sein.
Die Forscher untersuchen in mühseliger Kleinarbeit Zusammenhänge der Tücher und Knochen und vergleichen sie mit andern Reliquien, wie der «History Channel» an Ostern in der Sendung «The Jesus Strand: A Search» berichtete. Auch sollen sie mit der DNA von heute lebenden Menschen verglichen werden, um allfällige Verwandte zu finden.
Wichtig ist als Quelle auch die Bibel. Pastor Basile: «Unser Ziel ist, Wissenschaft und Glauben zu kombinieren. Die Bibel dient uns als Landkarte.»
DNA wird immer schwächer
Die Arbeit ist sehr schwierig, weil die DNA über die Jahre schwächer wird und andere Personen auf den Gegenständen ihre genetischen Spuren hinterlassen haben. Nadja Morf von der Abteilung Forensische Genetik des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich erklärt: «Grundsätzlich gilt: Je älter eine DNA-Spur ist, desto degradierter ist die darin enthaltene DNA, wobei die Umwelteinflüsse, welche auf die Spur wirken, fast wichtiger sind als ihr Alter.»
Noch sind die Forscher, die auch im Heiligen Land herumreisen, zu keinem abschliessenden Resultat gekommen. Ob sie ihre Fragen überhaupt jemals beantworten können, ist offen. Denn bei den Tüchern und Knochen herrschen Zweifel darüber, ob sie echt sind. (gf)