9500 Flüchtlinge gestrandet an der griechisch-mazedonischen Grenze – ein Drama für die Kleinsten
Die Kinder von Idomeni

Europa steht vor einer humanitären Krise. Ein Dominoeffekt hat die Flüchtlingsroute erfasst und verunmöglicht dadurch das Weiterkommen der Menschen. Nun stecken bereits mehrere tausend Flüchtlinge im griechischen Idomeni fest – und es werden täglich mehr.
Publiziert: 02.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:50 Uhr
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Ein kleines Mädchen schläft auf den Geleisen neben dem Transitcamp von Idomeni in Griechenland.
Foto: Getty Images
Peter Hossli

Die Situation sei «schrecklich», sagt Jesper Jensen (61, kl. Bild) vom Uno-Kinderhilfswerk Unicef gestern Abend zu BLICK. «9500 Flüchtlinge sind in Idomeni gestrandet, am Vortag waren es erst 8500. Sicher ein Drittel von ihnen sind Kinder, es ist schlammig, oft warten die Kleinen stundenlang, bis sie etwas zu essen erhalten, viele von ihnen konnten sich seit Tagen nicht mehr waschen.» Die Versorgungslage ist laut Jensen prekär – und angespannt. «Mazedonien hat die Grenze mit Soldaten und Polizisten militarisiert.» Der grossgewachsene Däne leitet im Transitcamp im mazedonischen Gevgelija den Kinderhort. «Wir sind fast leer, weil Mazedonien die Grenzen zugemacht hat und die Kinder nicht zu uns lässt.»

So wird das Nadelöhr der europäischen Flüchtlingskrise noch enger. Wenige Hundert Personen lassen die Mazedonier täglich durch. In Idomeni aber kommen täglich 3000 Flüchtlinge aus Athen an.

Mazedonien schliesst die Grenzen, weil das Nachbarland Serbien die Grenzen schliesst. «Das arme Balkanland kann selbst keine Flüchtlinge beherbergen», so Jensen. «Es will sie nur durchschleusen.» Was nicht mehr möglich ist, denn ein ­Dominoeffekt blockiert die ­Balkanroute: Serbien schliesst, weil Kroatien schliesst. Kroation schliesst, weil es keine Flüchtlinge mehr nach Slowenien schleusen kann. Slowenien macht dicht, «da Österreich nur noch 500 Personen pro Tag ins Land lässt», sagt Jensen.

Syrer, Iraker und Afghanen haben deshalb versucht, den Stacheldrahtzaun an der mazedonisch-griechischen Grenze niederzureissen. Grenzwächter stoppten sie mit Tränengas. «Europa steht vor einer humanitären Krise», warnt die Uno.

­Sie trifft besonders das krisengebeutelte Griechenland. So sind im Januar und Februar bereits 122'637 Menschen über die Ägäis nach Griechenland gelangt – fast so viele wie in der ersten Hälfte 2015. Der griechische Premierminister Alexis Tsipras (41) muss sofort 50'000 Betten bereitstellen. Er bat gestern die Uno und andere europäische Länder um Hilfe.

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