Während Touristen an den Küsten ihre wohlverdienten Ferien geniessen und die italienische Küstenwache mit der Aktion Mare Nostrum (lateinisch für «unser Meer») ihr Möglichstes tut, um Menschen zu retten, wird das Mittelmeer für Tausende Migranten zum Mare Monstrum – ein tödliches Ungeheuer, das sie verschlingt.
Allein Anfang Woche gerieten vor der libyschen Küste über 6000 Personen in Seenot – mindestens 22 kamen ums Leben.
An Bord herrschte Panik, viele Flüchtlinge sprangen aus Verzweiflung ins Wasser. Die Männer und Frauen hatten versucht, in 32 Schlauchbooten, fünf Kähnen und zwei Flössen das Mittelmeer zu überqueren. In einen einzigen Kahn hatten die Schlepper gegen tausend Menschen gequetscht.
Mehr als 300'000 Flüchtlinge setzten sich dieses Jahr bereits in eines der unzähligen schrottreifen Boote. Während die Schliessung der Balkanroute in Griechenland für einen Rückgang der Flüchtlingsströme gesorgt hat, trafen in Italien nahezu gleich viele Migranten ein wie im Vorjahreszeitraum.
Die Meldungen reissen nicht ab: Im Wochentakt berichten Hilfsorganisationen von neuen Schiffsunglücken und neuen, nicht immer erfolgreichen Rettungsaktionen. Am 10. September bargen EU-Seestreitkräfte, ein irisches Marineschiff und Helfer von vier NGOs 2300 Flüchtlinge vor der italienischen Küste.
Ende September kenterte vor Ägypten ein weiteres Flüchtlingsboot – mindestens 193 Menschen starben. Erst am Dienstag retteten die Einsatzkräfte im Gebiet zwischen Libyen und Sizilien erneut über 4600 Menschen. 28 konnten nur noch tot aus den Fluten gezogen werden.
Laut dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR könnte 2016 das tödlichste Jahr im Mittelmeer werden.