Das Interview mit der eiskalten Killerin
«Ich mordete, weil ich liebte!»

Estibaliz Carranza hat zwei ihrer Lebenspartner erschossen, zersägt und einbetoniert. Nun erzählte sie in einem Buch ihre schrecklichen Taten nach – und stellte sich den Fragen von SonntagsBlick.
Publiziert: 16.11.2014 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 12:52 Uhr
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Estibaliz Carranza (36) nach einem ­Arztbesuch vor zwei ­Monaten auf dem Weg ­zurück ins Gefängnis.
Foto: nordphoto
Von Christian Maurer

Estibaliz Carranza gilt als eine der brutalsten Killerinnen Europas. 2008 und 2010 tötete sie in Wien kaltblütig zwei Männer. Das Gericht hielt sie für geistig abnorm, aber zurechnungsfähig und schloss sie 2012 auf Lebenszeit ein. Seither sitzt sie im Gefängnis Schwarzau in Niederösterreich. Die Fragen von SonntagsBlick konnte sie darum nur schriftlich und über ihren Rechtsanwalt beantworten.

SonntagsBlick: Frau Carranza, wie geht es Ihnen?
Estibaliz Carranza:
Danke für die Nachfrage. Ich schöpfe meine Kraft aus meinen Träumen von einer besseren Zukunft. So geht es mir.

Finden Sie es richtig, lebenslang eingesperrt zu bleiben?
Das finde ich falsch. Das Gericht hat mich als zurechnungsfähig, aber geistig abnorm erklärt. Dies ergibt für mich keinen Sinn.

Sie haben zwei Menschen getötet. Bereuen Sie es?
Es gibt nichts, was ein Mensch noch mehr bereuen könnte, als ich meine Taten bereue. Ich würde alles geben, auch mein Leben, wenn ich es damit wiedergutmachen könnte.

Glauben Sie, dass Gott Ihnen verzeihen wird?
Ich gehe oft in die Kapelle und frage Gott, ob er mir je verzeihen werde. Bisher hat mir Gott noch nicht geantwortet.

Und die Angehörigen der Opfer?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir vergeben werden. Ich würde einem Menschen, der meinem Sohn etwas antäte, nie vergeben. So etwas kann man nicht ver­zeihen.

Wie waren Sie darauf gekommen, Ihre Opfer zu zersägen, sie erst einzufrieren und dann einzu­betonieren?
Als ich realisierte, was ich getan hatte, musste ich die Leichen verschwinden lassen. Ich bin eine zierliche Frau. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Wenn ich eine Möglichkeit gesehen hätte, es für meine Opfer würdevoller zu tun, hätte ich es getan.

Mehr Details dazu will sie heute nicht mehr erzählen. Diese sind in ihrem Buch zu finden:
«Ich überlegte. Was sollte ich mit der Leiche tun? Meine erste verzweifelte Idee: Verbrenne ihn. Ich holte Schnaps aus dem Vorratsschrank, leerte ihn über Holger und zündete ihn an. Ich dachte tatsächlich, sein Körper würde zu Asche zerfallen, ohne dass die Wohnung in Brand geraten würde. Die Flammen gingen schnell aus. Überall war Rauch, Holger nur ein bisschen verkohlt. (…) Mir wurde klar, dass mir nichts anderes übrig bleiben würde, als Holger zu zerstückeln. Die Vorstellung, seinen Körper zerteilen zu müssen, war grauenhaft. Aber wie sollte ich ihn sonst in die Gefriertruhe bringen? (…) Das Zerstückeln seines Körpers war für mich schrecklich. In einen Menschen zu schneiden, so etwas zu tun, bedeutet den blanken Horror. (...) Ich musste immer wieder mit der Arbeit auf­hören und für viele Stunden aus meiner Wohnung ver­schwinden.»

Wie haben Sie den Umgang mit der Kettensäge gelernt?
Ich habe mich in einem Baumarkt informiert, wie das geht.

Und wo haben Sie betonieren gelernt?
Auch darüber habe ich mich in einem Baumarkt informiert.

Wars beim zweiten Mal ein­facher, so etwas wie Routine?
Beim zweiten Mal habe ich gewusst, wie ich vorgehen musste. Das hat es leichter gemacht. Ich konnte aber damals noch nicht begreifen, warum ich es noch einmal getan hatte. Das hat es schwerer gemacht.

Wie planmässig sie beim zweiten Mord vorging, beschreibt sie in ihrem Buch:
«Ich fuhr zu einem Baumarkt, kaufte Zement und Folien. Ich beschaffte eine Motorsäge. (…) Ich holte aus dem Keller die Pistole, die ich schon einmal benutzt hatte, und legte sie in eine Lade (…) Ich feuerte Manfred vier Kugeln in den Kopf. Von hinten. Er war sofort tot. (…) nachdem ich Manfred erschossen hatte, ging alles genauso einfach. Niemand schöpfte Verdacht. Bei meiner zweiten Zerstückelung agierte ich klüger. Bevor ich die Motorsäge anwarf, hatte ich die Böden und Wände meiner Wohnung längst mit einer Plastikfolie bedeckt.»

Die Gerichtspsychiaterin attestiert Carranza, sie könne sich nicht anders von einem Mann trennen, als ihn umzubringen. In ihrem Buch schreibt die 36-Jährige: «Ich mordete, weil ich liebte.»

Warum haben Sie die zwei Männer wirklich umgebracht?
Ich hatte immer geglaubt, Männern dienen zu müssen, um von ihnen geliebt zu werden. Egal, wie sie mit mir umgehen. Je mehr ich das getan habe, desto schlechter sind sie mit mir umgegangen. Heute weiss ich, dass ich meine Männer mit diesem Verhalten zu Monstern gemacht habe. Und sie haben mich letztendlich zur Bestie gemacht. Denn ich hatte nicht die Kraft, mich von ihnen zu trennen – aber etwas hat mir die böse Kraft gegeben, sie zu töten.

Niemand will von den gruseligen Taten etwas gemerkt haben. «Haben Sie wieder Fisch gekocht?», fragten die Nachbarn, wenn Verwesungsgestank aus der Wohnung von Estibaliz Carranza drang. Die Leichen im Keller fanden Handwerker 2011, als sie einen Wasserrohrbruch reparieren mussten.

Estibaliz Carranza ist seit 2011 in Haft und gilt weiterhin als gefährlich. Ihren Ehemann, den sie schon vor dem zweiten Mord über ihr späteres Opfer kennenlernte und der sie im Gefängnis gehei­ratet hat, kann sie nur unter Aufsicht sehen. Wie auch ihren Sohn, den sie in Untersuchungshaft gebar.

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