Amok in Grafing (D) - wieso tötete er ohne Schuhe?
Die 40 Meter lange Blutspur des Kiffer-Killers

Der Messerstecher von Grafing zog seine Schuhe aus, weil er glaubte, sie seien voller Wanzen. Schon die unmittelbare Vorgeschichte deutet auf die Tat eines psychisch Kranken hin.
Publiziert: 11.05.2016 um 09:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:10 Uhr
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Der Killer hat vor der Tat seine Schuhe ausgezogen.
Foto: Keystone

Erst schien es wie eine Terror-Attacke: Während Paul H. (27) im Münchner Vorort Grafing wahllos auf Passanten einsticht, schreit er «ihr Ungläubigen müsst sterben!» und «Allahu Akhbar». Ein 56-jähriges Opfer stirbt darauf im Spital, drei weitere werden Verletzt.

Nun verdichten sich die Anzeichen, dass es sich um die Tat eines psychisch Kranken handelte. So hatte Paul H. vor der Tat seine Schuhe ausgezogen. Seine Begründung bei der Vernehmung: Er verspürte Wanzen an den Füssen, die ihm Blasen verursachen würden. Mit dem Blut seines Opfers an seinen Socken machte er sich auf die Suche nach weiteren. Die 40 Meter lange Blutspur hilft den Ermittlern, die schreckliche Tat zu rekonstruieren.

Paul H.* (27) zwei Wochen vor der Tat am Bahnhof in Frankfurt (D).

Wie schlecht es um den Geisteszustand des Täters stand, zeigt sein Verhalten vor der Tat. Wie die deutsche «Bild»-Zeitung berichtet, hatte Paul H. bereits zwei Tage zuvor bei sich zu Hause in Hessen einen Polizei-Einsatz ausgelöst. «Er schrie wirres Zeug», sagen Nachbarn. Die Nacht soll er in der Psychiatrie verbracht haben.

Er wollte «raus aus der Grossstadt»

Tags darauf fährt er nach Hause, packt seine Sachen und fährt nach München. Dort raucht er Cannabis, wie er im Verhör aussagt. Eigentlich will er nach Österreich oder Portugal reisen, doch möglicherweise löst die Droge eine Psychose aus, die Paul H. ausrasten lässt.

Er sucht in München ein Hotel, hat aber nur zehn Euro dabei. Spätabends gibt er schliesslich auf, kehrt zum Hauptbahnhof zurück und betritt die S4 – bis zur Endstation Grafing. Paul H. steigt aus und übernachtet am Bahnhof des Vororts. Vermutlich ist er rein zufällig hier, gemäss Polizei wollte er «raus aus der Grossstadt».

Der gelernte Tischler Paul H. hatte erst ein ganz normales Leben. Gemäss «Bild» reiste in der Weltgeschichte herum und arbeitete unter anderem als Animateur in Club-Hotels auf Mallorca und Ägypten. Doch dann begann er, Drogen zu konsumieren. Seit zwei Jahren ist er arbeitslos und lebt von Sozialhilfe.

Hinweise auf eine islamistische Tat gibt es nach wie vor keine. Es geht jetzt in erster Linie um die Schuldfähigkeit des 27-Jährigen. Er wird psychologisch untersucht, dann wird entschieden, ob er ins Gefängnis oder in eine psychiatrische Anstalt kommt. (rey)

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