39 Tote in 35 Minuten
Wieso hatte der Strand-Killer so viel Zeit?

35 quälend lange Minuten dauerte es, bis der Strand-Killer von Sousse gestoppt wurde. Hat das Hotel-Wachpersonal versagt?
Publiziert: 29.06.2015 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:48 Uhr
Handy-Video: Hotelangestellter verfolgt Sousse-Attentäter
11:18
:Handy-Video: Hotelangestellter verfolgt Sousse-Attentäter

Es ist fünf vor zwölf, als Seifeddine Rezgui Yacoubi (23) am Freitag den Strand des Imperial Marhaba Hotels in Sousse betritt. In schwarzen Shorts und schwarzem T-Shirt schlendert er lässig an Touristen in Liegestühlen vorbei. Dann eröffnet der unscheinbare Mann mit dem zerzausten Haar das Feuer.

Was folgt, ist einer der blutigsten Anschläge in der Geschichte Tunesiens. 35 quälend lange Minuten streift Yacoubi mit seiner Kalaschnikow durch das weitläufige Hotel-Areal. Vom Strand an den Pool, vom Pool in die Hotel-Lobby – bis Polizeikugeln seinem Amoklauf um 12.30 Uhr vor dem Hotel-Komplex endlich ein Ende setzen. Die tragische Bilanz: 39 Tote, 39 Verletzte.

Drei Tage nach dem Massaker von Sousse herrscht in Tunesien noch immer Fassungslosigkeit. Die brennende Frage: Warum dauerte es nur so lange, bis Yacoubi gestoppt wurde? Schwere Vorwürfe erhebt Tunesiens Innenminister Mohammed Najem Gharsalli gegen das Wachpersonal des Hotels. Sie hätten die Polizei viel zu spät informiert, sagte er im lokalen Radio.

Bis am Freitag gehörte das Imperial Marhaba zu den besten und teuersten Adressen in Sousse. Nun wird es von schwer bewaffneten Polizisten und privaten Sicherheitskräften abgeriegelt. Der Strand scheint wie ausgestorben. Die meisten Gäste sind inzwischen abgereist. Zu gross ist die Angst vor einem erneuten Anschlag.

Die Worte des IS-Terrorkämpfers Abu Hamza haben sich in den Köpfen von Reisenden auf der ganzen Welt eingebrannt: «In Tunesien, in Ägypten, in der Türkei, in Spanien, in Griechenland: In keinem Urlaubsland werdet ihr mehr sicher sein.» (gr)

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