Alles nimmt um 10.30 Uhr seinen Lauf. Bei BLICK-Redaktor und Weltwoche-Kolumnist Gion Mathias Cavelty (33) meldet sich ein Mann in gebrochenem Basler Dialekt am Telefon. Er ist aufgebracht.
Cavelty habe Piero und seine Familie in einem BLICK-Bericht über die Familienfeier im Zürcher Ristorante Napoli beleidigt.
Der Redaktor, der am Fest eingeladen war, schrieb unter anderem: «Was wirkt wie eine Mafia-Beerdigung, ist in Wirklichkeit die Geburtstagsfeier von Piero Esteriore (30).»
Der Mann am Telefon wird laut. Im Hintergrund brüllen Männer. «Wir sind in Zürich», droht die unbekannte Stimme. «Wir werden dich verprügeln und dir Körperteile ausreissen.»
Die BLICK-Redaktion befindet sich im Ringier-Pressehaus. Um 12.10 Uhr beobachtet eine Büroangestellte aus dem 2. Stock gegenüber, wie ein schwarzer Mercedes E-Klasse vor dem Pressehaus einen parkierten BMW touchiert.
Am Steuer sitzt Piero Esteriore. Der Mercedes mit luxuriöser Avantgarde-Ausrüstung hat 200 PS, kostet gegen 100000 Franken. Er trägt BL-Kennzeichen, gehört der Mutter des Coiffeurs und Sängers.
Direkt beim Eingangsbereich fährt Piero plötzlich aufs Trottoir. Er stoppt kurz. «Dann gab er Vollgas. Ich hörte es nur noch krachen», so die Augenzeugin.
Glas splittert. Der Mercedes bleibt im zerborstenen Eingangsportal stecken. Einen Meter daneben zuckt der Portier zusammen. «Piero stieg mit viel Schwung aus. Ich dachte, der geht auf mich los und darum hielt ich meine Hände schützend vor mich.»
Piero trägt einen schwarzen Anzug, das Haar streng nach hinten gegelt. Sein Gesicht grau. Er tobt.
Sofort informiert der Portier die BLICK-Redaktion. Der Hausdienst alarmiert die Polizei. Markus Rohr (59), Mitglied der BLICK-Chefredaktion, ist sofort am Tatort.
Er sieht Piero, die Arme verschränkt auf der Kühlerhaube seines Mercedes sitzend, die Sonnenbrille auf – eine filmreife Szene. «Ich stelle mich mit Name und Funktion vor, will ihm die Hand geben – doch er nimmt sie nicht», so Rohr.
Piero wirkt wie in Trance. Seine Familie habe nichts mit der Mafia zu tun, ruft er. Ebenso ärgern ihn die Zeilen, «dass er am Eurovision Song Contest 2004 null Punkte eingefahren hat.»
Dann brüllt der MusicStar-Finalist: «Dem, der das geschrieben hat, reisse ich die Eier aus.» Und droht auch, gleich noch weiter ins Gebäude hineinzufahren.
Die zuständige Staatsanwältin Gabi Alkalay sagt später am Tatort: «Der Fahrer des Mercedes muss damit rechnen, dass wegen Gefährdung des Lebens gegen ihn ermittelt wird.»
Ein Glück: Pieros Limousine bleibt im Türrahmen stecken. Nur wenige Meter weiter stehen Ringier-Mitarbeitende in der Kantine zum Mittagessen Schlange. Den Amokfahrer kümmert das nicht. Er steckt sich eine Zigarette an, tanzt auf der Kühlerhaube. Dann öffnet er den Kofferraum, schmeisst seine CDs vor die Füsse von Passanten. Und schreit: «Das ist Piero Esteriore – nicht dieser Sch...-Artikel!» Und später auf Italienisch: «Ich haue allen die Fresse ein.»
Mit Blaulicht und Sirene treffen Minuten später Polizeifahrzeuge ein – immer mehr. 20 Beamte sind insgesamt am Einsatz beteiligt. Piero drückt lässig die Zigarette aus, lehnt am Mercedes.
Als er von Beamten abgeführt wird, flüstert er einem Bekannten auf Italienisch zu: «La chiave è in macchina – «der Schlüssel ist im Auto.» Dann wird Esteriore von den Polizisten gefilzt und in den blauen Gefangenen-Transporter gesteckt.
Der Sänger wird in Polizeiverhaft gesteckt. Nach 24 Stunden entscheidet der Richter, ob Piero Esteriore in U-Haft kommt. Er wird auch auf Drogen und Alkohol getestet.
Pieros Amokfahrt ist kein PR-Gag. Der Schaden wird ihn teuer zu stehen kommen. Zudem drohen ihm wegen mutmasslicher Gefährdung von Leben bis zu drei Jahren Knast.
Für den Süditaliener ist die Familie sehr wichtig. Dennoch ging seine Beziehung mit der Mutter seiner Tochter nach kurzer Zeit in die Brüche. Seine Tochter Alessia (4) liebt er abgöttisch. In der aktuellen «Schweizer Illustrierten» sagt Single Piero, vielleicht heirate er Alessias Mami eines Tages doch noch. Und: «Ich bin ruhiger geworden.»
In den USA nahm Piero sein neues Album «Io vivo» auf – produziert von Miles Copeland (The Police, Sting). Dazu auch das 150000-Dollar-Video «Tell Me», bei dem Sam Raimi («Spider-Man») Regie führte.
Für den Süditaliener ist die Familie sehr wichtig. Dennoch ging seine Beziehung mit der Mutter seiner Tochter nach kurzer Zeit in die Brüche. Seine Tochter Alessia (4) liebt er abgöttisch. In der aktuellen «Schweizer Illustrierten» sagt Single Piero, vielleicht heirate er Alessias Mami eines Tages doch noch. Und: «Ich bin ruhiger geworden.»
In den USA nahm Piero sein neues Album «Io vivo» auf – produziert von Miles Copeland (The Police, Sting). Dazu auch das 150000-Dollar-Video «Tell Me», bei dem Sam Raimi («Spider-Man») Regie führte.