3760 Franken pro Monat
Sozialhilfe für Terror-Helfer

Karwan T.* ist eine der Schlüsselfiguren des terroristischen Netzwerkes «Didi Nwe». Mit Sozialhilfe der Stadt Basel finanzierte er seine illegalen Aktivitäten.
Publiziert: 06.12.2015 um 19:23 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:44 Uhr
Karwan T., in erster Instanz als Unterstützer von Al Kaida verurteilt, ist auf freiem Fuss, hier bei der Uno in Genf.
Von Cyrill Pinto

Einen Tag vor den Attentaten in Paris schlugen die Terrorfahnder zu: Sie durchsuchten 26 Wohnungen in Italien, Norwegen und Grossbritannien: 13 Dschihadisten wurden verhaftet. Auch in der Schweiz führte die Polizei zwei Hausdurchsuchungen durch, beschlagnahmte Computer und andere elektronische Geräte.

Es ging um die Terrorzelle «Didi Nwe»; ihr Kopf ist der Iraker Mullah Krekar (59). In den 80er-Jahren gründete er die islamistische Bewegung Ansar al-Islam im Nordirak, traf in den 90er-Jahren wiederholt Terror-Fürst Osama Bin Laden. Zuletzt führte Krekar die Gruppe von seinem Exil in Norwegen aus.

Auch er wurde Mitte November bei der Aktion verhaftet, die von Italien koordiniert worden war. Die Gruppe steht im Verdacht, international terroristisch tätig zu sein. Es lagen konkrete Anschlagspläne gegen Diplomaten vor.

Zu den Schlüsselfiguren des Netzwerks gehörten auch zwei Brüder aus Basel: Karwan (37) und Mustafa (27) T.* Sie flogen schon 2008 auf, sassen ein Jahr in Untersuchungshaft und wurden 2014 vom Bundesstrafgericht zu drei beziehungsweise zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie fochten das Urteil an und sind in Freiheit.

Jetzt wird bekannt: Ihre Unterstützung für das Terrornetzwerk wurde auch durch grosszügige Unterstützung der Sozialhilfe Basel-Stadt möglich. Ab 2004 stand die Behörde Karwan T., seiner Frau und seinen beiden Kindern mit durchschnittlich 3760 Franken pro Monat zur Seite – insgesamt über 360000 Franken.

Zu dieser Zeit hatte T. eine leitende Funktion in der Auslandsabteilung des Terrornetzwerks Didi Nwe. Seine Hauptaufgabe: Er unterhielt Internetseiten mit Dschihad-Propaganda. Auf der Webseite «Dorbeen» postete er Interviews mit Osama Bin Laden (1957–2011) und dem heutigen IS-Führer Abu Bakr al-Bagdhadi (44). Ausserdem wurden dort Videos veröffentlicht, die Selbstmordattentate auf die irakische Armee zeigten. Zeit hatte er, weil er dank der Sozialhilfe keinem Job nachgehen musste.

Die Richter in Bellinzona sahen es als erwiesen an, dass Marwan T. «über längere Zeit hinweg einen grossen Teil seiner Zeit dafür verwendete, die Gruppierung Al Kaida zu unterstützen». So steht es im Urteil. Laut Geheimdienstquellen und der Auswertung seines überwachten  Datenverkehrs stand T. täglich in Kontakt mit Mullah Krekar, der kürzlich in Norwegen verhaftet wurde. Noch immer wird Karwan T. regelmässig von der Sozialhilfe unterstützt, daneben arbeitet er als Schweizer Korrespondent des kurdischen Fernsehsenders NRT TV.

Gegenüber SonntagsBlick beteuert er, dass seine Tätigkeit für das Netzwerk «rein journalistischer Natur» gewesen sei. Er hofft nun auf einen Freispruch vor Bundesgericht. Seit seiner Verhaftung habe er keinen Kontakt mehr mit den Leuten von Didi Nwe.

Dafür zeigt sich Karwan T. nun prominent bei der Uno: Auf Twitter postete er letzte Woche Bilder aus einem Uno-Gebäude in Genf. Trotz seiner nachgewiesenen Beteiligung am Terror-Netzwerk war es für ihn offenbar kein Problem, eine Akkreditierung bei der Organisation zu erhalten.

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