Unnötige Sonderstellung
Hört endlich auf, Papis für ihren Job zu loben!

Ein Vater wird bejubelt, wenn er sich Zeit für seinen Nachwuchs nimmt. Warum es wünschenswert ist, damit sofort aufzuhören.
Publiziert: 04.05.2025 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2025 um 11:16 Uhr
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Ein Vater ist mit seiner Tochter unterwegs. Schön, aber nicht aussergewöhnlich, ...
Foto: Keystone
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Barbara LanzRessortleiterin People / Gesellschaft

Kürzlich in einem Park: Ein Vater wickelt sein Kind, setzt ihm eine Mütze auf und gibt ihm ein Guetzli. Eine Frau beobachtet das Geschehen, sieht zu mir (ich bin ebenfalls mit meinem Kind unterwegs) und sagt: «Haben Sie das gesehen? Das ist ja toll, wie sich der Mann um seinen Nachwuchs kümmert!»

«Schön, dass jemand Fürsorge wertschätzt», denke ich mir im ersten Moment. «Moment mal, was ist daran jetzt so aussergewöhnlich?», im zweiten. Bevor Sie in mir jetzt die frustrierte Mutter wittern, muss ich Sie abklemmen. Ich bin ausgesprochen glücklich, Mutter zu sein, und auch sehr froh, dass der Kindsvater sich ebenfalls hingebungsvoll um unsere Tochter kümmert.

Was mich aber immer mehr zu stören beginnt, ist, dass Betreuungsarbeit immer noch mit zwei Ellen gemessen wird. Der Vater arbeitet 80 Prozent? Wow, ein Superheld! Der Vater bringt das Kind ins Bett? Ein aussergewöhnlicher Fall, der nach Applaus schreit. Der Vater vereinbart einen Arzttermin fürs Kind? Ein Genie, das seinesgleichen sucht!

Echt jetzt? Haben Sie – ganz ehrlich nachdenken bitte – jemals jemanden hören gesagt: «Diese Mutter hat gerade ihr Kind gefüttert, ist das nicht unglaublich?» Eben.

Dass sich Eltern um ihre Kinder kümmern und sich im Idealfall auch beide Zeit dafür nehmen, sollte doch ganz einfach logisch sein. Väter dafür zu bewundern, dass sie ihren Papi-Job erledigen, ist schlicht überflüssig. Oder anders gesagt: Lob und Aufmerksamkeit tun allen gut. Und wenn Sie das verteilen möchten, dann tun Sie das gerne. Aber bitte bleiben Sie fair, denn was die Superpapis freut, freut die Supermamis mindestens so fest.

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