Der Ausstieg aus der Atomkraft ist unumgänglich. Er wurde 2017 von der Bevölkerung beschlossen. Gehen wir den Weg konsequent weiter, dann klappt die Energiewende früher.
Jetzt wieder über die Aufhebung des Neubauverbots zu diskutieren, ist reine Zeit- und Ressourcenverschwendung. Natürlich gehört es zum demokratischen Prozess, über Volksinitiativen zu debattieren und abzustimmen; das werden wir zur sogenannten Blackout-Initiative tun. Aber dass der Bundesrat sofort einen Gegenvorschlag gemacht hat und dieser Initiative somit hilft, zeigt, dass er die Energiewende nicht mit der Konsequenz verfolgt, wie sein politischer Auftrag es verlangt. Es ist dank realistischen Berechnungen unserer Universitäten und der zuständigen Bundesämter klar erwiesen, dass mit erneuerbaren Energien unsere Stromversorgung sichergestellt werden kann.
Atomkraft ist eine fossile Energie, aus der wir aussteigen müssen, dazu haben wir uns mit dem Netto-Null-Ziel verpflichtet. Zudem kommen 45 Prozent des Urans bei uns aus Russland. Atomkraft birgt ein grosses Risiko. Wenn etwas passiert – auch wenn diese Wahrscheinlichkeit noch so klein ist –, dann hat dies immense Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Der Tschernobyl-Unfall hat sich gerade zum 39. Mal gejährt. Noch heute findet sich eine erhöhte Konzentration von radioaktivem Cäsium-137 in unseren Breitengraden, beispielsweise in Pilzen.
Atomkraft ist nicht genügend versichert, falls wirklich etwas passieren sollte. AKW sind nicht rentabel, darum wurde auch das AKW Mühleberg bereits vom Netz genommen und befindet sich im Rückbau. Und darum sagen auch die drei grössten Energiekonzerne der Schweiz, dass sie in der aktuellen Ausgangslage kein neues AKW bauen würden. Das Atommüllproblem ist ungelöst. Jeden Tag fallen in der Schweiz Atomabfälle an, die einfach zwischengelagert werden. Atomstrom ist Bandstrom. Gerade in der Dynamisierung der europäischen Stromproduktion braucht es flexible Energiequellen, keine starren, schlecht regulierbaren Grosskraftwerke.
Es gibt keinen guten Grund, wieder auf AKW setzen zu wollen.
* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt hier jeden zweiten Sonntag – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.