Kometenforschung
Komet Tschuri ist jünger als angenommen

Der Komet Tschuri ist in der jetzigen Form deutlich jünger als bisher angenommen. Seine entenförmige Gestalt hat er wohl erst vor einer Milliarde Jahren erhalten. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam der Uni Bern.
Publiziert: 09.11.2016 um 10:11 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:55 Uhr
Schwachstelle ist die Verbindung der beiden Teile, der Hals zwischen Kopf und Körper: Eine Aufnahme des Kometen Tschuri.
Foto: Keystone/EPA ESA / ROSETTA/ESA/ROSETTA/NAVCAM – CC BY-SA IGO 3.0 / HANDOUT

Aufgrund der Daten der Raumsonde Rosetta ging die Forschung bislang davon aus, dass Tschuri aus der Anfangsphase unseres Sonnensystems stammt. Seine eigenartige Struktur wäre demnach beim sanften Zusammenstoss zweier Objekte vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstanden.

Die Astrophysiker Martin Jutzi und Willy Benz kommen zu einem anderen Schluss: «Es ist unwahrscheinlich, dass Tschuri eine so lange Zeit unbeschadet überstanden hat. Das zeigen unsere Computersimulationen.» Die Resultate der Arbeiten werden in der Fachzeitschrift «Astronomy & Astrophysics» publiziert.

Die Wissenschafter berechneten, wie viel Energie es brauchen würde, um eine Struktur wie diejenige von Tschuri zu zerstören. Schwachstelle ist die Verbindung der beiden Teile - der Hals zwischen Kopf und Körper.

Die Berner Forscher haben herausgefunden, dass diese Struktur einfach kaputt gehen kann, sogar bei Einschlägen mit geringer Aufprallenergie. Willy Benz vergleicht den Kometenhals mit dem Stiel eines Glases: «Eine Abwaschmaschine muss sehr sanft reinigen, damit der Stiel nicht bricht.»

Die Struktur, so die Forscher, stamme nicht aus der Urzeit, sondern habe sich durch Kollisionen über Jahrmilliarden entwickelt. «Die heutige Kometenform ist demnach das Resultat des letzten grösseren Einschlags, der vermutlich innerhalb der letzten Milliarde Jahren stattgefunden hat.»

Gültig bleibt aber die Erkenntnis, dass Kometen aus ursprünglichem Material bestehen, das mindestens so alt ist wie unser Sonnensystem. Gemäss den Berner Forschern haben sie im Lauf der Zeit einfach ihre Form verändert.

Willy Benz erklärt es so: «Bisher hat man angenommen, dass die Kometen eine Art ursprüngliche Bausteine sind, ähnlich wie Lego. Unsere Arbeit zeigt, dass die Legosteine nicht mehr ihre ursprüngliche Form haben - aber das Plastik, aus dem sie bestehen, ist immer noch das Gleiche wie am Anfang.»

Die Forscher stellten am Mittwoch eine Animation auf Youtube, die zeigt, wie Komet Tschuris Form entstanden sein könnte. Die drei Szenarios haben etwas unterschiedliche Anfangsbedingungen.

http://tinyurl.com/ChuryAnimation

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