Es ist der Traum jedes Wissenschaftlers: beim Herumexperimentieren zufällig auf eine Sensation zu stossen. Wie der Schweizer Chemiker Albert Hofmann, der 1943 die Wirkung von LSD am eigenen Leib erfuhr, als er im Labor unbeabsichtigt Spuren des Halluzinogens aufnahm. Oder der schottische Bakteriologe Alexander Fleming: Er entdeckte 1928 das erste Antibiotikum Penicillin, nachdem er ein Schälchen Bakterien über die Sommerferien stehen liess.
Der neue Farbton ist blau
Einen solchen Glückstreffer machten 2009 US-Forscher der Oregon State University. Eigentlich wollte das Team um den Chemiker Mas Subramanian die magnetischen und elektrischen Eigenschaften von schwarzem Manganoxid testen. Dazu fügten sie andere Chemikalien hinzu und erhitzten sie im Schmelzofen auf über 1000 Grad.
Das Ergebnis war ein intensiv leuchtendes, blaues Pulver. Das blauste Blau überhaupt. «Das war ein Zufallsfund, ein glücklicher Unfall», sagt Forscher Subramanian. Das Team taufte die einzigartige Farbe «YInMn-Blau». Der Name setzt sich aus den Elementen Yttrium, Indium und Mangan zusammen.
Nun ist dieses Blau erstmals für Künstler und die Industrie erhältlich. Es erweist sich als erstaunlich praktisch. Die Farbe bleicht weder in Wasser oder Öl aus. Für Kunstrestaurationen ist dies sehr nützlich. Zudem ist die Farbe nicht giftig und einfach herzustellen.
Wie ist das neue Blau?
Und: Das Blau reflektiert wegen seiner einzigartigen Kristallstruktur rund 40 Prozent des infraroten Lichts. Die Farbe hat somit eine kühlende Wirkung und könnte für Hausdächer eingesetzt werden. «Je mehr wir über die Farbe herausfinden, desto interessanter wird sie», sagt Chemiker Subramanian. «Nun scheint sie auch ein Kandidat für mehr Energieeffizienz.»