Um Autobahnborde kümmert sich die Landwirtschaft nicht – deshalb leben hier besonders viele Mäuse, und es gibt immer wieder überfahrene Tiere zum Verspeisen», sagt der Zoologe Hans Schmid von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach LU.
Und tatsächlich: Wer jetzt auf Autobahnen fährt, sieht die stolzen, weissbraunschwarzen Mäusebussarde, wie sie wachsam auf Pfählen und Wildschutzzäunen sitzen. Salz und Wärmerückstrahlung der Strasse lassen hier den Schnee rasch schmelzen, und die schlauen Vögel wissen: Bald kommen die Gangsysteme der Wühlmäuse zum Vorschein – der Tisch ist gedeckt!
Doch diese Jagd kann lebensgefährlich sein: Allein auf dem Autobahnteilstück Bern–Kriegstetten SO sind innerhalb von sieben Jahren 106 Mäusebussarde, 52 Turmfalken und 167 Eulen und Käuze gestorben.
Mäusebussarde sind Standvögel, Teilzieher und Langstreckenzieher in einem. Die Jüngsten fliegen im Herbst bis nach Spanien, einen Teil der Altvögel zieht es nach Frankreich ins mildere Rhonetal, andere überwintern hier. Sie wiederum erhalten Besuch von Kollegen aus Ostdeutschland, Polen und Finnland. Diese Wintergäste sind meist heller gefärbt als die Schweizer Bussarde; sie haben noch einen leichten «Gelbanstrich» im Gefieder.
Der bis zu 57 Zentimeter lange Mäusebussard hat eine Flügelspannweite von 1,30 Meter. Die Vogelwarte schätzt den Bestand in der Schweiz auf bis zu 25 000 Paare. Damit ist der Bussard bei uns der meistverbreitete Greifvogel.
Früher hat man Krummschnäbler wie Adler, Bussarde, Falken, Habichte, Milane und Co. als Tagraubvögel bezeichnet. Vogelkundler änderten diesen Namen, um das vorurteilsvolle Wort «Raub» zu vermeiden. Heute spricht man einfach von Greifvögeln, weil sie ihre Beute – meist kleine Nagetiere – mit ihren spitzen Krallen holen.