Biologie
Forscher erstellen biometrische Datenbank der Nagetiere

Forschende vom Naturhistorischen Museum Bern haben den Körperbau Tausender Nagetiere aus Museumssammlungen vermessen und mit der Lebensweise dieser Arten verglichen. Dank dieser neuen Datenbank verraten Museumsexponate auch die ökologische Nische ausgestorbener Nager.
Publiziert: 20.01.2017 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:49 Uhr
Kiefer einer «Cape York»-Ratte (Rattus leucopus). Knochen wie diese aus Museumssammlungen verraten viel über die Lebensweise der Nagetier-Arten.
Foto: Luis Verde Arregoitia

Nagetiere sind die vielfältigste Gruppe unter den Säugetieren. Weltweit sind mehr als 2200 Nager-Spezies beschrieben, die wichtige Funktionen in nahezu allen Ökosystemen der Welt erfüllen. Einige Arten dürften in entlegenen Gegenden noch auf ihre Entdeckung warten.

Forscher um Manuel Schweizer vom Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern berichten nun von einer Möglichkeit, auch die Lebensweise von kaum beobachteten oder ausgestorbenen Nager-Spezies zu rekonstruieren.

«Nahe verwandte Arten können sehr verschieden aussehen, wenn sie unterschiedliche ökologische Nischen nutzen», erklärte Schweizer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Und andersherum können Arten mit der gleichen ökologischen Nische sich stark ähneln, auch wenn sie nur weit entfernt verwandt sind. Die Funktion im Ökosystem bestimmt also zu einem grossen Teil das Aussehen - darauf bauten Schweizer und seine Kollegen auf.

Die Körperlänge von der Nasenspitze bis zur Schwanzspitze, die Länge der Schnurrhaare, Zehen und Ohren oder bestimmte Abstände der Schädelknochen und Zähne - insgesamt 14 solcher Messparameter trugen die Forschenden für 208 Nagetierspezies aus Museumssammlungen zusammen. Darunter Arten aus ganz unterschiedlichen ökologischen Nischen, zum Beispiel grabende, aquatische oder auf Bäumen lebende Nagetiere.

Rund 2000 Individuen vermass Luis Verde Arregoitia, Erstautor der im Fachblatt «Royal Society Open Science» erschienenen Studie. Für mehrere Tausend weitere griffen die Forscher auf bereits veröffentlichte Studien zurück. Diese Sammlung biometrischer Daten verglichen sie anschliessend mit Informationen zur Lebensweise dieser Spezies und konnten den Zusammenhang statistisch nachweisen.

«Anhand von relativ wenigen Charakteristika im Aussehen der Tiere können wir also auf ihre Funktion im Ökosystem schliessen», sagte Schweizer der sda. Die Studie unterstreiche den Wert, den Museumssammlungen haben. Eine ähnliche Datensammlung planen er und Kollegen nun auch für Vögel.

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