Regenwald, Menschen und Kultur
Kolumbien – ein Land öffnet sich

Kolumbien ist vielen bekannt als Land der Drogen und des Bürgerkriegs. Doch die Zeiten von Pablo Escobar und Guerillakriegen sind vorbei, das Land und seine Einwohner öffnen sich der Welt. Eine Entdeckungsreise im «neuen» Kolumbien.
Publiziert: 15.09.2025 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2025 um 15:43 Uhr
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Kolumbien ist äusserst vielfältig:
Foto: © Edelweiss_Loren Bedeli
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Janik LeuenbergerVideo Host

Wanderungen durch saftig-grüne Regenwälder, Schwimmen in türkisblauem Wasser und dabei zuschauen, wie farbige Papageien durch die Luft tanzen. Atemberaubende Natur ist in Kolumbien vorprogrammiert, und doch sagt Juliana Medina (31), Reiseleiterin in Kolumbien: «Unser grösster Schatz sind wir, die Menschen Kolumbiens.» Was zu Beginn wie eine Floskel klingt, wird mir im Laufe dieser Reise eindrücklich bewiesen.

Cartagena

Mein erster Stopp ist Cartagena. Die Hafenstadt liegt an der Karibikküste Kolumbiens, bietet allerdings weit mehr als nur Traumstrände. In Cartagena lässt sich Kultur erleben. Bereits ab dem 16. Jahrhundert kolonialisierte Spanien die Stadt – als eine der ersten Südamerikas. Die elf Kilometer lange Schutzmauer sowie mehrere Wehranlagen sind bis heute erhalten, ein Besuch ist für Geschichtsinteressierte ein Muss.


Mit ihren farbenfrohen Häusern, den liebevoll bepflanzten Balkonen und den vielen kleinen Restaurants und Läden ist auch die Altstadt einen Besuch wert. Besonders am Abend, wenn die Temperaturen langsam sinken, zieht es auch die Einheimischen auf die Strasse. Dabei kommen verschiedenste Kulturen zusammen: die spanische, die kolumbianisch-indigene, aber auch die afrikanische.

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Cartagena liegt an der Karibikküste Kolumbiens.
Foto: Edelweiss_Loren Bedeli

Cartagena, die Menschen

Nicht nur Textilien, Werkzeug oder Gold wurde hier gehandelt, sondern auch Sklaven. Noch heute identifiziert sich ein Grossteil der rund eine Million Bewohner als «Mix» der verschiedenen Herkünfte. Ein kleines Dorf unweit von Cartagena sticht hier heraus: Palenque. Eine afrikanische Gemeinschaft mitten in Kolumbien, gegründet von geflohenen Sklaven als erstes befreites Dorf Südamerikas.

Lange Zeit hielten die Bewohner ihr Dorf für Fremde geschlossen – die afrikanische Kultur sollte nicht verloren gehen. Doch seit einigen Jahren sind Gäste herzlich willkommen, und ihnen wird dabei einiges geboten: lebendige Kultur, ein authentisches Dorf, Gastfreundschaft und afrikanische Lebensfreude mitten in Südamerika!

San José Del Guaviare

Weiter geht die Reise im kleinen Propellerflugzeug zu einem Geheimtipp: Schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug riecht die feuchte Luft nach Regenwald. San José liegt genau an der Grenze zum Amazonas und bietet ein weites Spektrum an Landschaften: Felsformationen, Savannen, Feuchtgebiete und natürlich der Regenwald.

In Kleingruppen wandern wir durch den Dschungel zu Jahrhunderte alten Felsmalereien, beobachten wilde Papageien und Äffchen, schweben im Boot durch Mangroven und geflutete Wälder und schwimmen im kristallklaren Wasser des «roten Flusses». Fernab von Massentourismus, dafür mit echter Gastfreundschaft.

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Huch, wer beobachtet uns denn da?
Foto: Edelweiss_Loren Bedeli

San José Del Guaviare, die Menschen

Ein aufregender Dschungel-Ausflug macht hungrig, und so halten wir bei der Finca von Edilson Pinto (42). Was als gemütliches Mittagessen in Hängematten begann, entpuppt sich schon bald als Highlight des Trips. Denn Pinto ist nicht einfach Gastgeber. Der 42-Jährige ist schon in zweiter Generation Kokainproduzent.

Zumindest war er das, bis 2016 das Friedensabkommen ausgehandelt wurde. Damals kam die Polizei und brannte seinen Betrieb nieder. «Um Beweismittel zu vernichten», wie er heute sagt. Seither zeigt er Touristen, unter welch unhygienischen Bedingungen und mit wie vielen Chemikalien Kokain produziert wird. Damit will er die Menschen abschrecken und der Gesellschaft nach all den Jahren der Drogenproduktion etwas zurückgeben.

Medellín

Von der 50’000-Seelen-Provinz San José geht es weiter in die 2,5-Millionen-Metropole Medellín. Einst bekannt als «gefährlichste Stadt der Welt» und Heimat von Pablo Escobar gilt Medellín heute als eine der schönsten Städte Südamerikas. Denn in Medellín blüht es in jeder Ecke: Strassen, Brücken, Hauswände, ja sogar Metro-Stationen sind in der «Stadt des ewigen Frühlings» bepflanzt.

Dies bringt eine einzigartige Atmosphäre – und für eine Grossstadt eine kühle und erfrischende Umgebung. Viele der hippen Restaurants und Bars haben dieses Konzept übernommen, und so diniert man indessen zwischen Palme und Bananenbaum. Bei diesen luxuriösen Erlebnissen und der lebendigen Partyszene gerät die blutige Vergangenheit der Stadt schnell in Vergessenheit.

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Auch die Stadt ist in jeder Ecke bepflanzt.
Foto: Edelweiss_Loren Bedeli

Medellín, die Menschen

Doch Vergessen ermöglicht Wiederholung – und das wäre fatal. So gerne die Einwohner Medellíns die erlebte Kriminalität und Gewalt hinter sich lassen, so wichtig ist es auch, das Vergangene zu verarbeiten, beispielsweise in Musik und Graffitis. Der Musiker und Künstler Andrés stammt aus dem Barrio 13, einem Quartier, das besonders stark geprägt war von Bandenkriminalität.

Noch immer ist das Quartier von Armut betroffen, doch statt bewaffneten Kämpfern prägen nun Musiker und Graffiti-Kunstwerke das Ortsbild. «Eine Kugel kann einen Kilometer weit reichen, doch Kunst und Musik erreichen die Welt», ist Andrés überzeugt. Zusammen mit befreundeten Musikern gibt er den Kindern im Quartier Musikstunden, einen sicheren Platz und eine Perspektive.

Projekte wie dieses gibt es in der ganzen Stadt. Denn nach den Kriegen der Kartelle und Guerilla-Truppen wollten viele Kinder «Kartell-Boss» oder «Guerilla-Anführer» werden. Es fehlte an Möglichkeiten, ohne Gewalt an ein gutes Leben zu kommen. «Heute ist das anders», ist auch Sozialarbeiterin Angela überzeugt. «Fragt man Kinder heute nach ihrem Berufswunsch, sagen sie Musiker oder Touristenführer. Das macht mich stolz.»

Fazit

Hergekommen wegen der Natur, geblieben wegen der Menschen. Was unsere Reiseleiterin und CEO von Impulse Travel, Juliana Medina, zu Beginn sagte, kann ich inzwischen unterschreiben. Kolumbien bietet ein vielseitiges Reiseprogramm, das für jeden etwas bereithält. Es ist ein Land, das mit aller Kraft die gewalttätige Vergangenheit hinter sich lassen will und im Tourismus eine grosse Chance sieht.

Dementsprechend nett sind die Einheimischen. Selbst in der Metropole Medellín wurde ich auf der Strasse ganz zufällig von Menschen herzlich begrüsst. Wer sich weiter an unbekanntere Orte wie San José wagt, wird mit offenem Herzen empfangen und darf unverdorbene Natur intim erleben. Es lohnt sich, aus der Komfortzone der Luxus-Hotels auszubrechen und das Land mit einem lokalen Touristenführer zu erkunden.

Gut zu wissen

Sicherheit: Die Sicherheitslage in Kolumbien ist abseits der Touristenorte teils noch immer angespannt. Es empfiehlt sich, Touren in entlegenere Gebiete mit einem ortskundigen Guide zu unternehmen. Diese können die Lage am besten einschätzen.

Verkehr: In den Grossstädten – allen voran Medellín – ist der ÖV gut ausgebaut. Für längere Reisen innerhalb des Landes empfiehlt sich das Flugzeug, da die Strassen oft in mässigem Zustand und die Distanzen enorm sind.

Anreise: Edelweiss fliegt von Oktober bis April zweimal wöchentlich nonstop von Zürich nach Bogotá und Cartagena – in gewohnter Schweizer Qualität und Zuverlässigkeit. Medellín und San José Del Guaviare sind ab Bogotá in rund einer Stunde via Inlandflug erreichbar.

Geld: In Kolumbien bezahlt man mit einheimischen Pesos. 5000 Pesos sind rund ein Schweizer Franken. In den meisten Shops kann man mit Kreditkarten bezahlen, in kleineren Kiosks oder bei Strassenhändlern ist Bargeld oft die einzige Option.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise in Zusammenarbeit mit ProColombia und Edelweiss.  


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