Fit oder fett
Fett ist weniger böse, als gedacht

Jahrzehntelang galt Fett als Hauptverursacher von Herzkrankheiten. Jetzt wird es neu entdeckt. Es soll sogar Krebs heilen.
Publiziert: 15.03.2013 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 14:54 Uhr
D’Agostino empfiehlt das Fett aus Avocados und Kokosnüssen.
Foto: Thinkstock
Von Werner Vontobel

Wenn die neuesten Nachrichten zum Fett zutreffen, wäre das eine medizinische Sensation. Die frohe Botschaft hat zumindest schon mal drei gute Absender: Thomas Seyfried, Professor für Biologie und Krebs-Metabolismus an der University von Illinois, Dominic D’Agostino, Professor an der University of South Florida, und den TumorbiologenJohannes F. Coy aus Darmstadt.

Alle drei vertreten unabhängig von einander folgende These: Normale Zellen haben die Fähigkeit, ihre Energieversorgung notfalls ausschliesslich auf Fett umzustellen. Krebszellen hingegen sind auf Glukose angewiesen. Sie sterben ab, wenn ihnen diese entzogen wird. Folglich könne man Krebs mit einer fettreichen und extrem kohlehydrat-armen Diät gleichsam die Luft abdrehen.

Noch kein grünes Licht für Versuche am Menschen

Als Beweis können die beiden Professoren eine Reihe von Tests mit Mäusen vorlegen. Für klinische Versuche an Menschen fehle bisher die Erlaubnis der zuständigen Behörde. Doch weil die Therapie leicht durchzuführen und frei von Nebenwirkungen ist, gibt es inzwischen mehrere Dutzend erfolgreiche Fallbeispiele, die teilweise auch auf dem Internet dokumentiert sind.

Entscheidend ist dabei, dass man lange genug so wenig Kohlehydrate zu sich nimmt, dass der Körper gar nicht anders kann, als auf Fettversorgung (Fachausdruck: ketogen) umzustellen. Die Grenze liegt etwa bei 15 bis 25 Gramm pro Tag. Genau dieses Rezept haben die Ärzte schon zwischen den Weltkriegen mit gutem Erfolg angewandt, um Epileptiker zu heilen. Diese Heilmethode ist inzwischen neu entdeckt worden. Zahlreiche Stu­dien belegen ihre Wirksamkeit.

Heilsames aus der Kokosnuss

Weniger gut belegt, aber immerhin durch mehrere Einzelfälle gestützt ist die These, wonach Kokosnussfett Alzheimer heilen kann und nebenbei noch beim Abnehmen hilft. Dahinter steckt die Theorie, dass sich das Hirn vor allem durch einfach ungesättigte, kurzkettige Fettsäuren ernährt, wie sie im Fett der Kokosnuss enthalten sind.

Auch D’Agostino empfiehlt übrigens, sich vor allem mit solchen Fetten zu versorgen. Also mit tierischen Fetten aus Fleisch oder Butter, mit Avocado, Macadamia, Kokosnuss- und Palmfett und Olivenöl. 

Das steht im Widerspruch zu dem, was seit 1953 als gesicherte Erkenntnis galt. Damals hat Professor Ancel Keys von der Mayo-Klinik Fett als Verursacher aller Herzerkrankungen «überführt». Hauptindiz war eine Grafik, die einen fadengeraden Zusammenhang von Herzkrankheiten und Fettkonsum zeigte. Allerdings hatte Keys von 22 Ländern genau die 6 herausgepickt, die seine These stützten.

Mehr Omega 6 als Omega 3

Dennoch setzte sich Keys These durch. Überall wurde Fett durch «gesunde» Kohlenhydrate ersetzt. Und wenn schon Fett, dann musste es ungesättigt und pflanzlich sein, wie etwa Soja- oder Sonnenblumenöl. Auch Detlef Pape, der die «Schlank im Schlaf»-Diät entwickelte, empfiehlt, den Konsum von Fett zu beschränken und pflanzliche Fette zu bevorzugen.

Das Problem dabei ist, dass pflanzliche Öle 30 bis 100 mal mehr Omega-6- als Omega-3-Fette enthalten. Dabei liegt das optimale Verhältnis etwa bei 3 zu 1. Der typische Amerikaner nimmt heute 25 mal mehr Omega-6-Fette zu sich als noch vor hundert Jahren. Die Folge davon ist eine starke Zunahme der chronischen Entzündungen. Einfach ungesättigte Fette haben diesen Nachteil nicht.

Nächste Woche: Gesund mit der Rohner-Diät?

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