Fit oder fett
Brauche ich mehr Testosteron?

Wer über 50 und in Bett und Büro abgeschlafft ist, braucht mehr Testosteron – aber nicht unbedingt aus der Spritze.
Publiziert: 18.01.2018 um 15:12 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 21:00 Uhr
Bodybuilder helfen mit Testosteron nach.
Foto: Reuters
Von Werner Vontobel

Mitte 50 war Dr. Jeffrey Life übergewichtig, herzkrank und überhaupt abgeschlafft. Heute, 25 Jahre später, sieht er aus wie einst Arnold Schwarzenegger. Nur das Gesicht und der kahle Kopf lassen sein wahres Alter erahnen. Auch als Arzt hat sich Life neu erfunden. Dank seinem erfolgreichen Selbstversuch tingelt er als Buchautor und Langlebigkeits-Experte durch die USA. Sein Rezept? Hartes Training, gesunde Kost und eine wöchentliche Injektion mit Testosteron Cypionat.

Spritzen ja oder nein?

Frage: Müssen wir über 50-jährigen Männer jetzt alle auch? «Ja, ja und jein», sagt Life. Ja zu einer vitalstoffreichen Ernährung mit viel Eiweiss, reichlich Fett, wenig Kohlenhydraten und ohne Weizenprodukte. Ja, zu Gewichtheben, Dehnungsübungen und Ausdauersport. Wenn dann der Testosteron-Spiegel immer noch unter 700 Nanogramm pro Deziliter liege, solle man mit seinem Arzt darüber reden, wie man sich auf 900 bis 1100 verbessern könne.

Genau so ehrgeizige Ziele setzte sich eine Studie mit 209 übergewichtigen, gesundheitlich angeschlagenen Männer um die 75. 103 erhielten ein Placebo. 106 rieben sich pro Woche bis zu 15 Gramm Testosteron ein, mit dem Ziel, ihren Hormon-Spiegel von im Schnitt 250 auf 1000 zu erhöhen – das Niveau junger, sportlicher Männer.

Placebo wirkte auch

Am Ende der Studie lag der Wert der Placebo-Gruppe bei 292 – auch der Glaube hilft. Die Testosteron-Gruppe steigerte sich im Schnitt auf 574, was sich auch in einer entsprechenden Zunahme der Kraft (zum Beispiel beim Bankdrücken oder Treppensteigen) äusserte.  Doch die Sache hatte einen Haken: Die Cholersterinwerte der Testosteron-Gruppe verschlechterten sich markant. Es kam zu Herz-Kreislauf-Problemen und die Übung wurde vorzeitig abgebrochen.

Dass Testosteron-Präparate heikel sind, wissen auch die Bodybuilder. Sie spritzen sich in der Regel wöchentlich 500 Nanogramm bis mehrere Gramm Testosteron in die Muskeln. Doch bereits 200 Nanogramm können Bluthochdruck, Leberschäden oder eine erhöhte Produktion von Östrogenen auslösen,  was zur unerwünschten Fettbildung an der Brust oder gar zur Hodenschrumpfung führen kann. Um diese Nebenwirkungen zu unterdrücken, kombinieren Bodybuilder Testosteron oft mit sogenannten Aromatosehemmern – und kommen damit in Teufels Küche.

Auf der anderen Seite ist unbestritten, dass ein Rückgang des Testosteron-Spiegels mit einer ganzen Reihe von Krankheiten bzw. gesundheitlichen Nachteilen wie Muskelschwund, Potenzproblemen, Diabetes, Übergewicht usw. verbunden ist. Zwar ist nicht ganz klar, ob der Rückgang des Testosterons die Ursache oder bloss die Folge dieser Probleme ist. Dennoch kann man davon ausgehen, dass alles, was den Testosteron-Spiegel in Richtung 1100 Nanogramm treibt, auch die Gesundheit verbessert und die Potenz erhöht.

Wie wichtig ist Testosteron?

Unser Körper produziert mit Tausenden von Polyphenolen, Vitaminen und Mineralstoffen laufend Tausende Enzyme und Hormone. Alle diese Stoffe haben eines gemeinsam: Sobald man sie genauer analysiert, merkt man, dass sie ungeheuer wichtig sind. Für einige davon sind inzwischen optimale Bandbreiten definiert und finanziell tragbare Messmethoden entwickelt worden.

Testosteron gehört dazu. Wer zu wenig davon im Blut oder im Speichel aufweist, hat vermutlich ein gesundheitliches Problem – und könnte versucht sein, sich Testosteron künstlich zuzuführen. Doch solche direkten Eingriffe sind unkalkulierbar – und meist unnötig.

Unser Körper kann nämlich auch im fortgeschrittenen Alter ausreichende Mengen Hormone und Enzyme selbst produzieren. Sportliche Betätigung, vor allem hartes Intervall-Training hilft dabei. Auch die Wirkung verschiedener Gemüse, Früchte, Vitamine etc. ist erwiesen. Andere Nährstoffe sind einfach noch nicht getestet worden. Fazit: Sich auf Testosteron zu testen, kann nützlich sein. Zu Spritzen oder Salben kann allenfalls der Arzt raten.

darstellung vom Testosteron

Unser Körper produziert mit Tausenden von Polyphenolen, Vitaminen und Mineralstoffen laufend Tausende Enzyme und Hormone. Alle diese Stoffe haben eines gemeinsam: Sobald man sie genauer analysiert, merkt man, dass sie ungeheuer wichtig sind. Für einige davon sind inzwischen optimale Bandbreiten definiert und finanziell tragbare Messmethoden entwickelt worden.

Testosteron gehört dazu. Wer zu wenig davon im Blut oder im Speichel aufweist, hat vermutlich ein gesundheitliches Problem – und könnte versucht sein, sich Testosteron künstlich zuzuführen. Doch solche direkten Eingriffe sind unkalkulierbar – und meist unnötig.

Unser Körper kann nämlich auch im fortgeschrittenen Alter ausreichende Mengen Hormone und Enzyme selbst produzieren. Sportliche Betätigung, vor allem hartes Intervall-Training hilft dabei. Auch die Wirkung verschiedener Gemüse, Früchte, Vitamine etc. ist erwiesen. Andere Nährstoffe sind einfach noch nicht getestet worden. Fazit: Sich auf Testosteron zu testen, kann nützlich sein. Zu Spritzen oder Salben kann allenfalls der Arzt raten.

Die Mythen über Testosteron

Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron, das ist wohl das ­Hormon, das am stärksten mit Vorurteilen belastet ist. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Eigenschaften, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen.

Testosteron Sinnbild: Ein man auf dem wilden Stier.
Wilde Stiere, wilde Männer - das Sinnbild für viel Testosteron.
Mauritius Images

Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron, das ist wohl das ­Hormon, das am stärksten mit Vorurteilen belastet ist. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Eigenschaften, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen.

Zink, Magensium und Granatapfel

Deshalb wurden denn auch schon Dutzende Substanzen auf ihre Wirkung auf Testosteron untersucht. So weiss man etwa, dass Statin (Blutdrucksenker) Testosteron hemmt. Günstig wirkt sich hingegen Zink aus, ein Mineralstoff, an dem es etwa bei der Hälfte der Senioren mangelt. Wird dieser Mangel behoben, verdoppelt sich der Testosteronspiegel schon nach sechs Wochen von 250 auf rund 480 Nanogramm. 

In einer anderen Studie brachte Koffein bei Athleten eine Steigerung um 15 Prozent. Vitamin D ist auch ganz ein heisser Kandidat. Und mit Magnesium muss ohnehin immer gerechnet werden. Bei 399 Pensionären in Chianti brachte eine Extradosis davon eine «hochsignifikante» Erhöhung des Testosteron-Spiegels.

Inzwischen wurde auch der Saft des Granatapfels an Ratten und an 60 im Schnitt 39-jährigen Männern getestet. Bereits nach einer Woche stiegen die Testosteron-Werte um 24 Prozent und der Blutdruck nahm deutlich ab.

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