«Nicht erst mit heftigen Symptomen zum Arzt»
Die wichtigsten Check-ups für Männer in jedem Alter

Wer sich frühzeitig um seine Gesundheit kümmert, kann Krankheiten vermeiden oder die Heilungschancen erhöhen. Ein Urologe erklärt, welche Untersuchungen Männern wirklich etwas bringen – und räumt mit einem verbreiteten Irrtum rund um das Prostata-Screening auf.
Publiziert: 17.10.2025 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2025 um 11:52 Uhr
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Viele Gesundheitsrisiken lassen sich schon früh mit einfachen Tests erkennen.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

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Jana GigerRedaktorin Service

Ca. 11 bis 30 Jahre:

«In dieser Altersgruppe ist es sinnvoll, das Gewicht regelmässig zu kontrollieren und den Blutdruck im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung messen zu lassen», sagt Basil Kaufmann, Oberarzt an der Klinik für Urologie am Universitätsspital Zürich. Bei gesunden Jugendlichen ohne Risikofaktoren reiche dafür eine jährliche Kontrolle, bei Erwachsenen ab 18 Jahren sogar alle drei bis fünf Jahre, solange die Werte normal seien. Zudem wird allen Jugendlichen im Alter von 11 bis 14 Jahren empfohlen, sich gegen Humane Papillomaviren (HPV) impfen zu lassen. «HPV können beim Sex übertragen werden und Gebärmutterhalskrebs und Peniskrebs auslösen», sagt der Experte. Auch Tumore des Kopf-Hals-Bereichs sind mögliche Folgen, und manche der Viren können Genitalwarzen verursachen. Die Impfung wirkt am besten, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht wird, hat aber auch danach einen Nutzen. Sie ist für 11- bis 26-jährige Personen kostenlos.

Ab dem Teenager-Alter wird auch die Selbstuntersuchung der Hoden wichtig. Kaufmann sagt: «Jeder Mann sollte seine Hoden regelmässig abtasten, um Knoten, Verhärtungen oder Veränderungen in der Grösse zu erkennen, die möglicherweise auf Hodenkrebs hinweisen.» Am besten seien solche Veränderungen unter der warmen Dusche tastbar. «Wenn Hodenkrebs früh erkannt wird, lässt er sich meist durch eine Operation entfernen und behandeln.» Auch wenn sie nicht in allen Leitlinien als Standard empfohlen werde, könne eine regelmässige Selbstuntersuchung helfen, Veränderungen frühzeitig zu bemerken. Der Experte rät Männern, die unsicher sind, ob sie etwas Auffälliges ertastet haben, im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt zu gehen.

30 bis 39 Jahre:

Aus urologischer Sicht gebe es keine spezifischen Check-ups oder Untersuchungen, die für Männer in dieser Altersgruppe zwingend notwendig seien, sagt Kaufmann. «Es ist jedoch wichtig, Werte wie Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker zumindest einmal vom Hausarzt überprüfen zu lassen.» Falls nämlich Auffälligkeiten oder genetische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind, sollten diese frühzeitig behandelt werden, um spätere Komplikationen zu verhindern. Wenn die Werte im Normalbereich liegen und keine familiäre Vorbelastung bekannt ist, sind regelmässige Folgekontrollen nicht notwendig.

Basil Kaufmann, Oberarzt an der Klinik für Urologie am Universitätsspital Zürich, ermutigt Männer dazu, Erektionsstörungen beim Hausarzt offen anzusprechen.
Foto: USZ

40 bis 49 Jahre:

Der Experte rät Männern ab 40 Jahren, alle ein bis zwei Jahre zum Hausarzt zu gehen. Wichtig seien dabei regelmässige Kontrollen von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker. Ergänzend könnten ein Blutbild sowie eine Urin-Untersuchung sinnvoll sein, vor allem bei bestehenden Risikofaktoren. «Fallen die Blutwerte schlecht aus, wäre es gut, zusätzlich die Nierenwerte überprüfen zu lassen.» Denn ein hoher Blutdruck könne die Blutgefässe schädigen – auch in den Nieren. In solchen Fällen sei es wichtig, bleibende Schäden zu vermeiden, indem man sich mehr bewegt, gesünder isst oder generell den Lebensstil anpasst.

Zusätzlich weist der Experte darauf hin, dass Erektionsstörungen ein frühes Warnzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein können. Männer sollten solche Probleme daher im Rahmen eines Check-ups offen ansprechen, da eine Abklärung helfen kann, Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Falls in der Familie jemand an Prostatakrebs erkrankt ist, sollte ein Mann ab dem 45. Lebensjahr eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung, also ein sogenanntes Prostata-Screening, durchführen lassen.

50 bis 65 Jahre:

Männern ab 50 Jahren werden regelmässige Screenings zur Früherkennung von Prostatakrebs empfohlen. «Die oft gefürchtete Tastuntersuchung gehört heute nicht mehr zwingend zum Prostata-Screening dazu, da sie eine sehr geringe Erkennungsrate hat», sagt Kaufmann. Entscheidender sei der PSA-Wert, der mittels Blutprobe bestimmt wird. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf einen Tumor hinweisen – muss aber nicht. «Der PSA-Wert ist umstritten, weil es keinen fixen Grenzwert gibt und er aus verschiedenen Gründen stark variieren kann», sagt Kaufmann. 

Der Wert könne auch beispielsweise erhöht sein, wenn die Prostata gutartig vergrössert ist oder wenn der Patient kurz zuvor Velo gefahren ist. Bei einem erhöhten PSA-Wert wird in der Regel eine weiterführende MRT-Untersuchung der Prostata durchgeführt. Falls sich dabei ein auffälliger Befund zeigt, kann eine Biopsie folgen. In einigen Fällen zeigt sich dabei, dass gar kein Krebs vorliegt, oder es wird ein Tumor entdeckt, der nicht gefährlich oder lebensbedrohlich ist. «Die Herausforderung für Ärzte besteht darin, jene Patienten zu identifizieren, bei denen tatsächlich ein aggressiver Prostatakrebs vorliegt, der behandelt werden muss», sagt der Experte. Da Prostatakrebs die häufigste Krebsart bei Männern ist, sei das Screening aus medizinischer Sicht sinnvoll.

Fachpersonen empfehlen ab dem 50. Lebensjahr zudem, eine Darmspiegelung durchführen zu lassen. Das ist die wichtigste Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs. Wichtig zu wissen: Männer müssen selbst aktiv werden und sich für ein Prostata-Screening und eine Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung anmelden. Kaufmann sagt: «Wer sich gezielt untersuchen lassen möchte, sollte das direkt beim Hausarzt ansprechen oder einen Urologen aufsuchen.»

Ab 65 Jahren:

Neben den allgemeinen Basisuntersuchungen wie der Messung von Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin oder der Überprüfung der Herz-Kreislauf-Funktion könnten nun spezifischere Checks sinnvoll sein, meint Kaufmann. Dazu zählen zum Beispiel eine Knochendichtemessung, Seh- und Hörtests und allenfalls ein Demenz-Screening. Es lohnt sich auch zu überprüfen, ob man gewisse Impfungen auffrischen sollte. Besonders wichtig ist der Schutz gegen Gürtelrose, da sie bei älteren Menschen häufiger auftritt und schwer verlaufen kann. Bei Männern ab 65 Jahren, die geraucht haben, empfehlen einige Ärzte einen Ultraschall des Bauchs, um ein mögliches Bauchaortenaneurysma – eine gefährliche Erweiterung der Hauptschlagader – frühzeitig zu entdecken. Kaufmann betont: «Man sollte nicht erst zum Arzt gehen, wenn bereits starke Symptome wie etwa eine Harnverhaltung auftreten, sondern sich vorbeugend untersuchen lassen.»

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