Zockerkrankheiten auf der Spur
Diagnose: akute Gameritis

Publiziert: 09.01.2007 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:23 Uhr
Na? Heute schon über das Gamepad gereiert? Oder schon mal etwas vom Hand-Arm-Vibrations-Syndrom gehört? Nein? Wir bringen Licht ins game-medizinische Dunkel.

Dass Zocken Spass macht, ist kaum bestritten. Aber wie das so ist, mit allem was Spass macht, treten dabei, danach und in seltenen Fällen auch davor unerwünschte, zuweilen unangenehme Nebenerscheinungen auf. In dieser Hinsicht geradezu perfide ist die «Simulator Sickness», die vor allem Anhängern von Egoshootern einen Strich durch die Spassrechnung macht.

Diese Krankheit ähnelt in ihren Symptomen der Reise- oder auch Seekrankheit. Dabei ist bei der «Simulator Sickness» nicht der Wellengang – sofern es sich nicht um einen bewegten Simulator handelt – sondern die irritierte Koordination zwischen Gleichgewichts- und Sehsinn Stein des Aufstosses. Dem Auge wird signalisiert, dass man sich durch eine Welt bewege, was man de facto nicht tut. Das Resultat: Gehirnwindungs-«TILT» und kurzfristige Übelkeit.

Für die halbverdaute Quattro Stagioni auf der Tastatur können aber auch ungünstige Bildschirmauflösungen und Bildwiederholungsraten Auslöser sein. Überhaupt scheint das menschliche Auge nicht fürs Gamen konzepiert zu sein. Dafür steht die in fast jedem Spielerhandbuch erwähnte «photosensitive Epilepsie». Dabei können Lichtreize wie Flackern oder schnelle Farbwechsel, aber auch gewisse Muster epileptische Krämpfe hervorrufen.

Ebenfalls mit Licht hängt das skurrile Phänomen des «Weltraumflimmerns» zusammen, das als solches in der Fachliteratur nicht zu finden ist, aber von der Redaktion aufgrund unabhängig gemachter Erfahrungen so betitelt wurde. Es stellt sich vor allem nach stundenlangen Kriegsraumschiff-Simulationen ein und manifestiert sich darin, dass die Laserstrahlen selbst Minuten nach dem Spielen bei geschlossenen Augen immer noch aufflackern.

Nicht ganz so harmlos sind die Symptome eines RSI – eines «Repetitive Strain Injury»-Syndroms, auch bekannt als «Sekretärinnenkrankheit». Diese wird durch monotone Bewegungsabläufe, wie sie beim Daddeln wohl oder übel vorkommen, verursacht und äussert sich in temporären aber auch in chronischen Verletzungen des Gewebes, etwa Entzündungen oder Sehnenverkürzungen.

Aber nicht nur Eigenbewegung kann zu Schäden führen: So wird bei den Benutzerhinweisen des Microsoft-Side-Winder-Lenkrads auf das HAVS-Syndrom hingewiesen, das Hand-Arm-Vibrations-Syndrom, welches durch die Vibrafunktion des Gerätes ausgelöst werden kann. Die vor allem bei mit Presslufthammer hantierenden Bauarbeitern auftretende Krankheit (!) zeigt sich in Gefässchädigungen und damit zusammenhängenden Durchblutungsstörungen. Wegen der bleichen Finger wird diese Krankheit im Volksmund auch «Leichenhand» genannt. Allerhand!

Damit nicht genug: Mit EyeToy, den Wii-Controllern und ähnlich bewegungsintensiven Spielkonzepten ist man selbst als Gamer nicht mehr gefeit vor Sportverletzungen. Selbst zu exzessives Gefiedel mit der «Guitar Hero»-Plastikgitarre kann zu einem ausgewachsenen Tennisarm führen, wie die Geschichte des Profibaseballers Joel Zumaya jüngst bewies. Da gehören Blasenbildung am Daumen oder Nackenstarre nachgerade zu den angenehmeren Übeln.

Wir würden gerne noch weitere durch Gamen verursachte, körperliche Gebrechen zusammentragen aber unsere geschwollenen Finger machen nicht mehr mit und, mein Gott! Die Laser! Überall! Die Laser... Darum sind jetzt unsere zockenden Leser an der Reihe. Berichtet uns in der Fastfeedback-Box über eure Erfahrungen betreffend Gamer-Blessuren, Wolfwerdungen und Blasenentzündungen.

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