Für die Idee und das Konzept bekommt LG schon mal einen Sonderapplaus. Denn die Koreaner haben gleichzeitig zum neuen G5 auch ein halbes Dutzend digitale Accessoires vorgestellt. Also nicht nur ein Smartphone, sondern dazu auch eine ganze Zubehörwelt, die mit der Zeit ausgebaut werden soll.
Doch schon bei der Vorstellung am Mobile World Congress in Barcelona haben diese «Friends» einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Die 360-Grad-Kamera etwa überzeugte mit einfacher Bedienung und kompakter Bauweise. Die VR-Brille dagegen ist wackelig, muss mit einem Kabel ans Handy gesteckt werden und hat nur eine mässig gute Auflösung.
Das LG G5 gibts mit Kamera-Haltegriff
Für den intensiven Test hatten nur ein Extra zur Verfügung, nämlich «Cam Plus» für 99 Franken. Der Haltegriff lässt sich unten anstecken, ersetzt die dortige Akkuabdeckung und verschmilzt so perfekt mit dem G5. Neben einem 1200-mAh-Zusatzakku gibts einen Auslöser und ein Zoomrad.
Praktisch ist der Ein/Aus-Schalter, mit dem man die Handycam ultraschnell startet. Und Tatsächlich liegt das G5 mit dem Griff wie eine Kamera in der Hand. Schon normalgrosse Männerhände haben aber das Problem, dass sie mit dem Finger den Auslöser kaum mehr erreichen. Der grösste Vorteil, nämlich dass man einhändig fotografieren kann, ist so dahin.
Schade wurde die tolle Idee nur halb gut umgesetzt. Auch das Zoomrad ist zwar praktisch, weil man damit von der Normalen- in die Weitwinkelkamera wechseln kann. Sonst sollte man aber aufs Zoomen verzichten, weil man damit nur den Bildausschnitt (und damit die Qualität) verkleinert. Knöpfe, die man mit der Lieblings-Kamera-Einstellung belegen kann, wären sinnvoller gewesen.
Der Akku ist austauschbar
Grösster Nachteil der Module: Wenn man sie austauschen will, schaltet sich jedes Mal das ganze Smartphone aus. Denn sie sind mit dem austauschbaren Akku gekoppelt, den man beim Wechsel auch jedes Mal herausnehmen muss.
Allerdings ist die austauschbare 2800 mAh Batterie auch eine der grossen Stärken des G5. Das gibts bei der direkten Konkurrenz von Apple, Samsung und Co. nicht. Für rund 50 Franken kann man sich einen Zweitakku besorgen. Das ist aber eigentlich nur für Poweruser nötig. Die Power reicht gut für einen Tag, bei der Laufzeit gehört das G5 zu den besseren im Segment.
Viel Power im Metallgehäuse
Auch sonst geht vor lauter Extras und Modulen fast vergessen, dass das neue Topmodell von LG an sich schon ein super Smartphone ist. Mit Preisen im Online-Handel ab 653 Franken ist das G5 zwar nicht günstig, man bekommt richtig viel geboten dafür.
Das 5,3-Zoll-Display löst mit 1440 auf 2560 Pixel auf und hat eine Pixeldichte von 554 ppi. Der Bildschirm ist zwar nicht übermässig hell, aber kontrastreich, scharf und stellt die Farben scharf dar.
Praktisch ist der schlicht gehaltene Always-On-Display, der auch im Standby-Modus Uhrzeit, Datum und allfällige Benachrichtigungen anzeigt. Auch bei der auf Android 6.0 basierenden Oberfläche hält sich LG angenehm zurück.
Der Qualcomm Snapdragon 820 mit 4 GB Speicher gehört zu den schnellsten Prozessoren auf dem Markt. Tempoprobleme hat man damit sicher nicht. Auch das Alugehäuse mit schlichtem Design und guter Verarbeitung ist so, wie man das in dieser Klasse erwarten darf.
Eine zweite Kamera mit Weitwinkel
Bei der Kamera mit zwei Linsen geht LG zum Glück ebenfalls eigene Wege. Einerseits ist eine normale 16-Megapixel-Cam verbaut, die schnell auslöst. Die Fotos sind gut, aber nicht überragend.
Daneben ist eine 8-Megapixel-Weitwinkelkamera platziert, die unabhängig funktioniert und mit der 135-Grad-Linse ganz schön viel aufs Bild bringt. Ganze Gruppen, Häuserzüge oder auch ein Raum. Unkompliziert, schnell und oft effektvoll - leider von der Bildqualität nicht ganz so überzeugend wie die Hauptkamera.
Unser Fazit: LG ist beim G5 erfreulich mutig und experimentiert - bei der Dual-Kamera erfolgreich, beim Zubehör nicht ganz. Aber: Alle wichtigen Smartphone-Features sind überzeugend und machen das neue Topgerät der Koreaner zu einer tollen Alternative zu den Martkführern.