Wer Mails, SMS oder Whatsapp-Nachrichten auf Mundart schreibt, musste bislang die Autokorrektur und Autocomplete ausschalten. Oder dem Handy Schweizerdeutsch mühsam beibringen. Sonst wurde aus «Ich muess luege» schnell mal ein «Ich muss lügen». Doch wirklich schnell tippen kann man auf mobilen Geräten vor allem dann, wenn das Handy einem schon nach wenigen Buchstaben das richtige Wort vorschlägt.
Das ist nun mit der neuen App «Kännsch» möglich, die ab heute gratis im Android-Store erhältlich ist. Hinter dem Programm steht die ETH Zürich: Für ihre Masterarbeit hat die Elektrotechnikstudentin Laura Peer (29) die App entwickelt.
Und was kann «Kännsch»? Das Programm ersetzt auf dem Android-Handy die normale Tastatur. Das wird einem beim ersten Aufstarten ganz einfach erklärt und lässt sich auch jederzeit wieder ausschalten. Wer dann etwa ein SMS schreiben will, arbeitet automatisch mit dem Schweizerdeutsch-Wörterbuch und bekommt passende Vorschläge. Neben tippen kann man seinen Text auch swipen, also mit dem Finger von Buchstabe zu Buchstabe fahren.
Die App ist sehr lernbegierig. Schon bei der Installation greift sie - wenn der Benutzer es erlaubt - auf alle gespeicherten SMS-Nachrichten zu und integriert die dort verwendeten Begriffe ins Wörterbuch. Im Land der Dialekte, die zudem von jedem wieder anders geschrieben werden, ist besonders wichtig, dass «Kännsch» sich den Gewohnheiten der Benutzer anpasst. «Nid», «nöd» oder «ned», die App schlägt schon bald die richtige Variante vor.
Für Datenschutzfanatiker ist die Anwendung sicher nichts. Denn man muss der ETH schon vertrauen, dass sie alle Daten wirklich anonym sammelt. Und zusammengetragen wird doch einiges, weil auch ein wissenschaftliches Interesse hinter der App steckt. So wird die Anzahl getippter Buchstaben aufgezeichnet, damit man sieht, wie viel Schreibarbeit korrekte Vorschläge sparen. Auch der Standort des Benutzers wird periodisch abgerufen, um Dialektunterschiede festzustellen.
Im ersten Test überzeugte «Kännsch» rundum, Abstürze oder Fehler gab es keine. Schade nur, müssen iPhone-Nutzer bislang darauf verzichten. Kein Wunder, schränkt Apple doch den Zugang von Drittanbietern für alternative virtuelle Tastaturen bislang ein. Mit iOS8 wird sich das aber ändern – und vielleicht gibts dann ja die «Äpp» auch fürs iPhone.