Fotoprojekt «Fighting Beauties» für Krebsbetroffene
«Mach Fotos von mir mit meiner Glatze»

Alex Granja (45) hat mit ihrem Fotoprojekt «Fighting Beauties» über 40 Krebsbetroffene abgelichtet. Was die fotografierten Frauen gemeinsam haben, ist ihr Kampfgeist. Auch Tanja Studer liess sich während ihrer Chemotherapie ohne Haare fotografieren.
Publiziert: 07.02.2025 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2025 um 09:27 Uhr
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Im Rahmen ihres ehrenamtlichen Fotoprojekts «Fighting Beauties» fotografiert die Fotografin Alex Granja (45) aus Emmen LU seit 2020 krebskranke Frauen.
Foto: Alex Granja

Auf einen Blick

  • Das Fotoprojekt «Fighting Beauties» zeigt die Kraft und Schönheit krebskranker Frauen
  • Alex Granja hat seit 2020 über 40 Betroffene für das Projekt porträtiert
  • Eine davon ist Tanja Studer, die 2021 an Brustkrebs erkrankte
  • In Emmenbrücke stellt Granja ihre Fotos noch bis 16. Februar 2025 aus
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Ravena FrommeltRedaktorin Gesellschaft

Tanja Studer trägt einen Kurzhaarschnitt mit Sidecut. Doch es gab eine Zeit, da hatte die Bündnerin gar keine Haare. «Wenn einem auf einmal die Haare ausfallen und man mit den Händen über die Glatze fährt, ist das im ersten Moment speziell», sagt die 38-Jährige. Doch Studer hat sich schnell an ihr neues Aussehen gewöhnt. Eine Perücke oder ein Kopftuch getragen habe sie nie.

Als Studer im November 2021 die Diagnose Brustkrebs erhält, ist ihr jüngerer Sohn erst sechs Monate alt. «Ich musste von heute auf morgen abstillen.» Die folgenden vier Monate sind für die Unternehmerin intensiv und kompromisslos. Zwar ist sie krankgeschrieben, doch als Inhaberin einer eigenen Firma muss sie trotzdem manchmal Geschäftliches besprechen. Bis im April 2022 hat sie acht Chemotherapien. Nach jeder Chemo liegt Studer tagelang flach. Das sei nicht immer einfach gewesen mit zwei kleinen Kindern, der ältere Sohn war gerade einmal vier. «Kinder in diesem Alter sind gnadenlos, der Alltag muss so normal wie möglich weitergehen, was aber in diesem Fall sehr heilsam ist», sagt sie.

Durch die Krebsdiagnose auch Positives erlebt

«Das sind starke Persönlichkeiten», sagt Alex Granja (45) über Studer und die anderen krebskranken Frauen, die sich von ihr fotografieren lassen. Granja und Studer kennen sich vom Babyshooting, dann erfährt Granja durch einen Whatsapp-Status von Studers Krebskrankheit. Und so kommt es, dass Studer bei Granjas Fotoprojekt «Fighting Beauties», einem kostenlosen Fotoshooting, das sie seit Januar 2020 für krebskranke Frauen anbietet, mitmacht. «Ich wollte diese Zeit in meinem Leben festhalten», sagt Studer. Aus ihrem Umfeld bekam sie immer wieder Komplimente für ihren «neuen Look». Studer konnte mit der Diagnose gut umgehen und sagt, sie habe dadurch auch sehr viel Positives erlebt.

Die Frauen, die ins Fotostudio von Granja kommen, verbinde alle eines: ihr Kampfgeist. «Doch ich würde lügen, wenn ich sagen würde, mir sind noch nie Tränen heruntergelaufen.» Mit schweren Schicksalen hatte Granja schon vorher zu tun. Für den Verein Sternentaler, ein Hilfsprojekt für Familien mit schwer kranken Kindern, fotografierte sie zwischen 2015 und 2020 jeden Monat ehrenamtlich eine Familie mit erkranktem oder beeinträchtigtem Kind. Zudem hat sie Bekannte und Verwandte, die an Krebs erkrankt sind. «Als ich eine an Krebs erkrankte Bekannte fragte: ‹Was kann ich für dich Gutes tun?›, meinte diese: ‹Mach Fotos von mir mit meiner Glatze.›»

Es gibt nur Plan A – kämpfen und weiterleben

Durch dieses Fotoshooting kam die Emmer Fotografin auf die Idee, auch andere Betroffene abzulichten. «Ich möchte diesen Frauen Kraft schenken und ihnen zeigen, wie schön sie ohne Haare sind.» Durch Posts auf Social Media, Auflegen von Flyern und über Mund-zu-Mund-Propaganda machte Granja «Fighting Beauties» bekannt. Bis heute hat sie über 40 Betroffene porträtiert.

Nach der überstandenen Chemo-Phase kommen die meisten Frauen noch einmal ins Studio. Gleiche Pose, aber mit nachgewachsenen Haaren. «Oft sagen mir die Frauen, dass sie die Fotos ohne Haare schöner finden», erzählt Granja. Den Unterschied mache die Ausstrahlung aus. «Für diese Frauen gibt es nur Plan A – kämpfen und weiterleben. Das zeigen sie in den zweiten Fotos nie mehr so sehr wie beim ersten Shooting.»

Bis am 16. Februar stellt Granja ihre Fotos des «Fighting Beauties»-Projekts auf der Kunstplattform Akku in Emmenbrücke LU aus. Die Vernissage sei sehr berührend gewesen. Tanja Studer geht es heute wieder gut, sie bezeichnet sich als gesund. Zwar muss sie im Moment noch Medikamente nehmen, doch wenn es bis Sommer 2027 keine Auffälligkeiten mehr gibt, bezeichnet auch die Onkologie sie als geheilt.

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