Darum gehts
- X verliert massiv an Zuspruch in Europa, 11 Millionen User gehen
- Elon Musk lockerte Regeln, prominente Nutzer verliessen die Plattform
- Noch 95 Millionen aktive Nutzer in der EU, 10,5% Rückgang in 6 Monaten
Die Online-Plattform X, früher bekannt als Twitter, verliert in Europa massiv an Zuspruch. Innerhalb der vergangenen sechs Monate haben rund elf Millionen User aus Europa der Plattform den Rücken gekehrt. Dies entspricht einem Rückgang von zehn Prozent. Oder anders gesagt: Jeder zehnte User ist nicht mehr aktiv.
Besonders stark war der Exodus in Frankreich mit 2,7 Millionen Usern, in Polen mit 1,8 Millionen Usern, in Deutschland mit 1,35 Millionen und in Italien mit rund einer Million verlorenen Nutzern. In kleineren Ländern wie Luxemburg und in Litauen verliess sogar rund ein Viertel aller Nutzer die Plattform. Kurz: Die Zahlen sind im Sinkflug in allen Ländern in Europa, ausser in Zypern. Dort gab es einen Zuwachs von 0,6 Prozent, was rund 1600 Usern entspricht.
«Giftig und voller Lügen»
X zählt demnach in der EU noch total knapp 95 Millionen aktive Nutzer. Das ist weniger als vor der Übernahme durch den US-Milliardär Elon Musk im Jahr 2022. Musk, der seit Anfang Jahr 2025 zu den engsten Beratern des US-Präsidenten Donald Trump gehört, hatte nach dem Kauf die Regeln der Plattform schrittweise gelockert.
Im Herbst 2024 gab es einen regelrechten #eXodus. Zu den prominentesten Abwanderern zählte der ORF-Journalist Armin Wolf. «Das wars für mich mit Twitter. Nach knapp 16 Jahren lege ich diesen Account still», erklärte Wolf, der auf X über 600'000 Follower hat. Für ihn ist der Schuldige klar: «Elon Musk hat Twitter zerstört. X ist radikalisiert, giftig, voller Lügen, aggressiv und deprimierend.»
Auch der Schriftsteller Stephen King, die britische Tageszeitung «The Guardian» und die Stadt Paris wendeten sich ab. In der Schweiz verliessen ebenfalls etliche Institutionen die Plattform, darunter die Stadt Zug, mehrere Polizeistellen und Graubünden Ferien.
Auch Tesla verliert Boden
Der aktuelle Nutzerschwund wurde durch den Digital Services Act (DSA) der EU bekannt, der grosse Tech-Unternehmen zu regelmässigen Transparenzberichten verpflichtet. Ausserhalb der EU ist X nicht zur Veröffentlichung der Nutzerzahlen verpflichtet, darum gibt es keine Angaben für die Schweiz.
Die Europäische Kommission untersucht seit 2023, ob X die Anforderungen zur Bekämpfung illegaler Inhalte und Falschmeldungen einhält. Bereits im Juli 2024 warf sie der Plattform Gesetzesverstösse vor. Eine Strafe steht noch aus.
Parallel dazu schwächelt auch Musks Elektroautohersteller Tesla in Europa. Die Verkäufe des Unternehmens brachen in den ersten zwei Monaten von 2025 um mehr als 50 Prozent ein.