Darum gehts
- OpenAI stellt ChatGPT-5 vor und löscht alte Modelle, das sorgt für Debatten
- Reaktionen reichen von Lob bis Skepsis, Entwickler sehen Stärken und Schwächen
- GPT-5 ist zwölfmal günstiger als Claude 4 Opus, unterbietet Googles Gemini 2.5 Flash
Die Bühne war gross, die Versprechen ebenso, und jetzt kocht die Debatte. Für die einen ist ChatGPT-5 ein Meilenstein, für andere ein Schlag ins Gesicht. OpenAI hat am 7. August nicht nur sein neues Vorzeigemodell vorgestellt, sondern gleichzeitig alle alten Modelle gestrichen. Das sorgt für Frust bei langjährigen Nutzern.
«OpenAI hat mir die eine Sache weggenommen, die zählte: die Wahl», schreibt der Reddit-User Nipurn_1234. Denn wer chatgpt.com nutzt, sieht nun nur noch GPT-5 und keine älteren KI-Modelle mehr wie o3 oder 4o. Gerade Letzteres hat viele Fans und ist für einige User mehr als nur ein Werkzeug. «Wärme, Ton und Persönlichkeit» des nun entfernten 4o hätten ihn durch schwere Zeiten begleitet. Nun habe er sein Abo gekündigt, so der User. Ähnlich tönt es auf x.com: «Ich wollte ChatGPT-5 testen, nicht dazu gezwungen werden», schreibt ein User.
ChatGPT im Alltagstest
Doch die Reaktionen sind nicht nur negativ. Entwickler Simon Willison hat GPT-5 zwei Wochen im Alltag getestet: «Es ist mein neues Lieblingsmodell.» Er lobt das hybride System aus schnellem Alltags- und tiefem Denkmodell, gesteuert von einem Router. Für ihn ist GPT-5 «ein vernünftiger Standard für alles, was ich tun will». Auch Dan Shipper, CEO der KI-Firma Every, sieht Stärken und Schwächen. Die Genauigkeit sei beeindruckend, «wenn man das Modell länger denken lässt». In der schnellen Variante dagegen halluziniere es bei komplexeren Fragen zu oft.
Für Shipper ist GPT-5 «das beste Modell, das 99 Prozent der Welt je genutzt haben», schnell und einfach genug für den Alltag, aber «kein Gamechanger für erfahrene Entwickler». Preislich sieht er OpenAI klar in der Offensive: GPT-5 Mini unterbietet Googles Gemini 2.5 Flash, das Standardmodell ist zwölfmal günstiger als Claude 4 Opus. Sein Fazit: Für Gratisnutzer ist es ein spürbarer Schritt nach vorne, aber für Power-User ein gemischtes Paket.
«Kein gewaltiger Sprung»
Reaktionen gibt es auch aus der Schweiz: Marcel Salathé, Co-Leiter des EPFL AI Center, schreibt auf linkedin.com: «Es ist kein gewaltiger Sprung, aber extrem nützlich. Jeder Nutzer erhält nun automatisch die Leistung, die bisher nur sehr erfahrene Nutzer abrufen konnten.» Casey Newton von der Website Platformer vergleicht GPT-5 mit einem iPhone-Upgrade: «Spürbar besser, aber immer noch ein iPhone.» Für Aufsehen sorgte zudem ein Lapsus in der Präsentation: In einer Balkengrafik lagen GPT-5 und das o3-Modell nur 2,6 Prozentpunkte auseinander, der Balken für GPT-5 war jedoch deutlich länger. OpenAI korrigierte dies und entschuldigte sich.
Der Weg zu GPT-5 war holprig. Wie «The Information» berichtet, scheiterte OpenAI mehrfach an eigenen Erwartungen: Das intern als «Orion» entwickelte Modell sollte ursprünglich GPT-5 werden, wurde aber nach enttäuschenden Ergebnissen nur als GPT-4.5 veröffentlicht. Noch im Juni, so ein Insider, «schien keines der in Entwicklung befindlichen Modelle gut genug, um GPT-5 zu heissen». Technische Hürden, Datenmangel und Abgänge wichtiger Forscher verzögerten den Fortschritt. Erst neue Methoden im Reinforcement Learning brachten den Durchbruch und damit ein Modell, das nun hohe Erwartungen erfüllen muss.