Einbürgerungsfall sorgt für Aufsehen
«Mit solchen willkürlichen Kriterien werden die Leute schikaniert»

Die Gemeinde Unteriberg SZ verweigert einem niederländischen Paar die Einbürgerung – trotz 20 Jahren in der Schweiz. Der Grund: Sie konnten zu wenige Freunde und Bekannte in der Gemeinde nennen. Diese Entscheidung sorgt in der Leserschaft für hitzige Diskussionen.
Publiziert: 29.04.2025 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2025 um 11:56 Uhr
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Das niederländische Ehepaar Ronny van Unen und Saskia Scheltes kämpft um die Einbürgerung. Doch ihr Antrag stösst auf Ablehnung.
Foto: Andreas Seeholzer/Bote der Urschweiz

Darum gehts

  • Niederländisches Ehepaar in Unteriberg SZ trotz 20 Jahren in der Schweiz nicht eingebürgert
  • Gemeinde begründet Ablehnung mit mangelnder sozialer Integration und politischem Wissen
  • Von zwölf gestellten Fragen konnten die Antragsteller zwei nicht richtig beantworten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Seit 20 Jahren leben Ronny van Unen (72) und Saskia Scheltes (66) in der Schweiz, davon 15 in Unteriberg SZ. Ronny ist aktives Mitglied im Schweizer Alpen-Club und seit seiner Pensionierung restaurieren er und seine Frau als Mitglieder verschiedener uhrmacherischer Fachvereinigungen Schweizer Uhren. Ihr Leben klingt wie das Paradebeispiel für gelungene Integration – doch die Einbürgerung wird abgelehnt.

Laut Gemeindepräsident Ruedi Keller habe das Ehepaar zu wenig Freunde und Bekannte in Unteriberg nennen können, habe sich nicht genug am gesellschaftlichen Leben beteiligt und sei über aktuelle politische Themen in der Gemeinde nicht informiert gewesen. Beide hätten von den zwölf gestellten Fragen zwei nicht richtig beantwortet – darunter zum Beispiel, wer für die Gemeinde im Schwyzer Kantonsrat sitze.

Paar erhält Rückhalt aus der Leserschaft

In der Kommentarspalte sorgt der Fall für Kopfschütteln. «Muss man Stammtisch-Hocker sein, damit man eingebürgert wird? Muss man Freunde haben? Es wäre an der Zeit, dass Einbürgerungen national geregelt sind, dann hätte die Willkür ein Ende», kommentiert Leser Andy Honegger.

Ähnlich sieht es User Thomas Maeder: «Es sollte einen schweizweit verbindlichen Katalog geben, der festlegt, was Einbürgerungswillige zwingend vorweisen müssen (z. B. lokale Amtssprache Niveau B1) und was sie auf keinen Fall haben dürfen (z. B. Steuerausstände, Vorstrafen). Ob man bei der Migros oder im Dorfladen einkauft oder wo die Freunde wohnen, sollte für die Einbürgerung keine Rolle spielen. Mit solchen willkürlichen Kriterien werden einfach die Leute schikaniert, wann immer es den Dorfoberen gefällt.»

Und auch Leser David Gamez hat eine klare Meinung: «So ein Gugus – strenge Regeln sind gut, aber eigene Befindlichkeiten haben in dieser Sache nichts zu suchen. Sind alle Pflichten erfüllt, gehören die Rechte auch dazu. Wir brauchen mehr Balance im System – mehr Junge, mehr Tatkräftige, die unser Land aufbauen.»

Alpen und Uhren genügen nicht

Neben den vielen Kritikern gibt es nur wenige Leser, die das Vorgehen der Gemeinde nachvollziehen können. Für manche ist Integration jedoch mehr als nur Alpen und Uhren. Sabine Frey betont, soziale Integration sei eine zwingende Voraussetzung für die Einbürgerung. «Sie kann nicht etwa durch das Nichtbegehen von Straftaten kompensiert werden. Alleine über die Alpen zu fliegen, alleine alte Uhren zu reparieren und alleine durch die Alpen zu wandern, trägt – anders als die Antragssteller es sehen – nun mal nichts oder kaum zur sozialen Integration bei», findet sie. 

Und Leser Willi Frischknecht meint gar: «Es braucht keine Einbürgerungen. Wer hier nicht mindestens seit der Schulzeit oder noch besser geboren ist, dem sollte es kein Recht auf Einbürgerung geben. Und dann sollte immer das Einstaatenprinzip gelten – Doppelbürgerschaften sollte es nicht geben.»

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