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Arbeitgeber-Boss will keine Mindestlöhne
«Wer so denkt, reduziert Mitarbeitende auf Produktionsfaktoren»

Muss ein Vollzeit-Lohn zum Leben reichen? Arbeitgeber-Boss Roland A. Müller sieht die Verantwortung der Existenzsicherheit nicht bei den Arbeitgebern. Dafür sei die Sozialhilfe da. Darüber ist sich die Blick-Community uneinig und diskutiert.
Publiziert: 05.06.2025 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2025 um 12:03 Uhr
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«Ein rein existenzsichernder Lohn ist nicht die Aufgabe der Arbeitgeber», sagt Arbeitgeber-Direktor Roland A. Müller. Schlussendlich müsse die Sozialhilfe einspringen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Debatte über existenzsichernde Löhne: Arbeitgeber vs. Staat
  • Arbeitgeber-Boss Müller ist gegen Mindestlöhne
  • Blick-Leser uneinig: Einige fordern höhere Löhne, andere sehen Grenzen
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Sind die Arbeitgeber für existenzsichernde Löhne bei einer Vollzeitstelle verantwortlich? Oder muss der Staat mit Sozialhilfe einspringen? Zu diesen Fragen hat Arbeitgeber-Direktor Roland A. Müller (62) eine klare Meinung: «Ein rein existenzsichernder Lohn ist nicht die Aufgabe der Arbeitgeber.»

Es sei unbestritten, dass man vom eigenen Lohn sollte leben können, aber es gebe gewisse Tätigkeiten oder Branchen, in denen höhere Löhne nicht möglich seien, weil die Unternehmen die entsprechende Wirtschaftsleistung nicht erbringen könnten. Die Sozialhilfe müsse da einspringen, findet Müller.

Diese Meldung sorgt in der Blick-Leserschaft für rote Köpfe

Mindestlöhne ja oder nein? Ein Blick in die Kommentarspalte zeigt: Die Blick-Leserschaft ist sich nicht einig. Leser Benjamin Sommer stimmt Arbeitgeber-Boss Müller zu. «Ob ein Lohn existenzsichernd ist, hängt nicht nur vom Arbeitgeber ab, sondern auch von Steuern, Inflation und anderen Faktoren. Faktoren, die der Arbeitgeber nicht beeinflussen kann. Die Frage darf gestellt werden: Müssen die Arbeitgeber für das Missmanagement des Staates haften?», fragt er rhetorisch.

Ric Bellini findet, dass die Sicherung der individuellen Existenz nicht alleinige Aufgabe der Arbeitgeber sein darf, «auch wenn viele Erwerbstätige dies als selbstverständlich ansehen. Diese Erwartungshaltung ist das Ergebnis einer über Jahre gewachsenen Prägung, die die Verantwortung für den eigenen Lebensunterhalt auf private Unternehmen schiebt. Wenn die Lebenshaltungskosten schneller steigen als die Löhne, wird das Modell des allein existenzsichernden Vollzeitjobs für viele zur Illusion. Wir stehen vor einem gesellschaftlichen Wandel, in dem Mehrfachbeschäftigung für viele Realität wird. Diese Entwicklung ist Spiegel ökonomischer Notwendigkeiten und globaler Dynamiken.»

User Albert Baumgartner sieht dies ähnlich. «Es gibt Firmen, die sind am Anschlag und können nicht mehr mit den Löhnen mithalten. Dieses Problem ist erst der Anfang, und die moderne Technik schafft Arbeitsplätze ab. Computer, KI, Roboter, Hightech-Maschinen sind in jeder Branche im Vormarsch.»

«Wie sollen Sozialämter in die Bresche springen?»

Doch nicht alle Stimmen aus der Community gehen in diese Richtung. «Müllers Aussage zeigt ein Gesellschaftsbild, in dem Arbeit entkoppelt wird von Würde, Teilhabe und Sicherheit. Wer so denkt, reduziert Mitarbeitende auf Produktionsfaktoren und ignoriert, dass soziale Stabilität und wirtschaftlicher Erfolg auf gegenseitiger Verantwortung beruhen. Die Frage ist nicht, ob der Staat oder die Wirtschaft für existenzsichernde Löhne sorgt. Die Antwort muss lauten: beide», schreibt Philipp Schreier.

Daniel Fontana wirft einen weiteren Punkt in die Runde: «Wenn mehr Sozialgelder bezogen werden, sinkt auch die Kaufkraft, somit gehen mehr Firmen in Konkurs. Hilft dies der Wirtschaft, indem die Steuerzahler die dann auffangen müssen?» Und doppelt gleich nach: «Wenn die Löhne steigen, steigt auch die Kaufkraft und so die Wirtschaft. Hier müsste man den Hebel ansetzen und die Teilzeit- und Stundenlöhner gerechter mit besseren Bedingungen schützen.»

Und Erika Koller kommentiert: «Wie sollen Sozialämter in die Bresche springen, wenn ein Arbeitgeber den Managern und CEOs Löhne zahlen, die durch die Decke gehen? Und der Arbeitnehmer zum Sozialamt gehen muss, weil er arbeitet bis zum Umfallen und der Lohn nicht reicht für Wohnen und Leben? Da müssen der Bund und die Politik endlich in die Pflicht genommen werden.»

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