Elektro-Sportler mit irren 4800 Nm
Wie kommt das Mega-Drehmoment im R5 Turbo zustande?

Der Renault 5 Turbo 3E beeindruckt mit 4800 Nm Drehmoment – und überflügelt damit sogar millionenteure Hypersportler. Doch ein genauer Blick zeigt: Die Zahlen sagen nur die halbe Wahrheit.
Publiziert: 19.05.2025 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2025 um 16:13 Uhr
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Der Renault 5 Turbo der 1980er-Jahre hatte viele Fans.
Foto: , PASCAL, Antoine

Darum gehts

  • Renault 5 Turbo 3E beeindruckt mit Wahnsinns-Drehmoment
  • Sein Geheimnis sind Radnabenmotoren direkt in den Felgen
  • Ein Getriebe mit Untersetzung fällt beim R5 Turbo 3E weg
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ramon EggerFreier Mitarbeiter für Auto & Mobilität

Renault hat mit der elektrischen Neuauflage des R5 Turbo für mächtig Wirbel gesorgt. Nicht nur, weil er mit seinen 540 PS (400 kW), der Kohlefaserkarosserie und dem radikalen Design kaum mehr Gemeinsamkeiten mit dem Basismodell R5 E-Tech hat. Sondern vor allem, weil er mit 4800 Newtonmeter (Nm) Drehmoment eine Zahl in den Raum stellt, die kaum fassbar scheint. Damit wäre der 4,08 Meter kurze Elektro-Sportler auf dem Papier der neue Drehmoment-König der Sportwagen-Welt – und das mit Abstand.

Zum Vergleich: Bisher galt der Koenigsegg Gemera HV8 als drehmomentstärkstes Serienmodell. Die Kombination aus Dreizylinder-Benzinmotor und vier Elektromotoren liefern 3500 Nm. Der vollelektrische Hypersportwagen Rimac Nevera R mit seinen 2136 PS (1571 kW) bringt es auf 2360 Nm, ein Basis-Porsche 911 auf 450 Nm, ein Golf VI Diesel von 2013 immerhin noch auf 320 Nm. Aber was bedeuten diese Zahlen eigentlich?

Getriebe verstärkt Drehmoment

Wichtig für die Einordnung ist, wo das Drehmoment gemessen wird. Die genannten Werte beziehen sich – wie üblich – auf das Drehmoment am Motor. Doch zwischen Motor und Rädern liegt noch das Getriebe, das nicht nur die Gänge schaltet, sondern auch untersetzt. Je kleiner der eingelegte Gang, umso grösser die Untersetzung und umso höher die Drehmomentverstärkung.

Der allradangetriebene Rimac Nevera etwa hat eine Untersetzung von 5,75:1 an der Hinterachse und 5,5:1 an der Vorderachse. Um diesen Faktor wird das Motordrehmoment verstärkt, sodass es der Nevera effektiv auf 13'430 Nm bringt. Das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe des Porsche 911 hat im ersten Gang eine Untersetzung von 16,57:1 – an den Rädern also 7460 Nm. Selbst ein alter VW Golf VI Diesel erreicht so 5003 Nm Raddrehmoment.

E-Motoren direkt in den Felgen

Der Renault 5 Turbo 3E unterscheidet sich aber in einem zentralen Punkt von allen anderen Fahrzeugen auf dem Markt: Seine beiden E-Motoren sitzen direkt in den Hinterrädern. Renault verwendet sogenannte Radnabenmotoren, bei denen der Motor unmittelbar mit der Felge verschraubt ist. Ein Getriebe entfällt – und mit ihm auch die Untersetzung. Das bedeutet: Was der Motor an Drehmoment liefert, ist auch das, was an den Rädern ankommt: maximal 4800 Newtonmeter.

Wieso Drehmoment wichtig ist

Das Drehmoment beschreibt die Kraft, mit der ein Motor auf die Räder wirkt. Ein hohes Drehmoment bedeutet, dass die Räder mehr Kraft auf den Asphalt ausüben, was zu einer besseren Beschleunigung führt. Ist das Drehmoment zu hoch, drehen die Räder durch – was bei Burn-outs und Drifts (wie beim Rimac Nevera im Bild) erwünscht ist.

Das Drehmoment beschreibt die Kraft, mit der ein Motor auf die Räder wirkt. Ein hohes Drehmoment bedeutet, dass die Räder mehr Kraft auf den Asphalt ausüben, was zu einer besseren Beschleunigung führt. Ist das Drehmoment zu hoch, drehen die Räder durch – was bei Burn-outs und Drifts (wie beim Rimac Nevera im Bild) erwünscht ist.

Vergleicht man das entscheidende Raddrehmoment, wird der neue R5 Turbo 3E also sogar von einem alten VW Golf Diesel geschlagen – von allen Super- und Hypercars sowieso. Und doch ist der Ansatz technisch spannend. So hat der Elektromotor gegenüber den Verbrennern den entscheidenden Vorteil, dass das maximale Drehmoment direkt aus dem Stand anliegt – für die schnelle Beschleunigung und für Drifts und Burn-outs, die mit dem R5 Turbo 3E möglich sein sollen, ist das perfekt. Ausserdem entstehen bei den Radnabenmotoren nur minimale Reibungsverluste, die bei einem klassischen Getriebe bis zu fünf Prozent betragen können.

Klassisches Hebelgesetz

Gut zu wissen: In jedem Elektromotor entsteht durch das Magnetfeld eine Kraft zwischen dem feststehenden Stator und dem drehenden Rotor. Je weiter diese Kraft von der Drehachse entfernt ist, umso grösser wird das Drehmoment. Bei konventionellen E-Motoren, die im Fahrzeugboden oder an der Achse sitzen, ist dieser Durchmesser oft begrenzt. Da die E-Motoren beim R5 Turbo 3E jedoch direkt in den Felgen sitzen, können sie so gross gebaut werden wie die Räder selbst. Genau das ermöglicht das extrem hohe Motordrehmoment, das der R5 Turbo auf dem Papier bietet. Physikalisch betrachtet macht sich der Franzose damit ganz einfach das klassische Hebelgesetz zunutze.

So bleibt festzuhalten: Der Renault 5 Turbo 3E, der 2027 in Kleinserie gehen soll (ab wohl deutlich über 150'000 Franken), beeindruckt mehr mit seinem technischen Konzept, als durch reine Performance. Der Sprint von 0 bis 100 km/h gelingt in 3,5 Sekunden – für einen Elektro-Kleinwagen ein Wahnsinns-Wert, aber weit entfernt von Superlativen wie beim Rimac Nevera, der mit 1,81 Sekunden bis Tempo 100 den Weltrekord hält.

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