Schweizer Renn-Bulli
Bernhards rasendes Taxi

Der Schweizer Fred Bernhard (47) ist wohl der einzige Mensch, der Taxi, Bus und Rennwagen fährt – und alle drei Tätigkeiten gleichzeitig ausübt. 408 PS leistet sein FB1-Race-Taxi auf Basis eines uralten VW-Busses.
Publiziert: 05.08.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:56 Uhr
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Oldie in Rennlaune: Der 408-PS-Bulli des Schweizers Fred Bernhard dient auch als rasantes Renntaxi.
von Roland Löwisch

Der Mann muss sich konzentrieren – Fragen bitte hinterher stellen. Immerhin muss Fred Bernhard (47) 408 PS bändigen, die auf der Hinterachse eines Gefährts sitzen, dass eher an eine Schrankwand als ein Fahrzeug erinnert. Neben und hinter ihm sitzen noch drei Passagiere, die dank fest verzurrten Vierpunktgurten mit den Recaro-Sitzschalen verwachsen zu sein scheinen. Die Kurven sind eng, die Strecke am «Bilster Berg» in Deutschland nagelneu und kaum einzusehen, die Brems-, Schalt- und Einlenkpunkte noch nicht so genau definiert. Dennoch tritt Fred seinen Bulli, als gelte es einen Porsche 911er zu versägen.

«Genau darum gehts auch», verrät der Schweizer aus Aefligen BE nach dem Höllenritt mit einem Augenzwinkern: Es macht ihm sichtlich Spass, engagierte Amateure und zaghafte Semiprofis in ihren Zuffenhausener Coupés bei Trackdays oder ähnlichen Events durch beherztes Überholen in seinem Power-Bulli zu erschrecken. Man kann davon ausgehen, dass sich die Eigner, die von einem 1962er-VW-Bus vernascht werden, nicht mehr so schnell auf die Rennstrecke trauen.

Hand aufs Herz: So richtig viel Originales ist nicht mehr dran an Bernhards «Split-Window»-Bus, bei VW intern stets nur «T1» genannt. «Nur die Karosserie», gibt Bernhard zu, und auch die stimmt nur zu 80 Prozent: Das Dach ist in 70 Stunden aus Carbon gefertigt worden. Es ist somit leicht und trägt dank 30 Kilo weniger als das Original-Dach zum für die Kurvenhatz dringend notwendigen niedrigen Schwerpunkt bei.

Die Idee hinter dem «FB1-Race-Taxi» genannten Gefährt kam dem gelernten Automechaniker und heutigen Versicherungsschätzer einfach so – besser: Bernhard wollte ein Auto kreieren, das es nur einmal gibt, spürte aber auch den Drang, einen T1-Bus mit einem Sechszylinder zu bestücken. So suchte er zuerst nach einem alten VW Bus und wurde schliesslich in Chur fündig. Ein ehemaliges Schreinerei-Auto war zu verkaufen – schrottreif. Aber: Die Karosserie – das einzig verwertbare Teil – hatte die seltene Ausstattung mit zwei Klapptüren, also auf jeder Seite eine. Perfekt für den Zugang von Renngästen im Fond.
Dann benötigte Bernhard eine Basis. Da sein Bruder just in dieser Zeit seinen Betriebsfuhrpark lichtete und einen VW Bus T3, Baujahr 1985, ausmusterte, sicherte sich der Berner den Rahmen. Aber wie passt ein T1-Aufbau auf einen T3-Boden, und wie bekommt man einen Vierliter-Boxermotor hinten rein? Indem man die Karosserie in vier Teile zersägt, verlängert und verbreitert. Tatsächlich ist Bernhards Bus jetzt zehn Zentimeter länger und 21 Zentimeter breiter als das Original von 1962.

Jetzt fehlte nur noch der Motor – ein Porsche sollte es sein. So suchte und fand Bernhard einen Schrott-993, bei dem der 3,6-Liter-Bi-Turbo mit 408 PS noch in Ordnung war. Flugs kaufte er das Wrack, baute den Motor und noch ein paar andere Teile aus und verscherbelte den Rest übers Internet. «Allein für den Motor hätte ich mehr bekommen, als ich für den ganzen Schrotthaufen bezahlt habe», erinnert er sich. Allerdings blieb er hart – so ein Motor ist eben Gold wert.

Der Rest war (ausser dem High-Tech-Dach) Kleinkram: Lenksäule, Pedale, Getriebe, Räder, Kabelbaum, Steuergeräte von Unfall-Porsche, Lenkung vom Zulieferer, 42 Meter stabiles Rohr selbst verbaut als Insassen schützenden Käfig.

Wenns trocken ist, steht der Bus-Bolide auf dreiteiligen 18-Zoll-BBS-Felgen, bestückt mit 235er-Reifen vorne und 285ern hinten. Das Fahrwerk stammt von Bilstein und ist in jede Richtung einstellbar: Spur, Sturz, Nachlauf, Dämpfer, Zug- und Druckstufe sowie Stabilisatoren und Höhe. So ausgerüstet schafft der Bus etwa Tempo 230 km/h Spitze und beschleunigt in rund fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Versicherungswert beträgt etwa 300'000 Franken, an reinen Materialkosten hat Bernhard rund 80'000 Franken rein gesteckt. Nicht zu vergessen die rund 3000 Arbeitsstunden!

Sechs Jahre lang hat Fred Bernhard – mit Hilfe professioneller Schrauber – an seinem Traum gearbeitet. Heute taucht er etwa zwei Mal im Jahr bei speziellen Events auf, um auch anderen den Spass am Bulli-Blochen zu gönnen. Dann erleben die Gäste, was für einen Lärm so ein Motor in so einem grossen Resonanzkörper machen kann und was es bedeutet, im Sommer in einem rasenden Backofen bei irren Kurventempi gegart zu werden.

Fertig ist Bernhard mit seinem Race-Taxi allerdings noch nicht. Bald will er die nächste Stufe zünden: Gut 500 PS will er künftig aus dem Motor herauskitzeln. Damit auch wirklich niemand mehr an der Potenz von FB1 zweifelt.

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