Darum gehts
- Stellantis in Krise: Neuer CEO Antonio Filosa soll Autobauer wieder aufbauen
- Verfehlte Elektro-Strategie und ausgedünnte Modellpalette schwächen das Unternehmen
- Auslieferungen im ersten Quartal erneut um 10 Prozent zurückgegangen
Europas Autohersteller stecken in der Krise. Ganz besonders schwach ist Stellantis unterwegs. Im letzten Jahr brach der Gewinn des Mutterkonzerns von Marken wie Fiat, Opel, Chrysler, Citroën und Peugeot um 70 Prozent ein. Nun soll ein unbekannter Italiener den zweitgrössten Autobauer Europas wieder in die Spur bringen.
Antonio Filosa (51) leitete das Amerika-Geschäft und war CEO der Konzerntochter Jeep. In der Mitteilung zu seiner Ernennung strich Stellantis besonders Filosas Erfolge in Übersee heraus. So habe er seit der Ernennung im Dezember 2024 die Stärkung des US-Geschäfts eingeleitet. Doch nun wartet eine Herkulesaufgabe auf den Italiener. Das sind seine grössten Herausforderungen:
Verfehlte Elektro-Strategie
Im Dezember 2024 trat Vorgänger Carlos Tavares (66) überstürzt zurück. Der Portugiese war als Elektro-Turbo bekannt. So plante er, in Europa bereits ab 2030 nur noch Stromer auf den Markt zu bringen – fünf Jahre vor dem von der EU beschlossenen Ausstiegstermin.
Doch der Verkauf von Elektroautos in Europa bleibt hinter den Erwartungen der Hersteller zurück. Vor allem die höheren Anschaffungskosten schrecken potenzielle Käufer ab. Die EU erwägt deshalb eine Flexibilisierung des Verbrennerverbots. Dazu kommt: Die Konkurrenz aus China, aber auch Tesla, die deutschen Marken BMW, Mercedes und VW oder auch der französische Widersacher Renault sind den Stellantis-Marken bei den E-Autos zum Teil deutlich überlegen.
Verkäufe und Aktie am Boden
Die Elektromobilität war nicht Tavares' einzige Fehleinschätzung. Mit seinem «Sparwahn» habe der ehemalige Chef das Unternehmen nachhaltig geschwächt, kommentierte beispielsweise die deutsche «FAZ» zur Lage von Stellantis. Mit einer ausgedünnten Modellpalette sei es schwer, Marktanteile zurückzuholen.
Die Folge: Im ersten Quartal des neuen Jahres gingen die Auslieferungen gegenüber dem Vorjahr um weitere 10 Prozent zurück. Einzelne Märkte brachen sogar um 20 Prozent ein. Vor diesem Hintergrund erstaunt es kaum, dass der Aktienkurs seit seinem Höchststand im März 2024 um rund zwei Drittel eingebrochen ist.
Trumps chaotische Zollpolitik
Als wären die selbstverschuldeten Probleme bei Stellantis nicht schon gross genug, kommt nun noch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump (78) dazu. Aktuell in Kraft sind Zölle von 25 Prozent auf importierte Autos und Autoteile. Erleichterungen gibt es für Hersteller, die in den USA endmontieren. Doch trotz der konzerneigenen US-Marken Jeep, Chrysler, Dodge und RAM ist die Unsicherheit maximal.
Im April strich Stellantis vor diesem Hintergrund die Jahresprognose. Die Auswirkungen der US-Handelspolitik liessen sich nicht einschätzen. Klar ist: Bei Stellantis brennt es an allen Ecken und Enden. Filosa ist um seinen Job nicht zu beneiden.