Darum gehts
- Swiss Classic World in Luzern: Grösste Oldtimermesse der Schweiz zog 17'000 Besuchende an
- Vielfältiges Angebot: Oldtimerverkauf, Seminare, Clubs und Nachwuchsförderung
- Über zweihundert Aussteller präsentierten sich in vier Ausstellungshallen und auf einem Freigelände
Beeindruckend, was der umtriebige Initiant und Veranstalter Bernd Link und sein OK-Team letztes Wochenende in Luzern wieder auf die Beine gestellt haben. Längst zieht die inzwischen zur grössten Oldtimermesse der Schweiz gewachsene Veranstaltung Swiss Classic World nicht nur ein interessiertes Fachpublikum an, sondern wird immer mehr zum beliebten Treff für die ganze Autobranche – und zu einem wahren Volksfest.
Dies spüren wir schon bei der Anfahrt und der halbstündigen Parkplatzsuche am Freitagmittag, und es zeigt sich anschliessend bei unserem Rundgang durch die kurz nach Eröffnung schon sehr gut besuchten Ausstellungshallen. Wo wir nebst vielen Leuten aus der Oldtimerbranche auch weiteren Menschen aus der Autowelt begegnen – etwa den Auto-Zürich-Organisatoren Karl Bieri und Ines Nägeli oder Amag-CEO Helmut Ruhl, der sich vor Ort ein Bild des professionellen Auftritts seiner Klassikabteilung machen will und sich beeindruckt zeigt – auch über das grosse Publikumsinteresse. Die Swiss Classic World Luzern ist eben mehr als nur eine simple Veranstaltung, wo den Besuchern alte Autos vorgesetzt werden. Vielmehr lässt sich in den vier Ausstellungshallen und auf dem Freigelände in entspannter Atmosphäre die faszinierende Oldtimerwelt mit all ihren Facetten erleben.
Alles unter einem Dach
Natürlich sind die bekannten Platzhirsche wie die Emil Frey Classics AG oder die Amag Classic, aber auch Insidern bekannte Spezialisten wie Dönni Classic Car, Lutziger Classic Cars oder die Niki Hasler AG vor Ort, um ihre auf Hochglanz polierten Oldtimer zu präsentieren – und Gutbetuchten zum Kauf anzubieten. Daneben gibts aber auf dem Freigelände auch für Otto Normalverbraucher den privaten Fahrzeugmarkt, wo jedermann nach Anmeldung seinen eigenen Young- oder Oldtimer ausstellen und zum Verkauf anbieten kann. Entsprechend breit präsentiert sich dort die Angebotspalette – vom amerikanischen Sanitätsfahrzeug über einen wüstenerprobten Landy bis zum umgebauten 911er-Porsche. Zu guter Letzt bietet sich Kaufinteressierten am Samstag die Möglichkeit, bei der Versteigerung von rund fünfzig Klassikern durch die renommierte Oldtimer Galerie Toffen ein Schnäppchen zu machen.
Aber nicht nur Oldie-Insider kommen in Luzern auf ihre Rechnung, auch für Newcomer bietet die Messe eine ideale Plattform, um sich einen Überblick zu verschaffen oder sich weiterzubilden. Letzteres ermöglicht zum Beispiel Stefan Keller mit seinen «Selber-schrauben-Seminaren». Wer lernen will, sein Fahrzeug oder Teile davon selbst zu reparieren, ist beim Ostschweizer mit Mein-oldie.ch und Oldtimer-seminare.ch an der richtigen Adresse. «Ich organisiere einen Experten, der nach einem kurzen Theorieteil sein Wissen in der Werkstatt bei der gemeinsamen Arbeit am Objekt weitervermittelt», erklärt Keller. Ein zufällig am Stand weilender Besucher bestätigt: «Das ist eine ziemlich kurzweilige Sache. Ich hab da auch schon teilgenommen.» Am Ausstellungsstand des Citroën Traction Avant Club treffen wir auf Horst Schneeberger, der vor einem fein herausgepützelten Traction Avant posiert und Werbung für den Citroën Traction Avant Club Schweiz, vor allem aber fürs grosse 50-Jahr-Jubiläumstreffen des Klubs vom 28. bis 30. August 2026 in der Nordwestschweiz im Belchen-Dreieck (Schweiz/Deutschland/Frankreich) macht. Auch andere Klubs oder Veranstalter, wie jene der am nächsten Wochenende stattfindenden 12. Lenzerheide Motor Classics, des Treffens luftgekühlter VWs im Emmental (20. bis 22. Juni 2025) oder der Südtirol Classic Schenna (6. bis 13. Juli 2025), sind in Luzern vertreten, ebenso wie die grossen Schweizer Automobilclubs ACS und TCS.
Es gäbe noch viel zu berichten, wer und was uns auf unserem Rundgang durch die rund zweihundert Aussteller begegnet. Etwa Roger Büttler und sein stylischer Stand Store74.ch; Büttler residiert normalerweise mit seinem Ladenlokal im A1-Fressbalken Würenlos AG und bietet dort fabrikneue Damen- und Herrenbekleidung im Vintage/Retro-Stil zu Themen wie Automobil und Motorrad, historischer Motorsport und klassische Fliegerei an. In der Halle 2 stolpern wir fast über den auf einem kleinen Klappstuhl im Durchgang sitzenden Illustrator Andrew McGeachy, der einen vor ihm ausgestellten Mercedes 300 «porträtiert». «Eine solche Skizze kostet rund 200 Franken», verrät McGeachy, der sonst seine Brötchen als VW-Designer verdient. Wir kommen aber auch bei diversen Anbietern von Modellautos, Fachliteratur, Accessoires und vielen weiteren Fanartikeln vorbei, die in der Halle 3 fast etwas für Flohmarktstimmung sorgen.
Aktive Nachwuchsförderung
Obwohl das Interesse und der Publikumsaufmarsch in Luzern gross ist, lässt sich nicht verleugnen, dass die Oldtimerbranche ein Nachwuchsproblem hat. «Junge Leute interessieren sich kaum für alte Autos», weiss Swiss-Classic-World-Veranstalter Bernd Link. Und das weiss auch der Oldtimerdachverband Swiss Historic Vehicle Federation (SHVF). Deshalb wollen beide gemeinsam mit verschiedenen Projekten gezielt junge Menschen fürs Thema alte Autos begeistern. So präsentiert der SHVF am Freitagmittag an der Swiss Classic World das zuvor schon im Blick vorgestellte Nachwuchsprogramm Young4Vintage, bei dem an gut frequentierten Orten verschiedene Young- und Oldtimerfahrzeuge gezielt einem jungen Publikum gezeigt und Demofahrten angeboten werden. Mit der Aktion «Old Cars for Young People», bei der ein Porsche 968 und ein VW Käfer zwei jungen Leuten für ein Jahr zur Gratisbenutzung zugelost werden, doppelt der Verband am Sonntag auf der Messebühne nach. Und die ebenfalls von der Swiss Classic World organisierten Ausfahrten «Forever Young» (Youngtimer-Corso mit rund hundert Fahrzeugen am Samstag) und «Harder than Steel» (über sechzig Vorkriegsfahrzeuge am Sonntag), die beide als Ziel die Halle 2 der Messe Luzern haben, bieten zusätzliches Spektakel – auch für ein ganz junges Publikum. Doch während sich ein Dreikäsehoch beim Rangieren der laut knatternden Vorkriegsfahrzeuge vor der Messe verängstigt die Ohren zuhält, meint ein etwas älterer Teenie cool: «Das dürfte schon noch lauter knallen.»