Wo steigt der Rauch? «Dort, nein, dort!», diskutieren Touristen auf dem Petersplatz. Das Konklave, die Papst-Wahl, läuft seit Mittwochabend. Und so strömten Touristen und Pilgerinnen in den Vatikan.
«Wann steigt der Rauch?», fragt die albanische Touristin Armena (33) mit ihrem vier Monate alten Baby Azra im Arm. «Zufällig bin ich hier gestrandet, denn mein Zug in den Süden ist ausgefallen», freut sich die Albanerin. Es sei eine tolle Möglichkeit, diesen historischen Moment mit ihrer Tochter mitzuerleben.
Die heilige Stadt wirkt normal – im Vergleich zum Tag der Beerdigung von Papst Franziskus. 10’000 Pilger erwartet die Stadt Rom für das Konklave. Rund 4000 Polizistinnen, Feuerwehrleute und Sanitäter stehen im Einsatz. Vor zwei Wochen, während der Totenmesse, bot Rom mehr als doppelt so viele Beamte auf. Ohne Trump, Selenski und Konsorten bleibt auch der Rotorenlärm von kreisenden Polizei-Helikoptern über dem Vatikan aus. Doch der Luftraum ist nicht leer. Fähnchen schwingende Guides lotsen ihre gespannte Gefolgschaft mit Einwegkopfhörern in den Ohren durch die historischen Kolonnaden des Vatikans. Roms Alltag ist zurück.
Falscher Priester auf dem Platz
Mit dem Konklave schlossen sich die Kardinäle im Vatikan ein. Wer den neuen Papst wählt, lebt abgeschottet hinter den dicken Mauern des Vatikans. Keiner darf weg, niemand darf hin. Denn: «Hier gibt es nichts zu sehen», erklärt ein Schweizer Gardist dem Reporter an der Pforte zum Vatikan. Sie, die Leibwächter des Papstes, hätten diese Woche die Vereidigung der neuen Gardisten gefeiert. Familien und Freunde reisten an. Wegen Franziskus’ Tod vorerst ad acta.
Während die Kardinäle nach der feierlichen Messe zum Start des Konklaves in die Casa Santa Marta fürs Mittagessen und die Siesta ziehen, taucht auf dem Petersplatz ein als Priester gekleideter Herr auf. Mit zig Schlüsseln in der Hand reisst er umgehend die Aufmerksamkeit vieler Medienschaffenden auf sich. «Ich bin der Assistent des Kardinal-Staatssekretärs und organisiere das Konklave.» Was die ausländischen Fernsehteams vorerst nicht realisieren: In der Priester-Soutane steckt der deutsche Comedian Maximilian Schafroth. Todernst beantwortet er die Fragen und erklärt seine angebliche Rolle, für Ordnung im Konklave zu sorgen.
Gegenüber Blick sagt er kurz darauf: «Ich will die Menschen in dieser ernsten Kirchenwelt zum Lachen bringen.» Dass nicht alle den Streich witzig finden, spürte er selbst. «Die Carabinieri verwiesen mich am Dienstag vom Platz, weil die Soutane in Italien nur geweihte Priester tragen dürfen», erklärte er schmunzelnd zurück auf dem Petersplatz neben unzähligen provisorischen Fernsehstudios.
«Klar wäre ein Landsmann als Papst toll»
Seit dem Tod von Papst Franziskus akkreditierten sich 4700 Medienschaffende beim Pressebüro des Heiligen Stuhls. Aus aller Welt reisten die Journalistinnen, Kameraleute und Fotografinnen nach Rom und berichten seit zwei Wochen aus dem katholischen Stadtstaat. Unter ihnen ist auch der philippinische Kameramann Paolo Villasan (33) im Schatten seines Sonnenschirms. «Klar wäre ein Landsmann als Papst toll», sagt er gegenüber Blick. Aber nur wegen dem Favorit, Kardinal Tagle aus den Philippinen, ist er nicht hier. «2013 begleitete ich bereits das Konklave. Erneut an diesem geschichtsträchtigen Ort zu sein, ist für mich als Katholik ein riesiges Privileg.»
Seit gestern um 21 Uhr spätestens wissen die Vatikan-Besucher, wo der schwarze Rauch aus dem Kamin kam und kommen wird. Über zweieinhalb Stunden warteten Vanessa Walker (33) und ihr Vater Edgar (67) aus Altdorf UR geduldig auf dem Petersplatz. «Je dunkler es wird, desto schöner der Anblick», lachte Vanessa wartend und hungrig. «Wir wollen langsam essen gehen, aber den Rauch dürfen wir nicht verpassen», sagt sie. Bis Ende Woche weilen die beiden noch in Rom und hoffen, wie alle 45'000 Wartenden vor dem Petersdom, bis dann den neuen Papst sehen zu können.