Darum gehts
Trump hat neue Zölle angekündigt – radikaler, weitreichender, kalkulierter. Ab dem 7. August treten die neuen Regeln in Kraft. Trumps Message: «America First». Doch die Wahrheit ist: Amerikas Wirtschaft beginnt zu taumeln.
87 Milliarden US-Dollar. So viel hat der amerikanische Staat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres an Zöllen eingenommen – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Trump feiert das als Erfolg. Doch was auf dem Papier nach einem wirtschaftlichen Volltreffer aussieht, ist in Wirklichkeit eine Mogelpackung. Denn nicht ausländische Firmen, sondern US-Verbraucher und -Unternehmen zahlen den Preis für Trumps Zollpolitik. Weil kaum ein Exporteur solche Zölle einfach schluckt, werden die Mehrkosten direkt auf die Endpreise draufgeschlagen. Alles wird teurer – Lebensmittel, Kleidung, Elektronik.
Und nicht nur das: Weil Vorprodukte teurer werden, müssen viele US-Firmen ihre Lieferketten umbauen – ein kostspieliger und oft holpriger Prozess. Kurz gesagt: Was Trump als Einnahme feiert, ist für viele Amerikaner ein schleichender Wohlstandsverlust, der sich mit den neuen Zöllen nur noch verstärken wird. Für 2025 prognostiziert das Yale Budget Lab durchschnittlich 1,8 Prozent höhere Preise – das kostet US‑Haushalte im Schnitt 2400 Dollar jährlich.
Trumps Basis hält – noch
Und die Stimmung im Land? Noch steht Trumps republikanische Basis geschlossen hinter ihm: 84 Prozent der Republikaner sagen laut Quinnipiac-Umfrage, seine Zollstrategie funktioniere. Doch der Unmut wächst. Die Zustimmung zur Handelspolitik ist in der Bevölkerung zwischen Februar und Mitte Juli laut Gallup von 42 auf 36 Prozent gefallen, und 62 Prozent der Amerikaner machen die Zölle für steigende Lebensmittelpreise verantwortlich. Was als patriotische Machtdemonstration verkauft wird, entpuppt sich zunehmend als wirtschaftlicher Irrweg – und als politischer Bumerang.
Auch geopolitisch geraten die USA mit Trumps Zollpolitik ins Abseits. Statt auf stabile Partnerschaften setzt der Präsident auf Drohkulissen. Selbst enge Verbündete wie Japan oder die EU werden zur Zielscheibe. Die neue Realität: Die USA haben heute die höchsten Durchschnittszölle aller grossen Wirtschaftsnationen. Während Trump mit seiner Macht pokert, nutzen andere die Gelegenheit – etwa China.
China hat angeboten, die Auswirkungen der US-Zölle auf Afrika abzumildern, und im Juni erklärt, dass es die Einfuhrzölle für fast alle seine afrikanischen Partnerländer aussetzen werde. Der südafrikanische Politikforscher Neo Letswalo forderte gegenüber CNN afrikanische Länder auf, «sich ausschliesslich an China zu wenden und es zu den nächsten USA zu machen».
Auch die EU und Asien werden sich nach dem neusten Zollhammer wohl verstärkt nach Alternativen umsehen. Das globale Gleichgewicht verschiebt sich. Und zwar weg von den USA – und das wegen Trump.