Wasser zu heiss für Sex
Klimawandel gefährdet Engelhaie – besonders Weibchen haben keine Lust

Klimawandel bedroht Engelhaie: Steigende Meerestemperaturen stören das Paarungsverhalten der gefährdeten Art. Forscher beobachteten auf den Kanaren, dass Weibchen bei Hitze Paarungsplätze meiden, was die Fortpflanzung gefährdet.
Publiziert: 20.07.2025 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2025 um 17:44 Uhr
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Mag es nicht so warm für die Fortpflanzung: der Engelhai.
Foto: Wikipedia

Darum gehts

  • Klimawandel bedroht Fortpflanzung der Engelhaie auf den Kanaren
  • Weibliche Engelhaie meiden bei hohen Wassertemperaturen traditionelle Paarungsplätze
  • 2022 stiegen Wassertemperaturen auf über 23,8 Grad im Meeresschutzgebiet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Sie werden auch Meerengel genannt, sind auf den Kanaren eine Attraktion für Taucher – und kämpfen ums Überleben. Doch der Klimawandel bedroht ihre Fortpflanzung massiv. Forscher schlagen Alarm.

Die zunehmende Erwärmung der Meere bringt das Liebesleben einer vom Aussterben bedrohten Haiart aus dem Takt. Bei ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen meiden weibliche Engelhaie nämlich ihre traditionellen Paarungsplätze – mit möglicherweise dramatischen Folgen für das Überleben der Haiart. Das fand ein internationales Forschungsteam heraus, das die Tiere über fünf Jahre beobachtete und nun in der Fachzeitschrift «Global Change Biology» darüber berichtet.

Weibchen blieben weitgehend fern

An der Studie nahmen Forscher der englischen Lancaster University und des Angel Shark Project teil – eines Zusammenschlusses, dem unter anderem das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) in Bonn angehört. Dabei wurden auf den Kanarischen Inseln Bewegungsdaten von über hundert Haien gesammelt, die zwischen 2018 und 2023 per Sender verfolgt wurden.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand das Meeresschutzgebiet rund um La Graciosa bei Lanzarote, einer der bedeutendsten Rückzugsorte für Engelhaie. Besonders auffällig: Im Jahr 2022 stiegen dort die höchsten gemessenen Wassertemperaturen auf über 23,8 Grad – und blieben viel länger als üblich über der kritischen Schwelle von 22,5 Grad.

Diese hohen Temperaturen hielten während der Paarungszeit der Engelhaie ab Spätherbst an – dann sollte das Wasser eigentlich kühler sein. Während die Männchen trotzdem wie gewohnt zu den Paarungsplätzen zurückkehrten, blieben die Weibchen weitgehend fern.

Eines der letzten Rückzugsgebiete

Die extremen Hitzeperioden im Ozean seien vergleichbar mit Waldbränden, erklärt Studienleiter Dr. David Jacoby von der Lancaster University. «Sie wirken sich massiv auf Meereslebewesen aus.» Während die Männchen trotz Hitze an ihrem gewohnten Verhalten festhalten und weiterhin die Paarung priorisieren, sei für die Weibchen offenbar die körperliche Unversehrtheit wichtiger. Die Folge des Phänomens ist klar: Ohne Weibchen ist keine Fortpflanzung möglich.

Die Kanaren vor der Westküste Afrikas sind eines der letzten Rückzugsgebiete für den Engelshai. Dort ist das Tier, das eine Körperlänge von bis zu 1,8 Metern erreicht und eher wie ein Rochen aussieht, eine beliebte Attraktion für Taucher. Seinen Namen verdankt er seinen flügelartigen Brust- und Bauchflossen und wird auch Meerengel genannt.

Meerengel werden spät geschlechtsreif

Früher war der Gemeine Engelhai (Squatina squatina) von Skandinavien bis Nordwestafrika weit verbreitet. Zwischen Nizza und Antibes waren sie so häufig, dass die «Bucht der Engel» nach ihnen benannt wurde. Überfischung und Lebensraumverlust setzen der Art derweil stark zu. Da Engelhaie in flachen Küstengewässern leben, trifft sie diese Entwicklung besonders hart.

Hinzu kommt die langsame Fortpflanzung. Meerengel werden spät geschlechtsreif und bringen wenige lebende Jungtiere zur Welt, wie auf der Seite der Umweltschutzorganisation WWF erklärt wird. Auch das trage zum Rückgang der Art bei.

Die Forschenden fordern, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Meereswelt stärker in den Fokus zu rücken – und betonen die Bedeutung langfristiger Überwachung und besserer Schutzmassnahmen in wichtigen Rückzugsgebieten wie den Kanaren. Denn auch unter Wasser nehmen extreme Wetterereignisse mit weitreichenden Folgen für alle Lebewesen zu.

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