Darum gehts
- Trump äussert Enttäuschung über Putin, betont aber fortgesetzte Bemühungen
- Nato aus Sicht von Trump nicht mehr überholt
- Trump glaubt weiter an Möglichkeit auf Frieden
In einem Interview mit der BBC hat US-Präsident Donald Trump (79) deutliche Worte über den russischen Staatschef Wladimir Putin verloren: «Ich bin enttäuscht, aber ich bin nicht fertig mit ihm», sagte Trump per Telefon am Montagabend. Die Aussage kommt nur kurz nach der Ankündigung von Waffenlieferungen an die Ukraine und der Androhung hoher Zölle gegen Russland. Seinen Unmut über Russlands Präsidenten Wladimir Putin tat Donald Trump bereits am Sonntag in einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte kund.
Trump hofft auf «Ende des Blutvergiessens»
Viermal, so Trump weiter, habe er an die Möglichkeit eines Abkommens mit Russland geglaubt. Seine Enttäuschung über Putins Verhalten könnte auch mit seiner Frau Melania zusammenhängen. Dies liess er bei dem Gespräch im Oval Office durchblicken.
Nach seinem letzten Telefonat mit dem Kreml-Chef soll er gesagt haben, dass das Gespräch «grossartig», gewesen sei. Seine Frau Melania soll darauf geantwortet haben: «Oh, wirklich? Es wurde gerade die nächste Stadt angegriffen.» Führt Putin den US-Präsidenten demnach an der Nase rum? Im Gespräch meinte dieser nämlich irgendwann auch, dass Gespräche irgendwann nicht mehr ausreichen würden. «Irgendwann braucht es Handlung», sagte er.
«Putin wird so lange weitermachen, bis er bekommt, was er will»
Kreml-Chef Wladimir Putin (72) zeigt sich derweil von Trumps Drohungen unbeeindruckt. Drei kremlnahe Quellen sagten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters aus, dass Russland nicht zurückstecken werde. «Er beabsichtigt, den Kampf in der Ukraine fortzusetzen, bis der Westen seinen Friedensbedingungen zustimmt», so die Quellen über Putin.
«Putin glaubt, dass niemand ernsthaft mit ihm über die Details des Friedens in der Ukraine gesprochen hat – auch nicht die Amerikaner. Also wird er so lange weitermachen, bis er bekommt, was er will.»
Interessen Russlands «stehen über allem»
Putins Bedingungen für den Frieden umfassen eine rechtlich bindende Zusage, dass die Nato nicht nach Osten expandieren wird, die Neutralität der Ukraine und Beschränkungen ihrer Streitkräfte, den Schutz der dort lebenden russischsprachigen Bevölkerung sowie die Anerkennung der territorialen Gewinne Russlands.
Der russische Präsident sei fest der Überzeugung, dass die russische Wirtschaft stark genug sei, um auch etwaige US-Sanktionen und Strafzölle zu überleben. Putin habe die Gespräche mit Trump zwar sehr geschätzt und bezeichnet die Beziehung der beiden als gut, «dennoch stehen die Interessen Russlands über allem.»
«Trump steht unter dem Druck der EU»
Der russische Aussenminister Sergei Lawrow (75) nahm gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax ebenfalls Stellung zu den Entwicklungen. «Russland muss verstehen, was hinter Trumps Aussage steckt, dass innerhalb von 50 Tagen ein Abkommen zur Ukraine abgeschlossen werden müsse», so Lawrow. «Es ist klar, dass er unter enormem – ich würde sagen unanständigem – Druck seitens der Europäischen Union und der derzeitigen Nato-Führung steht.» Diese würden Selenskis Forderungen nach modernen Waffen, auch Angriffswaffen ohne Wenn und Aber unterstützen, und zwar «auf Kosten immer grösserer Schäden für die Steuerzahler der westlichen Länder», so Lawrow.
Lawrow äusserte sich zudem spöttisch über Trumps Aussagen, den Krieg in einer gewissen Zeit zu beenden. «Erst waren es 24 Stunden, dann 100 Tage – wir haben das alles durchgemacht und wollen wirklich verstehen, was den Präsidenten der Vereinigten Staaten antreibt.»