Zahlen sind trotzdem schlecht – Bericht enthüllt
Deutsche Bahn schönt Statistiken mit Zugausfällen

Die Deutsche Bahn hat ein Problem mit der Pünktlichkeit. Das weiss offenbar auch die Deutsche Bahn. Einem Bericht zufolge schönt sie jetzt ihre Verspätungsstatistik – mit Zugausfällen.
Publiziert: 19.09.2025 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2025 um 15:55 Uhr
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Die Deutsche Bahn schönt einem Bericht zufolge ihre Verspätungsstatistik – und schneidet trotzdem schlecht ab.
Foto: imago

Darum gehts

  • Deutsche Bahn unpünktlich. Züge fallen aus, um Statistik zu schönen
  • Ausgefallene Züge zählen nicht in Verspätungsstatistik, Leerfahrten durchgeführt
  • 93,2 Prozent der SBB-Züge pünktlich, Deutsche Bahn nur 62 Prozent
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Alexander TerweyStv. Teamlead News-Desk

Die Deutsche Bahn ist unpünktlich. 2024 hatten mehr als 37 Prozent aller Fernzüge eine Verspätung von mehr als sechs Minuten. Man kann es auch positiv formulieren: Mehr als 62 Prozent der ICE- und IC-Züge waren pünktlich unterwegs.

Offenbar lässt die Deutsche Bahn aber auch Züge ausfallen, um die Verspätungsstatistik zu schönen. Das berichtet der «Spiegel» unter Berufung auf interne Vermerke.

Betriebliche Pünktlichkeit und Reisendenpünktlichkeit

«Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln aus», zitiert das Magazin etwa aus einem Chat, in dem es um den Fernzug ICE 616 aus München geht, der eigentlich nach Hamburg hätte fahren sollen. Mitarbeiter bestätigen dem «Spiegel», dass dieses Vorgehen Methode hat.

Ein ausgefallener Zug zählt demnach bei der Deutschen Bahn, anders als ein verspäteter Zug, nicht in die Verspätungsstatistik rein. Und ein Zug gilt ohnehin erst ab einer Verspätung von sechs Minuten als verspätet. Die Deutsche Bahn spricht von «betrieblicher Pünktlichkeit». Auf Nachfrage des Magazins, warum ausgefallene Züge nicht in die Statistik fliessen, verweist der Konzern auf die «Reisendenpünktlichkeit».

Jeder Dritte mindestens 15 Minuten zu spät

Im vergangenen August lag die Reisendenpünktlichkeit immerhin bei 66,7 Prozent, während die betriebliche Pünktlichkeit 59,6 Prozent betrug.

Die Reisendenpünktlichkeit beschreibt prozentual, wie viele Fahrgäste ihr Reiseziel mit einer maximalen Verspätung von 14 Minuten und 59 Sekunden erreicht haben. Jeder Dritte tut das also nicht.

Fahrgäste kennen ohnehin eigentlich nur eine Pünktlichkeit. Kurzum: Die Deutsche Bahn schneidet schlecht ab, ganz gleich, welche Verspätungsstatistik man nun ins Feld führt.

SBB erreichten Rekordwert bei Pünktlichkeit

Das wissen auch die Schweizer. In der Schweiz dürfen viele Züge der Deutschen Bahn gar nicht erst weiterfahren – aus Sorge, dass die unpünktlichen Züge das Schweizer Bahnsystem durcheinanderbringen.

2024 erreichten 93,2 Prozent aller Züge der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ihr Ziel pünktlich. Ein Rekordwert. Für das erste Halbjahr 2025 meldeten die SBB sogar eine Pünktlichkeitsquote von 94,5 Prozent.

Und: Bei den SBB gilt ein Zug nicht ab sechs Minuten als verspätet, sondern bereits ab drei Minuten.

Leerfahrten statt verspäteter Fahrten

Zurück zur Deutschen Bahn: Die Praxis mit der Kosmetik der Statistik führt wiederum zu anderen Absurditäten. So lässt laut «Spiegel» die Deutsche Bahn auch Leerfahrten durchführen.

So auch im Fall des ICE 616. Der fuhr demnach einfach ohne Fahrgäste nach Hamburg weiter, weil er in Hamburg gebraucht wurde. «Wir fahren Strom durch die Gegend», zitiert das Magazin einen Mitarbeiter.

Was sagt die Bahn zur Praxis? «Im Einzelfall kann es betrieblich sinnvoll sein, eine Zugfahrt vorzeitig zu beenden», teilt das Unternehmen gegenüber dem «Spiegel» mit. Dadurch ermögliche man den Fahrgästen «einen schnellen Umstieg auf den im Takt folgenden Fernverkehrszug».

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