Der Schock ist gross, und die Trauer in ganz Portugal sitzt tief. Bei der Entgleisung der Standseilbahn «Elevador da Glória» kamen mindestens 16 Personen ums Leben. Zahlreiche weitere wurden verletzt – einige davon schwer. Wie der Polizeichef mitteilte, könnte die Zahl der Todesopfer weiter ansteigen.
Eines der Todesopfer wurde bisher identifiziert. Es handelt sich um den Bremser der Standseilbahn, André M. Auf Social Media trauern Mitarbeitende um den Verlust ihres Kollegen. «Im Namen aller sprechen wir der Familie unser tiefstes Beileid aus», hiess es in einem Post. Bei den Verstorbenen handelt es sich um acht Frauen, sieben Männer und ein nicht identifizierte Opfer.
Wie die portugiesische Zeitung «Correio da Manhã» schreibt, kamen bei dem Unfall auch zwei Mitarbeiter von «Santa Casa», eine gemeinnützige katholische Einrichtung, ums Leben. Bei den Opfern handle es sich um eine Frau und einen Mann in den Fünfzigern respektive Vierzigern. Die Einrichtung bestätigte gegenüber der Zeitung am Donnerstag, dass sich auch unter den Verletzten Mitarbeitende der Einrichtung befinden und noch immer Kollegen vermisst werden.
Deutscher Bub verliert Vater
Ebenfalls bekannt ist momentan, dass ein dreijähriger Bub aus Deutschland seinen Vater verloren hat. Er und seine Mutter befinden sich gemäss Berichten in Spitalpflege. Die Mutter befindet sich in «kritischem Zustand», wie der «Correio da Manhã» schreibt. Wie die Zeitung «Correio da Manhã» später am Donnerstagvormittag schreibt, ist auch jemand aus der Schweiz unter den Verletzten. Das EDA bestätigte am frühen Nachmittag, dass eine Schweizerin unter den Verletzten ist.
Bei den anderen Verletzten handelt es sich um vier Portugiesen, zwei Deutsche, zwei Spanier, einen Südkoreaner, einen Kapverdianer, einen Kanadier, einen Italiener, einen Franzosen und einen Marokkaner. Die Nationalität von vier Opfern muss noch ermittelt werden. Die Nationalität der Todesopfer ist gemäss der Zeitung noch nicht bekannt. Der Zivilschutz räumte aber ein, dass es sich unter anderem um Ausländer handele. Für Donnerstag rief die Regierung einen nationalen Trauertag aus.
Augenzeuge schildert Unglück
Ein Augenzeuge schilderte gegenüber lokalen Medien, wie er das Unglück erlebt hat. Zum Zeitpunkt des Unfalls befand sich der Mann, der bereits seit 50 Jahren im Stadtteil Bairro Alto lebt, auf dem Waggon, der nicht entgleiste. «Wir hätten alle sterben können», sagt der Mann. Er sei dankbar, dass er noch lebe und betont, dass er in Gedanken bei den Opfern sei.
Er beschreibt das Erlebte: Erst habe es laut geknallt, dann sei dichter schwarzer Rauch aufgestiegen. Mit ihm im Waggon sollen sich weitere 30 bis 40 Menschen befunden haben. «Die stehenden Passagiere fielen beim Aufprall um», schildert der Augenzeuge weiter. Mit ihm im Waggon: seine Frau. Diese sei angesichts der Situation in Panik verfallen – er versuchte noch, ihr gut zuzusprechen: «Beruhige dich, beruhige dich. Alles ist gut».
Doch als er sich umdrehte und den entgleisten Waggon sah, war es auch mit seiner Ruhe vorbei. Schnell sei er ausgestiegen und zur Unglücksstelle gerannt. Der Anblick erschreckend: «Zwei junge Männer hatten bereits eine blutüberströmte Frau herausgezogen und auf den Boden gelegt, um ihr zu helfen.» Eine weitere Frau habe er gesehen, die bereits tot war.