«Putin ist völlig verrückt geworden»
Darum ätzt Trump plötzlich gegen den Kreml-Herrscher

Nach dem heftigsten Bombenangriff seit Kriegsbeginn scheint Trump mit Putin zu brechen. Die Frage ist, ob sich der US-Präsident nun definitiv hinter die Ukraine stellt. Eine Analyse.
Publiziert: 26.05.2025 um 12:21 Uhr
|
Aktualisiert: 26.05.2025 um 14:40 Uhr
Donald Trump macht seinem Ärger gegen Putin Luft.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_242.JPG
Guido FelderAusland-Redaktor

Gegen 80 Raketen und rund 650 Drohnen: Russland hat in zwei Nächten am Wochenende die Ukraine mit einem der bisher grössten Bombardements angegriffen. Es gab mindestens zwölf Tote, darunter Kinder. 

Der amerikanische Präsident Donald Trump (78) reagierte ungläubig und empört. Auf seiner eigenen Plattform Truth Social schrieb er: «Ich hatte immer eine gute Beziehung zu Wladimir Putin, aber etwas ist mit ihm geschehen. Er ist völlig verrückt geworden!» Wars das mit der Freundschaft der beiden?

Die Worte, die Trump gegenüber seinem Buddy im Kreml braucht, sind aussergewöhnlich scharf. Nie hatte er Putin derart kritisiert. Im Gegenteil: Er hatte ihn in Schutz genommen und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) die Schuld für den Krieg in die Schuhe geschoben. Noch vor wenigen Tagen hatte Trump nach einem zweistündigen Telefongespräch mit Putin über einen möglichen Waffenstillstand gesagt: «Ich glaube, Putin will das.»

1/10
In der Nacht auf Sonntag feuerten die Russen gegen 400 Geschosse ab.
Foto: imago/UPI Photo

«Untergang Russlands»

Während ihn die alten Gräuel-Fotos, die ihm Selenski im Oval Office zeigte, nicht interessierten, bekommt er nun über seine Beobachter live mit, wie brutal der russische Präsident das Nachbarland angreift und bewusst Zivilisten ins Visier nimmt. Hier kein Mitleid zu zeigen, würde den fünffachen Vater und elffachen Grossvater als herzlos zeigen.

Gegenüber Journalisten sagte Trump: «Ich bin nicht glücklich mit dem, was Putin macht. Er tötet viele Menschen. Und ich weiss nicht, was zur Hölle mit Putin passiert ist. Ich kenne ihn seit langem.» Und auf Truth Social schrieb er auch: «Ich habe immer gesagt, dass er die ganze Ukraine will, nicht nur ein Stück davon. Vielleicht ist das so, aber wenn er das tut, wird das zum Untergang Russlands führen.»

Der Druck auf Trump, nach vielen Worten endlich auch etwas zu unternehmen, wächst. Dazu stupsen ihn Politiker wie etwa der deutsche CDU-Aussenminister Johann Wadephul (62) indirekt an. Gegenüber der ARD sagte er: «Putin tritt die Menschenrechte mit Füssen, das ist ein Affront gegen den US-Präsidenten Donald Trump.»

Die Hoffnung der Ukraine und der andern europäischen Länder steigt daher, dass die USA – wie zur Zeit von Präsident Joe Biden (82) – wieder in grossem Masse Waffen liefern. Ohne die präzisen Abwehrsysteme wie etwa Himars ist die Ukraine den vielen Geschossen der Russen ausgeliefert.

Deals sind wichtiger

Doch das Hoffen der Europäer dürfte Wunschdenken bleiben. Es ist wohl ausgeschlossen, dass Trump trotz all seiner Empörung die Ukraine mit Waffen unterstützt oder sogar aktiv in den Krieg gegen den unbelehrbaren und unbeugsamen Putin eingreift. Trump sieht bei der Unterstützung der Ukraine nur, wie das amerikanische Geld auf dem Schlachtfeld verpufft, ohne dass es ihm einen Nutzen bringt. Viel wichtiger sind Trump, der sich seit Amtsantritt mit Deals und selber verursachten Börsenbeben um rund 2 Milliarden Dollar bereichert haben soll, neue Handelsabkommen mit Russland.

Trumps heutige Empörung wird daher morgen höchstens zu einigen Sanktionen gegen den Kreml führen. Denn trotz aller Gräuel: Trump dürften auch nach der brutalen Bombennacht Deals «mit unbegrenztem Potenzial» immer noch wichtiger sein als die vielen Menschen, die Putin tötet.

«Ich weiss nicht, was zur Hölle mit Putin passiert ist»
0:23
Trump zu russischen Angriffen:«Ich weiss nicht, was zur Hölle mit Putin passiert ist»
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?