«Linke Gewalt darf nicht zum Mainstream werden»
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J. D. Vance vertritt Kirk:«Linke Gewalt darf nicht zum Mainstream werden»

Nach Attentat auf Charlie Kirk (†31)
Wie das Trump-Lager zum Krieg gegen «linke Extremisten» bläst

Hass, Trauer und grosse Bestürzung: Das Attentat auf Charlie Kirk hat die USA erschüttert. US-Vizepräsident J. D. Vance macht «linksgerichteten Extremismus» für den Anschlag mitverantwortlich und bläst zum Kampf. Eine Übersicht.
Publiziert: 16.09.2025 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2025 um 21:48 Uhr
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US-Vizepräsident J. D. Vance führte am Montag durch eine Sonderausgabe des Podcasts des getöteten Aktivisten Charlie Kirk.
Foto: keystone-sda.ch
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Janine EnderliRedaktorin News

Der Tod von Charlie Kirk (†31) hat die USA aufgerüttelt. Im ganzen Land und über die Grenzen Amerikas hinaus trauern Konservative um den Familienvater, der am 10. September bei einer Uni-Veranstaltung von Tyler Robinson (22) erschossen wurde. Zusätzlich entfachte das Attentat eine politische Diskussion, die von Vorwürfen und Hass geprägt ist. 

Am Montag moderierte Kirks enger Freund und US-Vize J. D. Vance (40) zu Kirks Ehren eine Sonderausgabe seines Podcasts «The Charlie Kirk Show». Neben einem persönlichen Nachruf erhob Vance auch politische Vorwürfe. Er machte «linksgerichteten Extremismus» für das Attentat verantwortlich – und versprach gegen «linke Verrückte» vorzugehen. An wen richtet sich die Kritik der Trump-Regierung konkret und was bedeutet diese Rhetorik? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen. 

Was sagt Vance im Podcast?

«Die letzten Tage waren sehr hart für uns», beginnt Vance den Podcast. «Wir haben einen liebenden Familienvater verloren, der stets den Dialog suchte und das Voranbringen der konservativen Bewegung zu seinem Vermächtnis machen wollte. Wir sind alle am Boden zerstört.» Im Gespräch mit Stephen Miller, dem stellvertretenden Stabschef des Weissen Hauses, bezeichnete er Kirk als einen Visionär, der die konservative Bewegung voranbringen wollte. 

Die beiden Männer stellten klar: «Wir werden gegen dieses Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen, die Gewalt fördern, vorgehen.» Der Vizepräsident präzisierte, dass er «linksgerichteten Extremismus» für die Bluttat mitverantwortlich macht. «Wir möchten diesen radikalen linken Verrückten das Handwerk legen», sagte er im Gespräch mit Miller. Dieser gab an, dafür das Justizministerium und Heimatschutzministerium einzusetzen. Wenn diese Aufgabe abgeschlossen sei, bestehe die Möglichkeit für politische Einheit, so Vance. 

«Keine Einheit besteht mit Linken, die auf Charlies Grab tanzen!», so Vance. Was er meint: Nach dem Tod des Aktivisten feierten einige Kommentare auf Social Media dessen Ableben. Auch Kirks Witwe Erika (36) war ein Thema. «Während sie über dem Sarg ihres Mannes zusammenbrach, feierten Linke seinen Tod», behauptete Vance. «Wir glauben nicht an politische Gewalt, aber wir glauben an Anstand, und es ist nicht anständig, politische Morde zu feiern.»

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Gegen welche Organisationen richten sich die Vorwürfe?

Praktisch sofort nach Bekanntwerden des Attentats auf Kirk versprach die Trump-Regierung, dass das Attentat Konsequenzen haben werde. Der gegenseitige Hass in den sozialen Medien nimmt täglich zu. 

Vance nannte im Podcast konkret die Open Society Foundations und die Ford Foundation, die er im Visier habe. Er warf ihnen vor, das linksgerichtete Nachrichtenmagazin «The Nation» finanziell zu unterstützen und dadurch eine «Kultur der Gewalt» zu schüren. Die beiden genannten Organisationen gehören George Soros, einem demokratischen Grossspender – und damit alles andere als Trumps Freund.

Was will Trump?

US-Präsident Donald Trump agiert momentan eher im Schatten von J. D. Vance. Da der Vizepräsident mit Kirk persönlich befreundet war, ist dieser auf der öffentlichen Bühne präsenter. Am Montagabend zog US-Präsident Donald Trump vor Reportern jedoch die Einstufung der Antifa als inländische Terrororganisation in Erwägung. Trump verwendet die lose verbundene Aktivistengruppe häufiger als Sammelbegriff für linke Demonstranten und Aktivisten. «Ich würde es zu 100 Prozent tun. Antifa ist schrecklich», sagte der US-Präsident. Er müsse aber noch mit seinen Beratern sprechen. 

In einer Ansprache aus dem Oval Office , die am Abend der Erschiessung Kirks in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, machte Trump die «radikale Linke» für seine Tötung verantwortlich und versprach, «jeden Einzelnen zu finden, der zu dieser Gräueltat und anderer politischer Gewalt beigetragen hat, einschliesslich der Organisationen, die sie finanzieren und unterstützen». Kritiker warfen ihm vor, die Stimmung im Land zusätzlich anzuheizen, um seine Agenda voranzutreiben und die Demokraten zu schwächen, statt einende Worte zu wählen. 

Sind die Aussagen des Trump-Lagers belegbar?

Das genaue Motiv des Kirk-Schützen Tyler Robinson ist weiter unklar. Vance, Miller und Co. beziehen sich in ihren Ausführungen auf erste Ergebnisse des FBI, wonach auf zwei unbenutzten Patronenhülsen, die in der Nähe des Tatorts entdeckt wurden, antifaschistische Parolen gefunden wurden.

«Für uns und die Ermittler ist es ganz klar, dass es sich um eine Person handelt, die zutiefst mit linker Ideologie indoktriniert war», sagte Utahs Gouverneur Spencer Cox. In welchen Gruppen Robinson genau verkehrte und ob er Teil einer Organisation war, werden die Ermittlungen klären. Am Dienstagabend wird Robinson dem Haftrichter vorgeführt, ausserdem gibt es eine Medienkonferenz des Staatsanwalts. Ob hier mehr Details über Robinsons Motiv bekanntgegeben werden, wird sich zeigen. 

Vances Aussagen über die Finanzierung linker Medien durch demokratische Spender sind indes nicht unabhängig belegbar. Das Magazin «The Nation» erklärte in einer Stellungnahme, dass es nie Unterstützung von Soros oder Open Society erhalten habe und derzeit nicht von der Ford Foundation finanziert werde. Prominente, demokratische Politiker, NGO-Chefs oder andere prominente Amerikaner sind bislang nicht dadurch aufgefallen, Kirks Tod gefeiert zu haben. 

Wie reagieren die Demokraten?

Führende Demokraten reagieren mit Appellen zur Mässigung und weisen Kritik entschieden zurück. Sie betonen, dass Gewalt niemals ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein dürfe – unabhängig davon, von welcher Seite sie ausgehe. Mehrere Vertreter forderten die Trump-Regierung auf, in dieser Phase deeskalierend zu wirken. 

Warum sorgt Kirks Tod für so starke Reaktionen?

Seit Kirks Tod fällt auf: Junge Amerikaner, die sich vorher online nie politisch geäussert haben, verspüren plötzlich das Bedürfnis, sich zur Lage ihres Landes zu äussern. Die Gründe sind individuell. Was viele Beiträge aber gemein haben: Es erschreckt die jungen Leute, wie Brutalität, Hass und Verbrechen auf Social Media plötzlich sichtbar werden. «Wir haben gerade live dabei zuschauen können, wie ein Mann auf einer Bühne getötet wurde», heisst es in einem Beitrag, der derzeit viral geht. Die Gewalt und die anschliessende Radikalisierung der Rhetorik sorgen für Angst und Unbehagen. 

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